Merry Ex-Mas
Dumme Frage. Natürlich war sie verletzt, sonst würde Ralph nicht anrufen.
„Sie hat sich das Handgelenk gebrochen, und das muss am Freitag operiert werden.“
Am Tag vor der Hochzeit. Arme Mom. Ich Arme, fügte Cass im Stillen hinzu, als ihr ein neuer, sehr viel egoistischerer Gedanke durch den Kopf schoss. Aus war es mit ihrer moralischen Unterstützung. Sie hatte darauf gebaut, dass ihre Mutter ihr helfen würde, sich zusammenzureißen, während sie sich mit Mason und seiner Familie abplagte. Jetzt war sie auf sich allein gestellt.
Sie schalt sich, weil sie so egoistisch war, und fragte, ob sie ihre Mutter sprechen könnte.
„Leider nicht, sie ist gerade beim Arzt drin“, antwortete Ralph. „Wir halten euch aber auf dem Laufenden.“
„Danke“, erwiderte Cass. „Bitte sag ihr, dass wir sie lieben. Wir werden euch schrecklich vermissen.“
„Nicht so sehr wie wir euch“, versicherte Ralph ihr.
„Also, was ist passiert?“, fragte Dani, nachdem Cass ihr Handy beiseitegelegt hatte.
„Grandma hat sich das Handgelenk gebrochen. Am Freitag wird sie operiert.“
Dani sah sie entsetzt an. „Das heißt, sie kommt nicht zur Hochzeit?“
„Sie kann nicht gleich am Tag nach dem Eingriff verreisen“, sagte Cass.
„Ohne sie ist es aber nicht dasselbe.“
Willie kam aus der Küche hereingeschlendert (immer sein erstes Ziel, wenn sie aus der Kirche zurück waren) und hielt eine Tüte Chips in der Hand. „Wann essen wir?“
„Hier geht es nicht immer nur um dich“, fuhr Dani ihn an. An ihre Mutter gewandt, sagte sie: „Vielleicht geht es Grandma ja gut genug, dass sie am Samstag fliegen kann.“
Nein, es ging nicht immer nur um Willie, aber es ging definitiv immer um die zukünftige Braut. Cass warf ihrer Tochter einen strafenden Blick zu. Immerhin besaß Dani genügend Anstand, daraufhin zu erröten. „Selbst wenn sie fit wäre, könnten sie es nicht rechtzeitig schaffen.“
Dani ließ sich zurück in die Kissen fallen. „Das ist doch Mist.“
Das war noch eine dezente Untertreibung. Cass tätschelte ihr Bein. „Keine Sorge. Wir haben zu deinem großen Tag reichlich Familie hier.“ Die Hälfte davon unerwünscht.
„Ich weiß. Ich finde es nur so schade, dass Grandma nicht dabei sein kann.“
Und ich erst! „Ich weiß, und ich weiß, dass auch sie bitter enttäuscht sein wird. Aber Onkel Drew wird alles aufnehmen, sodass sie sich immerhin später noch anschauen kann, wie du zum Altar geführt wirst.“
Danis Miene klärte sich wieder ein wenig auf. „Arme Grandma. Ach, Mensch, ich hätte sie wirklich gern dabeigehabt.“
Cass umarmte ihre Tochter. „Aber die wichtigsten Menschen werden da sein – du und Mike.“
Das entlockte ihrer Tochter ein Lächeln.
„So, komm, jetzt lass uns Essen machen“, schlug Cass vor. „Amber, Willie, ihr helft bitte auch.“
„Oh, Mom“, protestierte Willie. „Ich hasse kochen.“
„Aber du liebst es zu essen, und wenn du gut essen willst, wenn wir dich in die große weite Welt entlassen, dann solltest du lieber wissen, wie man kocht. Außerdem gibt es Tacos, und die sind leicht zubereitet.“
„Tacos? In Ordnung!“
„Dieses Mal bist du mit Käse reiben dran“, informierte Amber ihn. „Ich musste das schon letztes Mal machen.“
Willie stöhnte. „Ich kann das nicht. Ich raspele mir jedes Mal die Finger auf.“
„Komm, stell dich nicht so an“, sagte Cass und riet sich dann dasselbe. Dass ihre Mutter Danis Hochzeit verpassen würde, war nun wirklich nicht geplant gewesen, aber – wie sie auch ihren Kindern immer wieder sagte – nicht bei allen Rezepten kam das heraus, was man sich erhofft hatte.
Das sagte sie auch, als ihr Bruder anrief, um sie zu trösten.
„Wow, Schwesterherz, du nimmst das ja erstaunlich gelassen auf“, sagte er.
Auf jeden Fall gelang es ihr, so zu tun, als wäre sie gelassen.
Als jedoch ihre Freundinnen am Abend zum sonntäglichen Filmabend vorbeikamen, hatte Cass die Nase voll davon, etwas vorzutäuschen.
„Wie schrecklich, dass du deine Mom bei diesem wichtigen Ereignis nicht dabeihast“, fühlte Ella mit ihr.
„Dani ist wirklich sehr enttäuscht“, meinte Cass. „Und ich muss euch sagen, auch wenn ich es ihr gegenüber nicht so gezeigt habe: Ich bin es auch. Ich hatte so darauf gehofft, dass Mom hier wäre, um mir zu helfen, die ganze Sache durchzustehen.“
„Wir stehen dir bei“, versprach Samantha.
„Auf jeden Fall“, pflichtete Charley ihr bei.
„Wo wir gerade vom Durchstehen
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