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Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Titel: Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter Krieger
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ist?“
„Wer weiß das schon? Vorsicht hat noch niemandem geschadet. Sei’s drum, dann mache ich mich eben allein auf den Heimweg.“
„Wenn Ihr wollt, begleite ich Euch“, flüsterte ihm die Hure verführerisch ins Ohr und ließ ihre Hände zu seinen Hüften wandern, wo sie sich an seinem Beinkleid zu schaffen machten.
Der Ratsherr packte ihre Hände. „Willst du mich ins Verderben stürzen, Ottilia? Nicht auszudenken, was geschieht, wenn man eine Hure in meiner Begleitung sieht.“ Er lachte und drehte sich zu ihr um. „Nein, mein rotes Luder. Ich werde allein nach Hause gehen. Zum Teufel mit dem Meuchler. Und zum Teufel mit meinem Diener. Der kriegt morgen was zu hören ...“ Er zückte einen Beutel und zählte ein paar Münzen ab. Ottilia nahm sie mit glänzenden Augen entgegen.
„Auf bald, Herr.“
Draußen umfing ihn die schwüle Milde der Nacht. Ein paar Ratten stoben wie dunkle Schatten vor ihm auseinander. Am Himmel prangte eine lichte Mondsichel.
Vor dem Stephanshof, einem Haus der Beginen, kauerte ein alter Mann. Der Ratsherr stieß ihn mit einem Fuß an.
„He! Hast du keine Bleibe?“
Trübe Augen starrten zu ihm empor. „Nein, Herr“, kam es krächzend zurück.
„Aber hier, vor dem Haus der Beginen, kannst du nicht bleiben.“
„Lasst mich nur hier, Herr“, flehte der alte Mann. „Die Beginen sorgen für mich ...“
Der Ratsherr seufzte leise und setzte seinen Weg fort. Es war nicht die rechte Zeit und nicht der rechte Ort, um solche Dinge zu klären. In der nächsten Ratsversammlung würde er ...
Er fuhr herum.
Hatte er da nicht Schritte gehört?
Niemand war zu sehen. Bizarre Schatten klebten an den Fassaden der Häuser.
Nun wurde ihm wieder bewusst, dass er mutterseelenallein unterwegs war. Er verdrängte das eigenartige Gefühl der Furcht, das ihn plötzlich heimsuchte. „Dieser elende Bursche“, raunte er in Gedanken an seinen nichtsnutzigen Diener.
Er zwang sich, an etwas Angenehmes zu denken. Ottilia! Diese Hexe machte tatsächlich wieder einen jungen Mann aus ihm. Wenn sie ihre Liebeskünste an ihm anwandte, schienen die vergangenen dreißig Jahre beinahe spurlos an ihm vorübergegangen zu sein. Wäre da nicht sein fülliger Bauch gewesen, hätte er es beinahe glauben können.
Da, wieder Schritte! Diesmal kein Zweifel.
Langsam, als sei er auf eine unliebsame Überraschung gefasst, wandte er sich um.
Eine große Gestalt. Ihr Kopf steckte unter einer dunklen Kapuze.
„Wer seid Ihr?“
„Was glaubt Ihr denn?“, kam es dumpf zurück.
Der Ratsherr schluckte. Seine Beine gehorchten ihm nicht mehr. „Seid Ihr ...“
„Der bin ich!“ Der Zweihänder blitzte auf.
„W-warum?“
„ Warum , wollt Ihr wissen?“ Der Fremde lachte hohl. „Ich will’s Euch sagen:
    Der Löwe ward geschlagen,
Frevlers tumber Mord.
Nie wieder wird man’s wagen,
verflucht sei dieser Ort.“
    Der Ratsherr schüttelte verständnislos den Kopf. „Ich ... ich weiß wirklich nicht, was Ihr von mir wollt.“
Es waren seine letzten Worte.
Erst in den frühen Morgenstunden war Heinrich in einen gnädigen Schlummer gefallen. Und nun das laute Pochen an der Tür zu seiner Kammer. Er brauchte ein paar Augenblicke, um sicher zu sein, dass er nicht träumte. Benommen erhob er sich. Der knurrende Chlodwig erhielt die Weisung, sich still zu verhalten. Heinrich schritt zur Tür und öffnete. Herein trat Hartmann von Birgel.
„Dreimal dürft Ihr raten, was in der vergangenen Nacht geschehen ist, Heinrich.“ Mit vor der Brust verschränkten Armen schritt er vor dem gerade erst Erwachten auf und ab.
„Der Mörder“, erwiderte Heinrich, „hat seine Zeit der Tatenlosigkeit beendet.“
„So ist es. Als ob er auf uns gewartet hätte, dieser Mistkerl. Eine ganze Woche lang hat er Ruhe gegeben. Kaum sind wir in der Stadt, schlägt er wieder zu.“
Heinrich sprang in seine Kleidung. „Wen hat es diesmal erwischt?“
„Wieder einen Ratsherrn. Bernhard von Eupen.“
„Hm! Das ist seltsam.“
„Was genau findet Ihr seltsam?“
„Erst ein Ratsherr. Dann ein Grobschmied. Jetzt wieder ein Ratsherr.“ Heinrich griff nach seinen Stiefeln und stülpte sie über. „Eine seltsame Konstellation. Was hat wohl die Zunft der Schmiede mit dem Rat dieser Stadt zu tun?“
„Wer sagt, dass es hier einen Zusammenhang gibt?“
„Niemand. Aber ...“ Heinrich stülpte die Unterlippe nach vorne.
„Aber was? Weiht mich in Eure Gedanken ein, Heinrich.“
Heinrich schüttelte den Kopf. „Schon gut, Hartmann. Verzeiht mir, wenn ich

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