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Messias-Maschine: Roman (German Edition)

Messias-Maschine: Roman (German Edition)

Titel: Messias-Maschine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Beckett
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Fantasiestadt, die kein Ende hat …«
    »… oder im Harem des Sultans in Konstantinopel«, warf Nikos ein und schaute sich nach Bestätigung heischend zu mir um.
    Mir war nicht klar gewesen, dass der SenSpace derart balkanspezifische Szenarien anbot, aber ich nickte zustimmend. Es war auf jeden Fall gut möglich.
    »Sie versagen sich nichts, diese Leute aus der Stadt«, meinte Nikos. »Sie versagen sich absolut nichts. Hab ich nicht recht, kyrios? «
    »Nichts außer einer Seele«, sagte ich.
    »Gott sei uns gnädig!«, brummte die Herbergswirtin und bekreuzigte sich.
    »Man kann in eine VR-Spielhalle gehen«, erklärte Nikos den Versammelten, »und sich direkt in den SenSpace versetzen. Man kann ein Flugzeug fliegen, eine Prinzessin retten, ein Kaiser oder ein Sklave sein … Und wie unser Freund aus der Stadt hier sagt, kann man all das sehen und hören und spüren, manchmal sogar riechen. Es ist, als wäre alles echt. Manche Leute verbringen ganze Tage dort und verlieren sich in ihren Träumen. Kyrios, sag ihnen, dass es stimmt!«
    Aller Augen wandten sich mir zu.
    »Es ist wahr«, sagte ich. »Meine eigene Mutter verbringt dort zum Beispiel täglich Stunden über Stunden.«
    Als ich Ruth erwähnte, wurde mir klar, dass ich kaum an sie gedacht hatte, seit wir Illyrien verlassen hatten. Wie seltsam, dass ich sie so vollständig ausblenden konnte, wo ich mich doch immer so um sie gekümmert, sie sogar zugedeckt und getröstet hatte, wenn sie weinen musste …
    Damals wusste ich natürlich nicht, dass sie inzwischen dauerhaft im SenSpace lebte.
    »Die armen verlorenen Seelen«, sagte die Herbergswirtin und schüttelte den Kopf, während sie die Rakiflasche brachte. »Diese armen Seelen, die ihr Leben unter Geistern verbringen.«
    »Man macht es mit Computern«, erklärte Nikos fachkundig. »Ihr würdet nicht glauben, was für Maschinen sie haben und was sie damit anstellen können. Überall, in Läden, Banken, Zügen, auf Fähren haben sie Maschinen, die mit einem reden und einem Fragen beantworten, als wären sie lebendig …«
    Er schaute in die Runde seiner andächtig lauschenden Zuhörerschaft.
    »Und dann gibt es die Roboter, die nicht nur reden, sondern auch herumlaufen und sehen und ihre Hände benutzen können, genau wie Menschen. Man sieht sie überall. Tatsächlich wollen die Atheisten diese Roboter dazu bringen, alle Arbeiten für sie zu erledigen, so dass sie überhaupt keine normalen Menschen mehr brauchen.«
    »Und was wird dann aus uns, wenn die Stadt beschließt, die Hand auszustrecken und uns zu erobern?«, fragte ein alter Mann.
    »Sollen sie es doch versuchen!«, rief jemand.
    Doch ein anderer sagte: »Sie werden uns wegfegen.«
    Und eine Art Stöhnen erhob sich aus den Mündern der Versammelten.
    Nikos nickte grinsend, stolz, dass man ihn mit einer so furchteinflößenden Macht in Verbindung brachte.
    »O ja«, sagte er, »sie können uns jederzeit vernichten, wenn sie wollen. Daran besteht kein Zweifel.«
    Er hielt inne, um sein Glas Raki zu leeren, und schüttelte sich.
    »Die Roboter, von denen ich euch erzählt habe«, fuhr er fort, »von denen gibt es viele verschiedene Sorten. Manche sind grässliche Riesen mit einem einzigen, großen Auge. Sie können einen töten, indem sie mit dem Finger auf einen zeigen, aus dem ein schreckliches Licht hervorschießt. Andere sind breit und haben die Kraft von zehn Männern. Wieder andere sind so winzig wie Mäuse und können in Abflussrohre oder in andere Maschinen eindringen und Bilder von dem, was sie sehen, zurückschicken.«
    Er schaute zu mir, seinem Zeugen, und ich bestätigte mit einem Nicken, dass er die Wahrheit sagte.
    »Und dann gibt es welche, die Syntecs heißen«, fügte er hinzu. »Sie sehen genau wie Menschen aus und sind sogar von echter Haut bedeckt. Habe ich nicht recht, kyrios? «
    »Mehr oder weniger«, brummte ich in der Hoffnung, dass er das Thema nicht weiter ausführen würde.
    »Ja, so ist es«, schaltete sich ein Werkzeugverkäufer ein, der ebenfalls in der Herberge übernachtete. »Oben in Kaina haben sie einen gefunden, der wie ein Mann aussah und aus dessen Wunden echtes Blut floss. Sie haben es aber geschafft, ihn zu töten.«
    »Ja, gute Arbeit haben sie da geleistet«, sagte der Dorfbäcker. »Denn was erfüllt diese Ungeheuer denn mit Leben? Eine gottgegebene Seele kann es nicht sein, was also außer einem Dämon aus der Hölle, den diese Atheisten und Wissenschaftler mit ihrer Bosheit heraufbeschworen

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