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Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman

Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman

Titel: Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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festzuhalten, als um irgendein Ziel zu erreichen. Als sie den Kopf hob, stellte sie fest, dass ihr Bauch mehr Wind aufnahm. Und als ihr Körper waagrechter lag, fingen auch die Flossen mehr Wind auf. Die Häute an den Flossen dehnten und öffneten sich dem Wind.
    Allmählich wurde aus ihrem Sturz mit dem Kopf voran mehr ein diagonaler Abstieg. Sie streckte die Flossen weit aus, wurde langsamer und spürte die Luft unter ihrem Körper. Sie bog die Flossen nachhinten, wurde noch langsamer und bekam ein kleines bisschen Kontrolle über diesen Fall. Sie hob den Bauch und hatte fast das Gefühl, dass eine unsichtbare Decke unter ihr sie trug.
    In Sekundenschnelle hatte sie sich aus einem Geschöpf, das durch die Luft stürzte, verwandelt … in ein Geschöpf, das
auf
der Luft segelte. Jetzt trieb sie dahin. Schwebte.
    Sie flog!
    Mit ausgestreckten Flossen glitt sie ins Meer und warf eine ungeheure Welle, die über ihrem Vater zusammenschlug. Doch das machte ihm offenbar nichts aus. Als er zu ihr schwamm, sie begrüßte und vor Aufregung fast seine Krone verlor, schaute sie zum Himmel.
    Danke, grüner Drache
, dachte sie, als sie ihn landen sah.
Für dieses Geschenk. Diesen Flug.

16
Schatten
    Was wir sehen, ist nützlich, provokant oder inspirierend. Doch was wir nicht sehen, ist wesentlich.

    W ie versprochen war der majestätische Bendegeit bereit, Basilgarrad zu helfen, nachdem er zufrieden festgestellt hatte, dass Marnya noch heil war. Er fuhr auf den glitzernden Wellen herum, spritzte Wasser in alle Richtungen und führte seine strahlende Tochter und ihren geehrten Gast zurück zu der verborgenen Höhle. Dort, wo seine Magie am stärksten war, würde er seine Belohnung gewähren.
    Als sie sich dem Höhleneingang näherten, rührten sich die drei bewusstlosen Drachenwachen auf den Felsen. Gerade als Basilgarrad vorbeikam, erwachte der Drache mit der narbigen Schnauze ganz – und schnappte nach Luft. Den hinterhältigen Eindringling zu sehen, der ihn geschlagen hatte, war verstörend genug, doch zu sehen, wie dieser Eindringling zufrieden neben dem Herrscher und seiner Tochter herschwamm, war mehr, als der Wächter ertragenkonnte. Er brüllte Basilgarrad zornig an und stürzte sich auf seinen Gegner, wobei er blaue Eiszapfen auf die Steine sprühte.
    Leider bemerkte er nicht, dass sein Schwanz mit den Schwänzen der Gefährten verknotet war – eine kleine Vorsichtsmaßnahme von Basilgarrad, bevor er sie verlassen hatte. Jetzt wurde der springende Wasserdrache plötzlich gebremst und zurückgeschleudert. Er fiel mit noch mehr wütendem Gebrüll direkt auf seine Gefährten. Alle drei Wächter traten und bissen einander und verwickelten sich dabei immer mehr.
    »Ahoi, Narbengesicht!«, rief Basilgarrad im Vorbeischwimmen. »Hast du gut geschlafen?«
    Statt einer Antwort kam ein Chor von Knurren, Brüllen und zusammenknallenden Köpfen.
    Gleich darauf erreichten Bendegeit und seine Tochter plus Basilgarrad die leuchtende Höhle. Fackeln mit phosphoreszierendem Meereslicht warfen die drei Drachenschatten an die Wände. Die grünen, blauen und violetten Pauamuscheln leuchteten noch strahlender als in Basilgarrads Erinnerung. Er schauderte vor Erwartung und wusste, dass er bald die Antwort auf seine – und Avalons – größte Frage erfahren würde.
    Mit einem Blick zu der hohen Decke mit den farbenprächtigen Mosaiken aus Seesternen sagte er zu dem Herrscher: »Ich habe so eine Ahnung, dass bald ein neues Mosaik dazukommt.«
    »Und was brrringt dich dazu, das zu sagen?«
    »Es ist nur eine Annahme«, sagte der grüne Drache vergnügt. »Eine historische Szene wäre hübsch – zum Beispiel der erste Wasserdrache, der fliegt.«
    Bendegeits Augen glitzerten vor Belustigung. »Vielleicht hast du rrrecht.«
    Marnya gluckste entzückt. Sie richtete den himmelblauen Blick auf Basilgarrad und sah ihn dankbar an.
    Der Herrscher der Wasserdrachen schwamm in die Höhlenmitte und räusperte sich mit einem tiefen Poltern, das von den Wänden widerhallte. Ernst befahl er Basilgarrad: »Stelle die Frrrage, die ich beantworrrten soll.«
    Der grüne Drache zog die Augenbrauen hoch. »Was – oder wer – steckt hinter Avalons Problemen? Die Auseinandersetzungen, der schwindende Frieden, die Seuche, die sich ausbreitet. Wer verursacht das?«
    Bendegeit holte tief Luft, als würde er die Frage einatmen. Dann hieb er mit einem mächtigen Flossenschlag auf die Wasseroberfläche und schickte so eine grüne Sprühfontäne in die Luft.

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