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Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman

Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman

Titel: Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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sollten wir es dochnoch mit der Pforte versuchen. Auf dieser schwerfälligen Schlange zu reiten ist wie der Ritt auf einem Albtraum.«
    »Psst.« Rhia hob ihn auf. »Das ist unsere größte Chance.«
    »Dann sind wir so gut wie tot«, brummte er und machte es sich in ihrer Armbeuge bequem.
    Merlin schaute zum Himmel. Die buschigen Brauen zogen sich zusammen, angestrengt runzelte er die Stirn. »Basil, alter Junge …«, bat er, »bist du irgendwo in der Nähe von Waldwurzel? Ich könnte eine Fahrgelegenheit brauchen. Bald. Sehr bald.«
    »Wie wäre es mit sofort?«, dröhnte eine donnernde Stimme aus dem südlichen Himmel.
    Während alle herumfuhren, erschien ein Schatten in einer hohen, spiraligen Staubwolke. Der Schatten verfestigte sich, dann brach Basilgarrad aus der Wolke, Avalons mächtigster Drache. Seine enormen Schwingen wirkten wie Zwillingsinseln, die in der Luft schwebten, auch wenn keine Insel sich mit solcher Anmut und Gewandtheit biegen und drehen konnte. Er machte einen Schwenk, die Schuppen auf seiner Brust glitzerten grün. Er bog Rücken und Schwanz, während er neben Merlin und den anderen landete.
    »Hmmmpff«, knurrte Nuic. »Warum hast du so lange gebraucht?«
    Basilgarrad sah die Dringlichkeit in Merlins Gesicht und antwortete nicht. Innerhalb von Sekunden hatte die Gruppe seine feste Stirn erklettert und flograsch nach Norden. Merlin, der sich an einem Ohr des Drachen festhielt, überschaute die leblose Landschaft unten, während der Wind vorbeirauschte. Er suchte … und wirkte wie in tiefe Konzentration gehüllt.
    »Dort!«, rief er schließlich. »Das ist der Ort!«
    Er deutete vor sich auf einen runden, grauen Flecken Land. Noch nicht einmal ein toter Baum oder ein blattloser Busch wuchsen dort. Die Erde schien noch ausgetrockneter zu sein als überall sonst – ganz entleert von Nährstoffen, wie ein blutleerer Leichnam. Ein schaler, modriger Geruch wehte zu ihnen herauf, sodass Basilgarrad das Gesicht verzog
    Dennoch landete er mitten auf dem tödlichen Fleck. Staubwolken stiegen bei der Landung rundum hoch und verstopften die Luft. Doch niemand, noch nicht einmal der Kobold, beschwerte sich. Zu viel stand auf dem Spiel. Basil hatte kaum angehalten, da kletterte der Zauberer schon herunter.
    Merlin ging zu einem besonders aschigen Fleck. Er sah abgespannt aus, viel älter, als er war. Wie Rhias bröckeliger Rankenanzug litt er mit diesem einmal so fruchtbaren Reich. Behutsam nahm er den leuchtenden Kristall aus seiner Tunika.
    Auf den Stab gestützt, kniete er nieder und legte den Kristall auf den Boden. Er schaute in die strahlenden Facetten und sagte leise: »Bring Leben zurück in dieses Land … ich flehe dich an.«
    Langsam stand der Zauberer auf. Unsicher schauteer Rhia, dann Basilgarrad an. Gespannt drehte er den Stab in den trockenen Boden. Sekunden vergingen, sie erschienen wie Stunden. Nichts geschah.
    Noch mehr Zeit verging. Nichts geschah.
    Basilgarrads Ohren zitterten. Aus großer Entfernung glaubte er etwas zu hören – einen schwachen Klang, wie eine ferne Glocke.
    Das Geräusch schwoll an, wurde stärker, bis auch alle anderen den vollen Klang hören konnten. Rhia hielt den Atem an, sie merkte, dass die dürren Ranken auf ihrem Arm sich bogen und drehten, als würden sie von einer sanften Brise gestreichelt. Nur war das keine Brise, zumindest nicht die physische Art, die sich in der Luft regt. Das hier war mehr eine Regung der Seele, ein Erwachen des Lebens.
    Mit einem Mal begann der Kristall zu vibrieren. Eine Fülle von Licht, weiß und grün, brach aus seiner Mitte – und dehnte sich in leuchtenden Kreisen aus, die sich verbreiteten wie Wellen auf einem Teich. Die Wellen erstreckten sich immer weiter, sie brachen durch den Boden und strebten zum Horizont.
    Inzwischen bewegten sich die Ranken von Rhias Anzug weiter, sie drehten sich dem Kristall zu wie Blumen dem Licht. Die Ranken wurden elastischer, sogar ein Hauch von Grün erschien auf den Stängeln und Blättern. Rhias Augen tanzten, sie spürte, wie ihre Lebenskraft zurückkam. Selbst der mürrische alte Nuic in ihrer Armbeuge zeigte eine zarte Nuance von Grün.
    Das Glockenläuten wurde stärker, es ertönte rundum und vibrierte in der Luft. Aus der Erde brach inzwischen ein einzelner grüner Trieb, er drängte himmelwärts und strebte nach Freiheit. Immer höher wuchs er, und noch höher. Mehrere Triebe sprossen in der Nähe, immer mehr, bis der Boden vor Grün zu brodeln schien. Hunderte von Pflanzen, dann

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