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Messias-Maschine: Roman (German Edition)

Messias-Maschine: Roman (German Edition)

Titel: Messias-Maschine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Beckett
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mit ihren Messern in den Händen. Ihr gesamtes Wissen über Roboter stammte aus Legenden und Gerüchten. Sie hatten gehört, dass manche von ihnen Menschen mit einem magischen Licht töten oder verstümmeln konnten, dass andere stärker waren als Ochsen. Sie hatten gehört, dass diese Geschöpfe von Teufeln aus der Hölle mit Leben erfüllt wurden …
    »Lasst sie in Ruhe! Bitte lasst sie in Ruhe!«, flehte ich sie an.
    »Du zielst auf den Hals, Andreas«, murmelte Petros, »und ich auf die Brust. Los!«
    Die beiden stürmten vorwärts, doch Lucy stieß einen weiteren Schrei aus und stürzte sich dann mit dem Kopf voran durchs Fenster. Glas und Holz splitterte.
    Fluchend schlugen die beiden Hirten mit ihren Messern die spitzen Glasscherben ab, die aus dem Rahmen ragten, und sprangen ihr hinterher. Ich folgte ihnen und verstauchte mir bei der Landung unten auf der Straße schmerzhaft den Knöchel.
    Draußen standen zahlreiche Dörfler, von denen einige Lampen trugen, während andere Messer, Spaten, Heugabeln und Gewehre in den Händen hielten …
    »Dämon! Dämon!«, riefen sie aufgebracht, aber genau wie die Hirten wurden sie stiller, als sie sich Lucy selbst gegenübersahen.
    Unbeholfen kam Lucy wieder auf die Beine. Zu ihrer Rechten und Linken starrten sie feindselige, hasserfüllte Gesichter aus dem Lampenschein an. Aber es gab noch eine Richtung, in die der Weg nicht blockiert war. Direkt vor ihr führte ein steiniger Weg zwischen zwei Häusern hindurch in die Berge hinauf. Lucy lief los.
    Doch Lucy konnte nicht rennen. Das war nicht Teil ihres Repertoires. Sie brachte nur eine Art schnelles Gehen zustande, wobei sie auf dem steinigen Pfad immer wieder stolperte. Ihr seltsamer Gang schlug die entsetzten Dorfbewohner in ihren Bann.
    »Dämon! Dämon!«, riefen sie im Chor. Und dann begannen sie ihr zu folgen und riefen einander dabei zu:
    »Sie läuft zum Steinbruch!«
    »Dort schnappen wir sie.«
    »Da kommt sie nicht mehr raus.«
    Ein Gefühl freudiger Erwartung, fast wie auf einem Jahrmarkt, lag in der Luft.
    »Ja! Die ist erledigt! Jetzt haben wir sie!«, riefen hämische Stimmen.
    Und die Menge stürmte aufgeregt der einsamen Gestalt hinterher, die in die Dunkelheit davonstolperte.
    Ich folgte unbemerkt, humpelte auf meinem verstauchten Knöchel, flehte vergeblich um Gnade und versuchte mitzuhalten.

    Der Weg führte direkt in den kleinen Steinbruch hoch, der jahrhundertelang Mauersteine für das Dorf geliefert hatte und nun brachlag. Es war eine Sackgasse.
    Lucy schaute sich um. Zerbröckelte Felswände erhoben sich vor ihr und zu beiden Seiten. Zwischen den Wänden befand sich nichts außer einem verfallenen Holzschuppen. Der einzige Weg hinaus war der, auf dem sie gekommen war, und von dort strömten bereits die mutigeren Dörfler, ihre Lampen und Waffen fest im Griff, in den Steinbruch.
    Sie grinsten und lachten gackernd, als sie sich zu ihnen umdrehte. Mit erhobenen Messern, Heugabeln und brennenden Ästen schoben sie sich langsam an sie heran.
    »Dämon! Dämon! Dämon!«, zischten sie.
    Jemand feuerte eine Flinte ab. Schrot prasselte auf Lucys harten Torso. Ein roter Hautlappen fiel von ihrer Wange herab. Die Menge jubelte.
    »Dämon! Dämon! Dämon!«
    Lucy wich zurück. Feindseligkeit und Gewalt hatte sie bereits im HESVE-Haus kennengelernt, aber das hier war etwas anderes. Dies war der Hass von Menschen, die wussten, dass sie lebte. Ihre Lippen teilten sich, und aus ihrem Mund drang einmal mehr das unmenschliche Statikrauschen. Das flößte den Dörflern ein wohliges Entsetzen ein.
    »Dämon! Dämon! Dämon!«
    Lucy stolperte über einen Stein und stürzte auf den Rücken. Als die Menge sie fallen sah, stürmte sie brüllend weiter voran. Doch bevor die Dörfler sie erreichten, kam sie wieder auf die Beine. Mit ihrem seltsamen schnellen Gehschritt eilte sie zum Schuppen, riss die Tür auf und zog sie rasch hinter sich zu.
    Alle johlten und lachten, als sie hörten, wie Lucy Gegenstände hinter der Tür auftürmte.
    »Das sollte wohl nicht schwer aufzukriegen sein!«, sagte der Hirte Petros und trat zusammen mit Andreas und einigen anderen Männern aus dem Dorf vor.
    Doch der Priester hatte andere Pläne.
    »Wartet!«, sagte der ehrwürdige alte Mann. »Wir müssen die Tür nicht unbedingt einschlagen. Wir sollten den Teufel mit Feuer austreiben!«
    Das gefiel den Dörflern.
    »Brenne! Brenne! Brenne!«, riefen sie im Chor.
    Drei Jungen wurden ins Dorf zurückgeschickt, um Petroleum zu holen.

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