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Messias-Maschine: Roman (German Edition)

Messias-Maschine: Roman (German Edition)

Titel: Messias-Maschine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Beckett
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Cafés kam heraus und nahm meine Bestellung – einen Kaffee und ein Zitronengetränk – entgegen.
    »Denk dran, Lucy«, murmelte ich. »Denk an alles, was ich dir gesagt habe.«
    »Ich werde daran denken.«
    Sie bedachte den Mann von dem Café mit einem wohldosierten Lächeln. Dann stellte sie das genau richtige Maß an Augenkontakt mit den alten Bauern her, als diese uns etwas zuriefen. (Es war irgendeine Bemerkung darüber, dass Illyrien soeben die muslimische Republik im Norden angegriffen hatte, was für sie allerdings nur von rein akademischem Interesse war: Sowohl die muslimischen Ungläubigen als auch die Atheisten aus der Stadt gehörten ihrer Meinung nach in die Hölle.)
    Doch als sie den Blick von ihnen abwandte, entdeckte sie etwas auf der anderen Seite des Platzes.
    Ihre Reaktion war geradezu furchteinflößend. Ein seltsamer Laut drang aus ihrer Kehle, der nicht einmal entfernt an eine menschliche Stimme erinnerte. Es war ein elektronisches Tosen, ein lautes Rauschen.
    Entsetzt drehte ich mich um, um nachzusehen, was ihre Aufmerksamkeit erregt hatte.
    Auf der uns zugewandten Seite der Platane war ein Roboter aufgespießt. Er hing wie eine kaputte Puppe von einem dicken Metallspieß, den man ihm durch die Brust gejagt hatte. Und er war kein gewöhnlicher Roboter. Über seinen Kopf und seinen Leib hingen wie ein abscheuliches Netz schwarze Fetzen – Fetzen von etwas, das einmal Fleisch gewesen war.
    Ich nahm Lucys Hand.
    »Alles in Ordnung, Lucy, alles in Ordnung. Denk dran, was ich dir gesagt habe.«
    Als der Mann mit unseren Getränken zurückkehrte, lachte er.
    »Wie ich sehe, sind Sie nicht besonders angetan von unserer kleinen Trophäe«, sagte er, als er unsere Anspannung bemerkte und sah, wo wir hinschauten. »Tja, tut mir leid. Sie Leute aus der Stadt sind hier absolut willkommen, aber erwarten Sie nicht, dass wir auch Ihre Monster willkommen heißen.«
    Er blickte finster zu dem zerstörten Ding im Baum und bekreuzigte sich nach Art der Orthodoxen. »Sie sind ein Verbrechen gegen Gott und ein Verbrechen gegen den Heiligen Geist.«
    Er stellte die Getränke vor uns ab. Ich hielt Lucys Hand fest umklammert. Eigentlich seltsam, wenn man darüber nachdenkt. Warum sollte ein Roboter sich getröstet fühlen, wenn man ihm die Hand hält?
    »Vielleicht wissen Sie ja, wofür man dieses Ding angefertigt hat?«, fragte der Mann vom Café kopfschüttelnd. »Es sah aus wie ein Mann, aber es war nackt. Man sah, dass es – tja, entschuldigen Sie, dass ich das so sage –, man sah, dass es kein männliches Glied hatte, nicht mal einen Bauchnabel oder Brustwarzen. Und trotzdem war sein Leib zerkratzt und zerfetzt und schien echtes Blut zu bluten.«
    Er machte eine Geste hilfloser Verwunderung.
    »Wozu brauchen Sie so etwas in der Stadt? Ist das Leben nicht schon schwer genug, ohne dass man sich noch seine eigenen Monster erschafft?«
    Ich sagte nichts und hielt bloß Lucys Hand. Der Mann zuckte mit den Schultern.
    »Die Füße waren es, an denen man klar erkannt hat, dass es sich um einen Roboter handelte. Die Haut war ganz abgescheuert, wie zerrissener Stoff. Sie war zerfasert und blutig, und darunter sah man das Plastik durchscheinen. Natürlich wussten wir alle, was wir zu tun hatten. Mein Sohn Alex und seine Freunde drängten es dort bei der Kirche in die Ecke. Alle liefen sofort los, um Waffen zu holen – selbst die Frauen. Aber es war Kostas, unser Dorftrottel, Gott segne ihn, der das Monster erledigte. Er kam angerannt und hat ihm eine Heugabel mitten in die Brust gerammt. Sie können sich vorstellen, dass Kostas an diesem Abend unser Held war. Der arme Kerl, das wird vermutlich der Höhepunkt seines Lebens gewesen sein.«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Aber Sie hätten mal das Geräusch hören sollen, dass es gemacht hat, als Kostas es tötete: ein schreckliches Brüllen, überhaupt nicht menschlich. So etwas habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gehört. Man kann sich wirklich vorstellen, dass die Dämonen in der Hölle solche Laute von sich geben.«
    »Es klang wie das Geräusch gerade eben«, sagte einer der alten Männer grimmig und schaute dabei zu Lucy und mir.
    »Was für ein Geräusch?«
    »Eben haben wir ein Geräusch gehört, das genau wie das Brüllen des Dämons klang, nur leiser. Ich glaube, es kam von einem der Fremden.«
    Stille trat ein. Die Griechen musterten Lucy und mich mit durchdringenden, misstrauischen Blicken.
    »Was war das für ein Geräusch?«, fragte der

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