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Messias-Maschine: Roman (German Edition)

Messias-Maschine: Roman (German Edition)

Titel: Messias-Maschine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Beckett
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mit tiefer Stimme. »Ich habe gehört, dass man eine wie sie noch nicht gesehen hat.«
    »Was du gehört hast, ist wahr«, entgegnete Petros lachend. »Man kann sie nicht anschauen, ohne sie ausziehen zu wollen.«
    »Man kann sie nicht anschauen, ohne geil wie ein Bock zur Paarungszeit zu werden!«, sagte sein Neffe.
    »Bring sie runter!«, rief Petros. »Bring sie runter, damit wir sie alle bewundern können.«
    »Sie ruht sich aus«, brummte ich. »Heute Abend will sie nicht runterkommen.«
    »Macht sie denn nicht, was du ihr sagst? Respektiert sie deine Autorität nicht?«
    »Du solltest sie öfter schlagen«, knurrte der Polizist.
    Dann begannen sie, sich über Lucys Reize auszulassen: ihr blondes Haar, ihre langen Beine, ihre wunderbaren Augen …
    »Aber wie ist sie denn nun wirklich, Mann aus der Stadt?«, fragte Petros wieder an mich gewandt. »Wie ist es zwischen diesen beiden hübschen Beinen?«
    Andreas und der Polizist lachten.
    »Ich wette, wenn sie scharf ist, geht sie ab wie eine läufige Hündin«, sagte der Polizist. »Ich weiß noch, wie die Ausländerinnen früher nackt am Strand lagen. Mit nackten Brüsten, selbst die Beine weit gespreizt, so dass jeder sie sehen konnte. Huren, allesamt.«
    »Das kommt daher, dass ihre Männer nicht wissen, wie man die Kontrolle über sie behält«, erklärte Petros. »Hab ich nicht recht, mein kleiner Bock aus der Stadt?«
    Alle lachten.
    »Nur zu«, sagte der jüngere Hirte und beugte sich vor, um mein Knie anzufassen. »Wir sind hier alle Männer von Welt. Erzähl uns, wie sie im Bett ist!«
    »Ja!«, stimmte der Polizist ein. »Sag es uns, sonst ist Andreas hier vielleicht versucht, es selbst herauszufinden!«
    Der Raum drehte sich um mich. Schweiß lief mir übers Gesicht. Vor Übelkeit krampfte sich mir der Magen zusammen. Ich war ihre endlose Spöttelei leid.
    »Ihr habt keine Ahnung, wovon ihr redet«, hörte ich mich selbst plötzlich murmeln. »Ihr wisst nicht mal einen Bruchteil von dem, was wir aus der Stadt so alles treiben. Nicht mal einen Bruchteil wisst ihr. Sie sieht nur von außen wie eine Frau aus. In Wirklichkeit ist sie ein Roboter, eine in menschliche Haut gehüllte Maschine …«

Kapitel 53
    E ine schreckliche Stille senkte sich über den Raum. Die grinsenden Gesichter vor mir erstarrten. Die beiden Hirten standen auf.
    »Bring uns zu ihr«, sagte Petros mit eisiger Stimme zu dem schielenden Jungen. Spiro nahm die Lampe.
    Hektisch bemühte ich mich, aufzustehen.
    »Ach, kommt schon, Leute, das war nur ein Witz. Lucy und ich haben uns gestritten, und ich war sauer auf sie, das ist alles. Sie ist kein Roboter. Das war bloß ein Witz!«
    »Das können wir selbst beurteilen«, gab Petros kalt zurück.
    Ich taumelte auf ihn zu und wollte ihn packen, doch der große Polizist trat sofort dazwischen, griff mich am Kragen und schleuderte mich beiseite. Ich fiel gegen den Ofen, verbrannte mich und holte mir eine Platzwunde an der Schläfe.
    Mühsam zog ich mich wieder hoch.
    »Wirklich, ihr müsst sie in Ruhe lassen. Sie schläft! Es geht ihr nicht gut!«
    Spiro und die beiden Hirten beachteten mich nicht. Sie stiegen bereits die klapprige kleine Treppe hinten im Laden hoch.
    Der Polizist war derweil an die Tür gegangen und rief auf die Straße hinaus: »Wir haben einen Dämon hier! Kommt schnell! Der Atheist hat einen Dämon aus dem Norden mitgebracht!«
    Ich griff nach leerer Luft. Alles drehte sich um mich. Es fiel mir sogar schwer, das untere Ende der Treppe zu erkennen. Ich stolperte vorwärts.
    Und dann ertönte oben ein seltsames, unmenschliches Geschrei.
    »Lucy!«, rief ich, während ich mich die Treppe hinaufhangelte.
    »Heilige Mutter Gottes!«, murmelte der Polizist entsetzt, bekreuzigte sich und rannte los, um seine Waffe zu holen.
    »Dämon! Wir haben einen Dämon hier!«, rief er erneut.
    Diese Schreie, diese abgehackten Ausbrüche von statischem Rauschen, drangen wieder und wieder von oben zu mir herunter.
    Der Kirchengesang war verstummt. Auf der dunklen Straße öffneten sich die Türen.

    Lucy stand im gelben Petroleumlicht am Fenster, das Gesicht den beiden verängstigten Hirten zugekehrt. Ihr Kopf und ihre Glieder waren menschlich, ihr Rumpf war ein mechanisches Plastikgehäuse. Ihre Miene war ausdruckslos, aber zwischen ihren leicht geöffneten Lippen kam immer wieder dieses grausige, elektronische Brüllen hervor.
    Während der junge Spiro sich mit der Lampe hinter den beiden hielt, näherten sich die beiden Hirten langsam

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