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Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Titel: Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter Krieger
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der Markgraf Euch nicht mit einem speziellen Auftrag nach Aachen geschickt?“
„Ja, das hatte er. Und weiter?“
„Zu meinem und der Meroder Erstaunen habt Ihr jedoch Euren Kumpanen, diesen dubiosen Landstreicher, auf den Weg geschickt.“
„Wie ich sehe, haben Eure Spitzel wieder gute Arbeit verrichtet. – Und jetzt sagt mir endlich, was Ihr von mir wollt!“
„Was ich von Euch will?“ Paulus schnaubte wütend. „Ihr habt Euch dem Willen des Grafen widersetzt.“
„Unsinn. Wilhelm hat mir in dieser Angelegenheit freie Hand gelassen. Außerdem geht Euch das einen feuchten Dreck an, Paulus!“
„Das sehe ich anders. Wenn Ihr des Markgrafen Unwillen weckt, fällt das auch auf Merode zurück. Ich habe wenig Lust auf gräfliche Repressalien, die Eure Eigenmächtigkeiten bewirken könnten!“
„Da macht Euch keine Sorgen. Ich übernehme jede Verantwortung. Und seid nochmals versichert, Paulus, dass ich das volle Vertrauen des Grafen besitze.“
Paulus schien vor Wut zu beben. „Vielleicht solltet Ihr Euch doch die Mühe machen, herabzuklettern, Mathäus, damit wir die Sache in Ruhe bereden können.“
„Es gibt da nichts zu bereden. Und ich bleibe hier oben! – Habt Ihr eigentlich den Schweinehirten laufen lassen, wie ich es angeordnet habe?“
„Gewiss, Herr Hüter der herrschaftlichen Ordnung. Alles ist nach Eurem Wunsch geschehen.“ Paulus griff in den Köcher an seinem Sattel und zückte einen Pfeil. Dietrich blieb der Mund offen stehen.
„Herr, was macht Ihr da?“
Der Burgvogt schenkte ihm keine Beachtung. Er spannte den Pfeil in seinen Bogen und zielte in die Krone des Baumes.
Der Pfeil schwirrte durch die Luft. Einen Wimpernschlag später hörte man ihn in das Holz des Stammes schlagen. Paulus lachte hohl, fingerte den nächsten Pfeil hervor und schoss auch diesen ab. Ein weiteres Dutzend Pfeile folgten. Dietrich blickte Paulus ungläubig an: Die Pfeile des Vogtes zierten den Stamm der Eiche in erstaunlicher Symmetrie, gleich den Sprossen, die in ein Baumhaus führten. Nun war es recht einfach, die Pfeile als Tritte zu benutzen, um wieder heil auf die Erde zu gelangen. Paulus spannte einen letzten Pfeil in die Sehne und blickte suchend in den Himmel. Als er dort eine Taube sah, war es um diese schon geschehen. Wenige Augenblicke später landete das Tier mausetot vor Dietrichs Füßen.
Paulus schwenkte seinen Bogen Richtung Eichenkrone. „Stets zu Diensten, Mathäus. Nun sollte es selbst Euch keine Schwierigkeiten mehr bereiten, wieder auf die Erde zu kommen. Und weil die Kletterei Euch hungrig gemacht haben dürfte, habe ich Euch gleich einen Leckerbissen vom Himmel geholt. Wünsche guten Appetit!“
Laut lachend wendeten die Reiter ihre Pferde und preschten davon. Wütend und keuchend erschien der Dorfherr endlich vor dem immer noch fassungslosen Diener.
„Habt Ihr das gesehen, Herr?“, stammelte dieser.
„Dieser Hundsfott“, überging Mathäus seine Frage.
„Die Taube ... Ein einziger Schuss nur ...“
„Verdammt, ich hab’s gesehen!“
„Das ist ... unglaublich.“
„Wir haben andere Probleme als Paulus’ Schießkünste, Dietrich.“
„Ich werde ihn nicht herausfordern, so viel steht fest. Ich scheiß auf seine Silbergulden. Schlimm genug, dass Ihr ihn herausgefordert habt.“
„Hör jetzt auf damit. Lass uns lieber überlegen, wie wir nun weiter vorgehen.“
„Paulus wird Euch bis auf die Knochen blamieren!“
„Didi!“ Der Dorfherr packte ihn beim Kragen. „Schluss jetzt, kapiert? Ich will nichts mehr davon hören!“ Er ließ ihn los und seufzte laut. „Lass uns auf ein Bier ins ‚Carolus Magnus‘ gehen. Vielleicht bringt ein labender Trunk uns auf ein paar geistreiche Gedanken.“

    Am frühen Nachmittag erschienen Aachens Mauern am hitzeflimmernden Horizont. Bei ihrem Anblick galt Heinrichs erster Gedanke seiner ehemaligen Geliebten Johanna, die in dieser Stadt lebte und inzwischen mit einem Ratsherrn verheiratet war. Ihm war, als hätte ihm jemand einen Dolch ins Herz gestoßen. Johanna! Er hatte sie verloren, das Trauma seiner Seele hatte sie entzweit. Es war nicht Johannas Schuld gewesen. Seine zunehmende Unnahbarkeit hatte das Ende ihrer Beziehung unaufhaltsam heraufbeschworen. Eines Tages hatten sich ihre Wege für immer getrennt. Wenigstens schien Johanna wieder glücklich zu sein, davon hatte Heinrich sich vor Jahresfrist heimlich überzeugen können. Es war eine schmerzvolle Erfahrung für ihn gewesen, wenngleich er Johanna alles Glück dieser Welt wünschte.

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