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Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Titel: Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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noch finsterer wurde, wenn Urnalda den Saal betrat.
    Stundenlang, so kam es mir vor, saß sie auf ihrem Thron auf dem Sims und schaute mir bei der Arbeit zu. Sie schien tief in
     Gedanken versunken und ließ sich durch das ständige Klopfen des Hammers in meinen blasenbedeckten Händen nicht stören. Oder
     vielleicht versuchte sie meine innersten Gedanken zu erforschen. Ich wusste es nicht – und es war mir egal. Ich wusste nur,
     dass ich nicht, wie Bumbelwy vorgeschlagen hatte, aufgeben würde. Wenn ich an diesen Rat oder an den Zustand meiner Mutter
     dachte, flogen Funken vom Stein. Doch ich wurde mir zunehmend bewusst, wie begrenzt meine Zeit war. Und meine Fähigkeit als
     Steinhauer.
    Das Licht der Leuchtfliege flackerte und schwankte, es spielte auf dem schwarzen Stein, während ich arbeitete. Stück für Stück
     splitterten mehr Teile des Steins weg. Allmählich hatte ich eine flache Rinne geschlagen. Wenn mein Daumen und meine schmerzenden
     Arme durchhielten, würde ich sie zu einer Höhlung erweitern, die groß genug war die Leuchtfliege aufzunehmen und zu bedecken.
     Wie viel Zeit ich dafür noch brauchen würde, konnte ich nicht sagen. Nach dem wechselnden Licht indem Lufttunnel oben zu schätzen waren bereits zwei Tage und Nächte vergangen.
    Während meiner Arbeit hörte ich im Geist Urnaldas letzten Befehl:
Deine Aufgabe sein, das kleine Geschöpf vor Schaden zu bewahren.
Hin und wieder fragte ich mich während des Hämmerns, ob in diesen Worten ein Hinweis verborgen war. Konnte es eine andere
     Möglichkeit geben, die Leuchtfliege zu schützen? Eine Möglichkeit, die ich übersehen hatte?
    Nein, sagte ich mir, das konnte nicht sein. Urnalda selbst hatte es den Steintunneln zugeschrieben, dass die Zwerge in Sicherheit
     waren. Zwar hält auch Stein nicht ewig, aber er ist stärker als alles andere. Die Botschaft war klar.
Ich muss einen Steinkäfig bauen, wie die Zwerge dieses Untergrundreich gebaut haben. Ich habe keine Wahl.
    Doch während ich hämmerte und stemmte und versuchte den Stein seinen Sprüngen entlang zu spalten, wünschte ich, es gäbe einen
     einfacheren Weg. So wie ich das große Schwert Tieferschneid in der Schlacht im verhüllten Schloss geschwungen hatte! Ich hatte
     nicht meine Hände gebraucht, sondern verborgene Kräfte meines Geistes, damit das Schwert durch die Luft flog. In diesem Moment
     hatte ich, ohne es zu wissen, die Magie des Springens genutzt. Genau wie die große Elusa, als sie uns ins verlassene Land
     der Bäumlinge geschickt hatte. Könnte ich möglicherweise diese gleiche Macht wieder anwenden? Könnte ich den Hammer und den
     Meißel dazu bringen, jetzt meine Arbeit zu tun und so meinen steifen Rücken, die schmerzenden Arme und den geschwollenen Daumen
     zu schonen?
    »Sein kein Tor, Merlin.«
    Ich schaute vom Stein zu Urnalda hinauf, die mich von ihrem Jadethron aus beobachtete. »Was meinst du?«
    »Ich meine, sein kein Tor. Wenn du tatsächlich Tieferschneid dazu gebracht hast, zu dir zu fliegen, dann sein es weniger dein
     Verdienst als etwas anderes. Dieses Schwert sein ein Schatz von Fincayra. Es sein von seinen eigenen Kräften beherrscht.«
     Sie beugte sich auf dem Jadethron vor und ließ dabei die Ohrringe klimpern. »Du hast weniger dieses Schwert geschwungen, als
     es dich schwang.«
    Ich ließ den Hammer fallen, er klirrte auf den Steinboden. »Wie kannst du das sagen? Ich habe es getan! Ich habe das Schwert
     benutzt! Mit meiner eigenen Kraft. Genau wie ich . . .«
    Urnalda grinste. »Beende deinen Satz.«
    Ich flüsterte. »Genau wie ich die blühende Harfe benutzte.«
    »So ist es.« Die Fackeln flackerten, während sie mich musterte und sich dabei an der dicken Nase kratzte. »Du sein ein langsamer
     Lerner, aber vielleicht sein doch noch Hoffnung für dich.«
    »Ich habe das Gefühl, du redest von mehr als meinem Geschick im Umgang mit dem Stein.«
    Sie schnaubte und rückte ihren Hut gerade. »Natürlich. Ich rede von deinem Geschick beim Sehen. Kein Wunder, dass du von den
     sieben Schritten den am meisten fürchtest.«
    Ich wurde bleich.
    Bevor ich etwas sagen konnte, erklärte sie: »Du sein auch ein langsamer Lerner mit Stein. Als Zwerg in den Tunneln hättest
     du nie Erfolg. Deshalb bezweifle ich, dass die Prophezeiung wahr sein kann.«
    »Welche Prophezeiung?«
    »Dass du eines Tages einen großen Steinkreis wieder aufbauen wirst, so groß wie
Estonahenj.
«
    Ich zischte wie eine der Fackeln. »Ich? Etwas von dieser Größe wieder

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