Messer, Gabel, Schere, Mord: Mitchell& Markbys Vierter Fall
wird. Er ist ein guter Mann, ein Freund von Marcus. Er wird uns nicht im Stich lassen.« Marcus. Tot, aber nicht vergessen. Der arme alte Denis. Er war mit Marcus’ Frau verheiratet, lebte von Marcus’ Geld und in Marcus’ Haus, und jetzt wurde er durch Marcus’ Anwalt aus den Klauen Markbys gerettet. Meredith empfand Mitgefühl mit Denis Fulton, auch wenn sie den Mann selbst nicht besonders mochte.
»Leah«, fragte sie ein wenig verlegen.
»Wie war Marcus Keller?«
»Marcus? Ein guter Mann. Sehr erfolgreich. Ein harter Geschäftsmann, aber ehrlich. Ein hingebungsvoller Ehemann. Unglaublich großzügig. Er hat mich verdorben. Er wollte niemals, dass ich etwas anderes bin als eine Puppe. Vielleicht, wenn wir Kinder gehabt hätten … Aber wir hatten keine. Meine Tochter Lizzie ist Bernies Kind. Bernie war mein erster Ehemann. Er lebt noch irgendwo hier in der Gegend. Er ist verheiratet und hat mit seiner neuen Frau weitere Kinder. Ich habe niemanden außer Denis. Und ich will ihn nicht verlieren!«
»Sie haben Ihre Tochter«, sagte Meredith. Leah zuckte die Schultern.
»Lizzie braucht mich nicht. Sie ist in jeder Hinsicht Bernies Tochter! Bernie war stets unglaublich unabhängig. Wenn er mit sich selbst hätte Kinder bekommen können, hätte er nicht im Traum daran gedacht, mich zu heiraten. Er wollte selbstverständlich einen Sohn, und ich konnte ihm keinen geben. Wir haben uns in Freundschaft getrennt. Ich habe ihn gehen lassen, damit er vielleicht mit einer anderen Frau einen Sohn bekommen konnte. Er war entsprechend großzügig in unserer Scheidungsvereinbarung.« Eine Weile saßen sie schweigend da und beobachteten das Scheit, das Meredith auf das Feuer gelegt hatte. Es wurde langsam von den Flammen verzehrt.
»Ich wünschte …«, begann Leah leise.
»Was?«, fragte Meredith.
»Nichts. Nur so. Gehören Sie zu den Menschen, Meredith, die an eine Wiedergeburt glauben?«
»Dass wir alle schon einmal auf der Welt gewesen sind, meinen Sie?«
»Nicht so sehr, dass wir schon einmal hier gewesen sind, sondern dass wir eine zweite Chance bekommen.«
»Nein«, gestand Meredith.
»Nicht wirklich. Jeder, mit dem ich über dieses Thema gesprochen habe und der daran glaubt, scheint in einem früheren Leben mindestens ein Julius Cäsar oder eine Kleopatra gewesen zu sein. Keiner glaubt, dass er ein vollkommen einfacher Mensch war. Es ist tröstlich, nehme ich an, zu glauben, wir hätten noch eine zweite Chance. Die meisten von uns denken, dass sie beim ersten Mal alles falsch gemacht haben.«
»Ja. Deswegen hoffe ich, dass sie stimmt, die Theorie von der Reinkarnation. Vielleicht mache ich es beim nächsten Mal besser. Ich hoffe, das tue ich.« Plötzlich lächelte sie ihr breites, wunderschönes Lächeln, das Meredith so atemberaubend empfunden hatte, als sie Leah zum ersten Mal begegnet war.
»Es ist spät geworden. Ich denke, ich gehe zu Bett. Schlafen und nicht mehr nachdenken, ja, Sie hatten Recht. Gute Nacht, Meredith.«
»Gute Nacht. Schlafen Sie gut.«
»O ja, ganz bestimmt, das werde ich.« Leah erhob sich und durchquerte die Halle. An der Tür zögerte sie, doch dann drückte sie die Klinke herunter und verließ den Raum, ohne sich noch einmal umzudrehen. Der schwache Duft ihres teuren Parfums hing in der Luft, der einzige Beweis, dass sie noch vor kurzem da gewesen war. Meredith runzelte nachdenklich die Stirn.
Markby klopfte an die Zimmertür seiner Nichte und streckte den Kopf herein.
»Deine Mutter hat mich hochgeschickt, ich soll dir sagen, es ist Zeit, mit Lesen aufzuhören und dich schlafen zu legen.«
Emma saß aufrecht im Bett, rosig vom Baden wie eine frisch gekochte Krabbe, und studierte einen ehrwürdigen Wälzer mit vergilbten Seiten.
Markby kam ganz in das Zimmer und setzte sich auf den unbequemen Bohnensack auf dem Boden.
»Was für ein Buch ist das?«
Sie hielt es schweigend hoch.
»Oh, Black Beauty. Es geht um ein Pferd; das hätte ich mir gleich denken können! Dieses Buch sieht ziemlich alt aus.«
»Es hat Mami gehört, als sie selbst noch ein kleines Mädchen war.«
»Ja, ich erinnere mich. Sie hat beim Lesen weinen müssen.«
»Weil es ein trauriges Buch ist, Onkel Alan.« Ihr kleines Gesicht wurde lebhaft.
»Die Menschen waren in den viktorianischen Tagen schrecklich grausam zu ihren Zugpferden!« Markby verschränkte die Finger und sagte sanft:
»Grausamkeit ist manchmal ein trauriger Bestandteil der menschlichen Natur. Aber nur ein Bestandteil von vielen.
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