Messer, Gabel, Schere, Mord: Mitchell& Markbys Vierter Fall
zumindest wir anderen wussten es. Hope wollte trotzdem ein Zeichen setzen. Wir anderen sind nur hergekommen, weil wir gehofft hatten, wir könnten sie davon abbringen. Es ist uns nicht gelungen.«
»Nicht ganz. Nebenbei, sind Sie nicht die junge Frau, die den Schutzhof führt? Meine Nichte hilft gelegentlich dort aus, glaube ich. Sie hat von Ihnen erzählt. Ich hoffe, sie stellt sich nicht allzu ungeschickt an?«
Die junge Frau wurde mit einem Mal munter.
»Sie meinen Emma, nicht wahr? Nein, im Gegenteil! Sie ist eine große Hilfe! Es ist der Alice-Batt-Schutzhof für Pferde und Esel.« Ihre Stimmung sank wieder.
»Schuhmacher will uns von seinem Land vertreiben. Er ist unser Verpächter, und der Vertrag ist abgelaufen. Die Tiere wären ein Störfaktor, sagt er, und unsere alte Scheune verdirbt die Aussicht.«
»Ich verstehe.« Markby musterte sie nachdenklich.
»Ist das der Grund, aus dem Sie sich der Initiative gegen das Hotel angeschlossen haben?«
»Ja«, gestand sie freimütig.
»Aber es hat nichts genutzt, und ich schätze, wir müssen einpacken.« Sie blickte ihn an, und ihre Augen schimmerten feucht.
»Aber wir haben keinen anderen Platz! Wir wissen nicht, wohin!«
Markby kritzelte etwas auf die Rückseite seiner Menükarte.
»Darf ich fragen, wie alt Sie sind?«
»Vierundzwanzig.«
»Und Sie leben allein dort draußen auf dem Schutzhof?« Sie errötete stark, und ihre Augen funkelten ihn herausfordernd an.
»Ja! Ich komme sehr gut allein zurecht! Ich bin nicht unfähig!«
»Das wollte ich damit auch gar nicht …«, begann Markby, doch sie steigerte sich in einen Anfall von Empörung, der den Mord zumindest für den Augenblick völlig vergessen machte. Er ließ sie gewähren, in der Hoffnung, dass der emotionale Ausbruch als Sicherheitsventil fungierte und sie dadurch besser mit dem Schock fertig wurde.
»Ich weiß ja, dass der Hof genauso schlimm aussieht, wie Schuhmacher sagt! Aber die Tiere werden anständig versorgt. Ich habe noch mehr Hilfe, nicht nur Emma! Rob hilft mir ebenfalls, Robin Harding, meine ich. Er ist Angestellter bei dem Immobilienmakler in der Hauptstraße, und er ist ebenfalls Mitglied der Historischen Gesellschaft. Er ist dem Schutzhof eine große Stütze. Vielleicht weiß er nicht, was er mit sich anfangen soll, keine Ahnung. Ich denke nicht, dass er viel mit seiner Familie zu schaffen hat, wenn überhaupt. Vielleicht schlägt er nur seine Zeit tot. Aber er ist immer da und bereit, die schweren Arbeiten zu erledigen, für die mir einfach die Kraft fehlt. Sie sehen also, ich komme ganz gut zurecht, danke sehr.«
Markby, überwältigt von ihrem Redeschwall, lenkte das Gespräch auf den Fall zurück.
»Ich verstehe. Dann erzählen Sie mir doch, wie Sie in den Keller gekommen sind.«
Ihre Lebhaftigkeit schwand dahin, und der gequälte Ausdruck kehrte auf ihr Gesicht zurück.
»Ich bin Hope nachgelaufen, weil ich sie einholen und aufhalten wollte. Aber dann sind alle anderen ebenfalls losgerannt, und ich bin ihnen bloß gefolgt. Hope war dabei, sich zur Närrin zu machen, und sie hat so … so albern ausgesehen! Als ich dann zusammen mit allen anderen die Kellertreppe hinuntergerannt bin und gesehen habe, wie Sie und jemand anderes versucht haben, sie wieder anzuziehen, und Sie ihr die Jacke gegeben haben, da fand ich alles plötzlich so schrecklich peinlich! Ich wollte nur noch weg. Ich hatte Angst, Hope könnte nach mir rufen und mich mit in diese Geschichte verwickeln. Und das Fernsehen war da!«
»Ja, das Fernsehen«, sagte Markby verdrießlich. Es war gar nicht einfach gewesen, das Kamerateam zu verscheuchen, nachdem es erst einmal gemerkt hatte, dass es sich am Schauplatz eines Mordes befand.
»Die Treppe war jedenfalls versperrt, also habe ich mich in den rückwärtigen und, wie ich hoffte, verlassenen Teil des Kellers zurückgezogen. Er war nicht verlassen. Ellen war da. Tot.«
Sie verstummte, die Kehle war ihr wie zugeschnürt. Was sie erzählte, passte zu dem, was Meredith Markby kurze Zeit zuvor zugeraunt hatte. Doch ihre Geschichte warf eine nahe liegende Frage auf.
»Die Person, die als nächste am Schauplatz eintraf, hat gesehen, wie Sie hinter einem Weinregal hervorkamen, wo sie sich offensichtlich versteckt hatten.«
Zoë Foster nickte.
»Ich hörte, wie sich jemand näherte, und ich dachte, der Mörder kommt zurück. Ich bekam Angst und duckte mich hinter das Regal, weil es am nächsten stand.«
»Schön und gut. Und jetzt denken Sie
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