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Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman

Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman

Titel: Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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Unzählige Tröpfchen funkelten im Fackellicht, während sie zur Decke stiegen, langsamer wurden und einen Moment schwebten, bevor sie herunterregneten.
    Alle bis auf ein Tröpfchen.
    Denn Bendegeit hatte dieses besondere Tröpfchen für seine Zwecke ausgewählt. Er richtete den Blick auf seine silbrige runde Form und beschwor seine innereMagie, es festzuhalten, hoch über ihren Köpfen. Wie ein einzelner Stern leuchtete es – einmalig, anmutig und einsam.
    Der Herrscher kniff die orangen Augen zusammen, während er sich auf das Tröpfchen konzentrierte. Langsam, sehr langsam wurde es größer, es schwoll zu einer silbrigen Kugel, die hell vor ihnen wirbelte. Die Kugel reflektierte das Licht der Fackeln und die strahlenden Farben der Muscheln und Seesterne an den Höhlenwänden. Doch sie strahlte zugleich eine andere Art Licht aus – ein zartes, wechselndes eigenes Licht.
    »Horrrche jetzt, Kugel!«, brüllte Bendegeit. Dann begann er in flüsterndem Brummen einen Sprechgesang:
    Was nie geschrieben, schreib,
    Ungesagtes sag,
    Was fort war, hol her.
    Die Schleier vertreib,
    Die Mühen ertrag,
    Enthüll uns noch mehr.

    Zeig, was verborgen war,
    Dunkel im Schatten
    Von Lügen und Trug.
    Mach uns die Wahrheit klar,
    Die wir nicht hatten,
    Das ist uns genug.
    Licht und Schatten begannen in der Kugel zu wirbeln, sie kreisten und schimmerten. Einen Moment lang wurde der Kreis heller, so strahlend wie ein explodierender Stern. Dann verblasste das Licht unerbittlich. Schatten dunkelten, Schwärze vertiefte sich, kam in Ecken und Formen zusammen, die ohne Licht zu sein schienen.
    Dunkler als dunkel
waren die Worte, die Basilgarrad in den Sinn kamen. Ohne zu wissen, warum, schauderte er.
    Eine Gestalt erschien mitten in der Kugel, schwärzer als die Schatten um sie herum. Lang und sehnig wie eine senkrechte Schlange schien sie irgendetwas zu tun – nicht zu trinken, nicht zu essen, nicht mit Geräten zu arbeiten. Was mochte sie tun? Etwas, das große Kraft und Konzentration erforderte. Vielleicht … gebären?
    Etwas an der Gestalt kam Basilgarrad vage vertraut vor. Woher, hätte er allerdings nicht zu sagen gewusst. Weil der Schattenegel sein blutrotes Auge nicht zeigte, blieb seine Identität verborgen. Basilgarrad schaute angestrengt in die schimmernde Kugel und seine Ahnung verdichtete sich: Alle neuen Probleme Avalons hatten
tatsächlich
einen einzigen Grund, eine identifizierbare Ursache. Aber was genau diese Ursache war und wo sie in Avalon zu finden sein könnte, wusste er nicht.
    Das dunkle Bild in der Kugel verblasste, es verschwamm in Schattenschichten. Gerade als es völligverschwand, schrumpfte die Kugel, sie zog sich zusammen bis zur Größe eines einzigen Wassertropfens.
    Der Herrscher nickte, sein Gesicht mit den Edelsteinen war grimmig. »Errrkennst du dieses hinterrrhältige Geschöpf?«, fragte er Basilgarrad.
    Merlins großer Freund schüttelte traurig den Kopf.
    »Dann sag mirrr … verrrstehst du jetzt mehrrr als zuvorrr?«
    »Nur das, Herrscher«, Basilgarrads Stimme dröhnte so laut, dass die Höhle vibrierte. »Irgendwo bewirkt dieses Geschöpf Böses – genug, um unsere ganze Welt zu bedrohen. Ich kenne weder seine Pläne noch seine Kräfte, noch nicht einmal seinen Namen. Aber eins weiß ich.«
    »Und was ist das?« Marnya schwamm näher.
    Basilgarrad hob den Kopf hoch, er streckte ihn fast bis zur Höhlendecke. Licht aus den phosphoreszierenden Fackeln schimmerte auf seinen Schuppen und Zähnen. »Irgendwo werde ich dieses Schattending finden. Ich werde es finden – und zerstören.«
    Damit neigte er den Kopf vor Bendegeit. »Dir, großer Herrscher, sage ich, regiere gut.« Er wandte sich zu Marnya, seine Augen leuchteten. »Und dir sage ich … Fliege gut!«
    Basilgarrad machte kehrt und schwamm durch den Tunnel zum offenen Meer. Der Herrscher undseine Tochter sahen ihm schweigend nach. Beide ahnten, dass dieser ungewöhnte Besucher ihr Leben verändert hatte … und etwas Größeres ändern könnte.

17
Eine ferne Glocke
    Drachen haben ein feines Gehör, so fein, dass sie Geräusche über viele Meilen hinweg hören können. Aber das ist nichts im Vergleich zu dem, was mit dem Herzen gehört werden kann.

    D ie grünen Flammen der Pforte flackerten, schwankten, wölbten sich nach außen und drängten dann weg von den beiden Steinsäulen, die das Feuer begrenzten. Während die Wölbung sich dehnte, zitterte sie vor Anstrengung, als wollten die Flammen den kostbaren Schatz nicht hergeben, den

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