Merlins Drache 03 - Die Schlacht der endlosen Feuer
der Agent von Rhita Gawr. Was könnte schlimmer sein?«
»Rhita Gawr selbst«, rief der Magier. »Ich habe ein schreckliches Gefühl im Bauch.« Der Wind riss an seinen Worten. »Ein Gefühl, das ich nur ein paar Mal im Leben hatte, nämlich immer, wenn ich diesem Tyrannen persönlich gegenüberstand.«
Während Basilgarrad mit den breiten Flügeln schlug, knurrte er tief in der Kehle: »Ich habe gelernt, solchen Gefühlen zu trauen. Aber wie könnte Rhita Gawr aus dem Geisterreich hierhergekommen sein?«
»Anders als Dagda hat er keine Bedenken, alles Mögliche zu versuchen. Und etwas sagt mir, er hat eine Möglichkeit gefunden.«
Die mächtigen Drachenflügel schlugen in die verfault riechenden Dämpfe. Abrupt neigte Basilgarrad die Ohren vor und warf den Zauberer damit fast ab. Doch er bemerkte gar nicht Merlins überraschten Schrei, er hatte sich ganz auf das unaufhörlich trommelnde |214| Geräusch von irgendwo vor ihnen konzentriert.
»Dort!«, schrie er, als sie durch einen Wolkenvorhang brachen.
Direkt vor ihnen tauchte ein großer Krieger in Gestalt eines Trolls auf, sein Rumpf war mit einer Leine oder Ähnlichem verbunden, die zum Himmel stieg. Sein ganzer Körper schien aus konzentrierter Dunkelheit zu bestehen. Sowie sie durch die Wolken drangen, richtete er sein einziges Auge auf sie, das sie mit seinem zornigen Licht übergoss.
»Diese Leine«, grollte Basilgarrad. »Sie pulsiert mit einer Art Magie.«
»Stimmt.« Merlin hob den Kopf, um den Weg des dunklen Fadens hinauf zu den Sternen zu verfolgen. »Die Magie von Rhita Gawr.«
»Nun, dann«, die Nüstern des Drachen bebten bei dieser Antwort, »kann ich dir Folgendes sagen: Rhita Gawr stinkt schlimmer als grässlich! Er stinkt nach den Achselhöhlen von Trollen, nach Morastfäule und Ähnlichem.«
Der Zauberer verzog ärgerlich das Gesicht. »Das ist nicht der richtige Moment, mit deinem nutzlosen Geruchssinn anzugeben. Konzentriere dich lieber auf deinen Angriffsplan.«
»Das mache ich, keine Sorge.« Leise fügte Basilgarrad hinzu: »Aber dieser sabbernde Rabauke braucht wirklich ein Bad.«
Während er sein Tempo steigerte, erlaubte er sich |215| einen kurzen Blick zurück und sah den kleineren, leuchtend blauen Drachen, der ihm folgte.
Halte dich raus, Marnya,
dachte er und hoffte inständig, dass sie ihre Sicherheit so zu schätzen wusste wie er. Als er den jungen Drachen bemerkte, der heftig mit den Flügeln schlug, um mitzukommen, setzte er hinzu:
Und du auch, Ganta.
»Ihr wagt es, mich anzugreifen!«, brüllte der Troll. Die Gewalt seiner Stimme zerriss Wolken und ließ den Sumpf beben.
»Stimmt!«, brüllte Basilgarrad fast so laut. »Denn du greifst Avalon an!«
Krystallus war bis zur Mitte des Trolls geklettert; jetzt hielt er den Atem an.
Sie sind hier! Basil – und auch mein Vater! Aber sie werden Hilfe brauchen.
Er kletterte weiter. Nur noch ein kleines Stück, dann hätte er das Ende – oder den Anfang – des Fadens erreicht. Ohne auf die schwarzen Funken zu achten, die ihm auf den Rücken regneten, stieg er höher, näher zur Leine. Er wusste nicht, ob sein Dolch sie zerschneiden könnte, er wusste nur, dass er es versuchen musste.
Auf seinen massigen Beinen drehte sich der Troll dem ankommenden Drachen zu. Doch dabei zog die Leine heftig an ihm. Plötzlich wurde ihm klar, dass der pulsierende Faden seine eigene Beweglichkeit hemmte – und ihn, solange er daran befestigt war, verletzlicher machte. Der Krieger runzelte die Stirn.
|216| Er brauchte nur noch ein paar Minuten … und seine Macht wäre vollständig, sein Triumph sicher. In diesem großartigen Moment würde sich die Leine auflösen. Und seine Herrschaft der Eroberung würde beginnen.
Er stampfte mit einem riesigen Fuß in den Sumpf. Stinkende Flüssigkeit und Schlamm spritzten hoch in die Luft, während Beben durch den Sumpf rollten. »Steht auf, meine Ghule!«, kommandierte er. »Haltet diese Eindringlinge auf!«
Wie ein Schwarm drohender Schatten erhoben sich die Moorghule sofort aus dem Sumpf. Sie glitten durch die geblähten Dünste und festigten ihre Formation. Dann flogen sie wie ein einziger Klecks Dunkelheit direkt dem ankommenden Drachen entgegen.
Die angreifenden Ghule brachen in wilde Schreie aus. Basilgarrad brüllte wütend und mit solcher Kraft, dass einige zur Seite taumelten. Doch die meisten griffen ihn leidenschaftlich an, sie stürzten sich auf seine Flügel, die Brust und den Kopf. Obwohl seine mit Élano gehärteten Schuppen
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