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Merlins Drache 03 - Die Schlacht der endlosen Feuer

Titel: Merlins Drache 03 - Die Schlacht der endlosen Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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noch sterblich gewesen, doch schon ganz und gar der gleiche brutale Kriegsherr wie heute.
    Was für eine bittere Ironie, dass diese gleichen Geschöpfe schließlich Rhita Gawr dienten! Wie tief waren sie gefallen von den stolzen und mächtigen Zauberinnen, die sie einst gewesen waren, die Befehle von niemandem außer ihresgleichen entgegennahmen.
Nein,
dachte Krystallus,
von ihnen werde ich keine Hilfe bekommen.
    |199| Er hob entschlossen das Kinn.
Aber es könnte mir gelingen, ihnen auszuweichen.
Gerade jetzt, während die Ghule sich noch versteckten und versuchten, dem Ungeheuer nicht aufzufallen, hatte er die Gelegenheit, etwas Kühnes zu tun. Etwas, das ein Vernünftiger noch nicht einmal in Betracht ziehen würde.
    Ich werde dieses Scheusal angreifen. Solange noch Zeit ist.
    Er spürte unter seiner schmutzverkrusteten Tunika den Dolch in der Scheide an seinem Gürtel. Er würde nicht viel helfen gegen ein so enormes Ungeheuer wie dieses. Aber er war wenigstens so scharf wie jede Klinge in Avalon, die elf Waffenschmiede von Ultan Fairlyn hatten ihn auf der Höhe ihrer Geschicklichkeit geschmiedet. Er erinnerte sich jetzt sogar daran, dass der Waffenschmiedemeister ihm gesagt hatte, dieser Dolch könne »sogar eine durch Magie gehärtete Haut« durchstechen – auch wenn er von einem Mann ohne eigene Magie geschmiedet worden war.
    Nun also
, dachte er und gab der Klinge einen Klaps,
das wird deine Chance sein.
    Er schaute hinauf zu der riesigen Gestalt über ihm. Wie eine Säule aus massiver Dunkelheit stieg das Ungeheuer in die wirbelnden Dünste, sein rotes Auge blitzte hoch über dem Moor. Der dunkle Faden pulsierte weiter, er stieß eine grässliche Substanz in den Körper des Scheusals. Was könnte das sein? Welche üble Macht würde es dieser Bestie verleihen? |200| Und wie viel Zeit blieb, bevor das Monster so mächtig würde, dass nichts es aufhalten konnte?
    Das finde ich lieber nicht heraus.
Er verzog das Gesicht und wischte sich einen Schmutzbrocken vom Kinn.
Und deshalb werde ich versuchen, diesen Faden zu zerschneiden.
    Langsam, leise stemmte er sich aus der Grube, vorsichtig, um nicht die versteckten Ghule zu alarmieren. Ranzige Flüssigkeit, unnatürlich kalt und voller verwesender Fleischfetzen und Knochen, schwappte gegen seine Tunika und Leggings; dicker Dreck saugte sich an seinen Stiefeln fest und zog sie ihm beim Gehen fast von den Füßen. Doch er bemerkte es kaum. Er konzentrierte sich ganz auf das riesige Ungeheuer, das er erklettern wollte, so ungefähr wie er die umnebelten Klippen des Adlercañons erklettert hatte.
    Nur würde diesmal die Klippe lebendig sein. Und voller Rache und Zorn.
    Krystallus kroch langsam über die Basis des Monsters. Er bewegte sich so verstohlen wie ein Ghul und bemühte sich, mit den Schatten rundum zu verschmelzen. Er wusste, ein einziger Fehler genügte, und eine Horde von Moorghulen – oder Schlimmerem – würde sich auf ihn stürzen. Dann würde es ihm nie gelingen, den Fluss des Bösen in die Schattenbestie zu unterbrechen. Nie, seinen Teil zur Rettung Avalons beizutragen.
    Und nie wieder Serella zu sehen.
    Dieses letzte Ziel, das persönlichste, zwang ihn zu |201| schlucken. Schlimmer als der bittere Geschmack des Moors in seinem Mund war die Vorstellung, alles zu verlieren, was er mit Serella teilte. Aber er wusste, wenn er bei diesem wilden Versuch nicht erfolgreich war, wäre es um Avalon bald geschehen. Also würde er in jedem Fall alles verlieren. Außerdem würde Serella den Zweck seines Versuchs völlig verstehen   … genau wie sie seinen Abenteuergeist loben würde. Plante sie nicht gerade jetzt, nach Schattenwurzel zurückzukehren? Sie hatte alle seine Bitten ignoriert, diesem Reich fernzubleiben, sie hoffte, das Geheimnis der Plage zu lösen, die ihr Volk
Dunkeltod
nannte.
    Während Krystallus näher kroch, klopfte die schreckliche Drohung weiter – trommelnd, trommelnd, trommelnd. Das Moor vibrierte bei jedem Schlag der tödlichen Trommel. Der stinkende Dreck unter seinen offenen Händen vibrierte mit und rutschte ihm durch die Finger. Üble Pfützen bebten im Rhythmus des Klopfens.
    Er änderte seinen Kurs und schlüpfte hinter ein paar krumme Halme Sumpfgras. Direkt vor ihm, in dem trüben roten Licht nur schwach zu sehen, kauerte ein Moorghul. Obwohl er in einem niedrigen Graben lag und sich vor seinem Herrn versteckte, hatte Krystallus gesehen, wie er sich bei seinem Nahen verdächtig regte. Nach einem spannungsgeladenen Moment schien

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