Merry Christmas, Holly Wood
Weihnachten!“, meldete sie sich. Da sie noch so ein uraltes Schnurtelefon besaß, hatte sie keine Wahlerkennung und wusste somit nicht, dass Holly dran war.
„Mom? Ich bin es.“
„Holly“, rief sie aus. „Herman, es ist Holly!“
Sie hörte, wie ihr Dad sogleich hinzutrat und sie nun wahrscheinlich beide am Hörer lauschten, gespannt auf ihre Worte und ihre Erklärung.
„Wo bist du, meine Zimtschnecke?“ So hatte ihr Dad sie schon als kleines Mädchen genannt, weil er Zimtschnecken über alles liebte, fast so sehr wie sie.
„Ich bin gestern auf dem Weg nach Hause im Schnee steckengeblieben“, begann sie zu erklären und wusste, was ihre Eltern dachten. Es war nur wieder eine Ausrede. Sie war in Wirklichkeit in New York, hatte sich nie auf den Weg nach Hause gemacht, feierte eine Party nach der anderen und dachte sich nun irgendeine Geschichte aus, die erklärte, warum sie nicht da war. Sie hatte ein unglaublich schlechtes Gewissen, dass es die letzten Jahre wirklich so gewesen war. Was war sie nur für eine Tochter?
„Wirklich, Mom, Dad, ich bin ganz in der Nähe. In Loveland.“
Sie hörte ihre Mutter schluchzen und ihr stiegen Tränen in die Augen, weil ihr alles so unglaublich leid tat.
„Du bist in Loveland?“, fragte ihr Dad jetzt.
„Ja. Mein Leihwagen steckt in einem Schneeberg fest und ich kann nicht weiter. Ich bin bei einer wirklich freundlichen Familie untergekommen, aber ich weiß nicht, wie ich es bis Weihnachten nach Hause schaffen soll.“
„Ich werde dich holen kommen!“, sagte ihr Dad. „Gib mir die Adresse der Familie.“
„Die Straßen sind zu, Dad. Ich bin hier ganz am Rande von Loveland. Ich weiß nicht, wie es in der Stadt aussieht, aber hier ist alles eingeschneit. Wir haben heute meinen Wagen gefunden und ich konnte meine Sachen holen, aber es ist unmöglich, weiterzufahren. Der Wagen muss erst einmal in die Werkstatt, die hat aber erst nach den Feiertagen wieder auf. Und ich glaube, du würdest auch nicht bis hierher durchkommen. Lass uns am besten abwarten, bis die Straßen wieder frei sind, dann kann ich zu euch fahren, ich hoffe, so schnell wie möglich. Ich vermisse euch sehr.“
Das war das erste Mal, dass sie es sagte und es auch ernst meinte.
Sprachlosigkeit am anderen Ende. Dann: „Oh, Holly, wir vermissen dich auch, ganz schrecklich sogar. Und jetzt bist du ganz in der Nähe, und wir können uns doch nicht sehen.“
„Ich werde so schnell wie möglich zu euch kommen, Mom, das verspreche ich!“
„Das wäre schön. Ruby ist auch schon hier, sie hat ihren Verlobten mitgebracht.“
Ihre Schwester war verlobt? Wieso hatte sie davon gar nichts mitbekommen? Vielleicht, weil sie mit ihr auch seit mehreren Monaten nicht mehr telefoniert hatte?
„Es tut mir leid, Mom.“
„Was tut dir leid, Kind?“
„Dass ich so eine schlechte Tochter war. Ich werde mich bessern, ich verspreche es.“
„Ach, Holly ...“, war alles, was ihre Mutter sagte und sie hätte schwören können, dass sie sie leise weinen hörte.
„Ist schon gut, Zimtschnecke. Darüber können wir reden, wenn du da bist. Gib mir trotzdem die Adresse, vielleicht finde ich ja irgendeine Lösung.“
Holly nannte sie ihm und hoffte im Moment nur noch, dass sie es doch noch irgendwie bis zum Weihnachtsfest nach Hause schaffen würde.
„Was ist das für eine Familie, die dich bei sich aufgenommen hat?“, fragte ihre Mom.
„Sie sind toll, die Bakers. Ein Ehepaar Ende fünfzig, Deb und William. Sie haben auch einen Sohn, Logan, der die Straße weiter runter wohnt.“
Bei dieser Information wurde ihre Mutter hellhörig. „Ah ja? Ist er verheiratet? Ist er gut aussehend?“
Holly lachte. Das war typisch ihre Mom, sie hatte sie schon immer mit irgendwem verkuppeln wollen, nur gut aussehen musste er. Der Rest war nebensächlich.
„Ja, Mom, er ist sehr gut aussehend.“ Sie beschrieb ihn ihr ein bisschen.
„Na, das hört sich doch perfekt an. Dann solltest du dich von deiner besten Seite zeigen“, riet ihr ihre Mutter.
Zu spät! , dachte Holly. Ich habe mich bereits vor ihm zum Affen gemacht.
„Okay, Mom. Ich melde mich dann, wenn ich irgendetwas Neues weiß. Grüße Ruby bitte von mir, und ihren Verlobten auch. Ich freue mich schon sehr auf euch alle.“
„Wir uns auch auf dich. Und nun gib mir bitte noch diese Deb, ich möchte mit ihr sprechen.“
Oh je, meinte sie das etwa ernst? Sie nahm das Handy und ging damit die Treppe hinunter in die Küche, wo
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