Metanoia - Du sollst Buße tun (Kommissar Pfeifers zweiter Fall)
uns auffliegen lassen? Du kennst doch die Regeln, Chris -
einer für alle, alle für einen – da kannst du nicht so einfach raus.“ Malte
wartete geduldig auf eine Reaktion. Er beobachtete sein Gegenüber aufmerksam.
Chris fühlte sich plötzlich unwohl. Die ganze Sache
fing an, ihn nervös zu machen. Sein Bauchgefühl sagte ihm, dass hier etwas
nicht stimmte. Malte benahm sich komisch. „Ben hat also die ganze Zeit gewusst,
wo du steckst?“
„Er wusste, wie er mich erreichen kann, ja. Auf ihn
kann ich mich wenigstens verlassen.“ In diesem Satz schwang ein leiser Vorwurf
mit. Chris ließ das nicht auf sich sitzen. „Du meinst, du hast ihn dir gefügig
gemacht. Mit deinem ´Selbstgebrauten`. Verschwinde hier. Sofort.“ Malte machte
einen Schritt auf seinen Freund zu und baute sich vor ihm auf. Christopher wich
zurück. Er war ein großer, gut gebauter und einigermaßen kräftiger junger Mann,
doch gegen seinen Freund Malte wirkte er wie ein Schwächling. Malte war mit
seinen 1,95 m und den fast 130 kg, die er auf die Waage brachte, um einiges
kräftiger als er. Er spielte für sein Leben gern Football und hielt schon seit
Jahren die Position des Tackle in seinem Verein inne. Er hatte ein freundliches
Gesicht und war ein gutmütiger Kerl. Normalerweise. Sein Vater schaffte es
allerdings immer wieder, dass ihm der Kragen platzte. Malte hatte einfach keine
Lust auf das BWL-Studium, das seine Eltern ihm aufdrängen wollten. Er sollte
nach dem Studium die Filteranlagen-Firma seines Vaters übernehmen, doch das
entsprach nicht den Zukunftsplänen des begeisterten Football-Spielers. Er träumte
seit seiner frühesten Kindheit von einer Karriere bei der NFL, der
amerikanischen Football League, und trainierte sehr hart dafür. Doch hierfür
fand er zu Hause keine Unterstützung und das führte regelmäßig zu lautstarken
Auseinandersetzungen mit seinem Vater. Aber niemals hatte er die Stimme gegen
einen seiner Freunde erhoben oder seine körperliche Kraft gegen sie eingesetzt.
Heute jedoch war irgendetwas anders. Ihn umgab eine
Aura der Boshaftigkeit. Er dünstete die Gewalt aus jeder Pore seines massigen Körpers
aus.
Christopher bekam es mit der Angst zu tun. „Hör zu,
Malte. Ich bin gerade auf dem Weg nach Frankfurt, ich bin nur hier, weil ich
mich von meinen Eltern verabschieden will. Die müssen hier auch irgendwo sein.
Ich werde niemandem irgendetwas erzählen. Ich will nur in Ruhe gelassen werden.
Ab heute gehen wir getrennte Wege. Es ist sowieso alles kaputt. Also geh jetzt
bitte.“ Unsicher machte Christopher ein paar Schritte in Richtung des großen
Gutshauses, in dem seit seinem Auszug nur noch seine Eltern lebten. Malte
machte jedoch wider Erwarten keine Anstalten, ihm zu folgen. Er stand einfach
nur da und starrte ihn mit diesem seltsamen Blick an.
Christopher wollte ihm keinesfalls den Rücken
zukehren. Daher lief er rückwärts zum Haus und hoffte, dass ihn nichts zum
Stolpern bringen würde, denn er hatte die Befürchtung, dass Malte sich wie ein
Jäger auf seine Beute stürzen würde, sobald er zu Boden gegangen war. Dann,
endlich, erreichte er die Haustür. Seine Finger tasteten nach dem Türgriff. Zu
seinem Entsetzen stellte er fest, dass sie zu war. Jetzt würde er sich
umdrehen müssen, um sie aufzuschließen. Er fummelte den Schlüssel aus seiner
Hosentasche und versuchte, ihn ins Schloss zu stecken. Seine Hände zitterten so
sehr, dass er drei Anläufe brauchte, um das Schloss endlich zu treffen.
Er erwartete jederzeit, Maltes riesige Hand auf
seiner Schulter zu spüren. Immer wieder blickte er sich um, um zu sehen, ob
sein Freund bereits näher gekommen war. Aber der stand immer noch, bewegungslos
wie eine Statue, am selben Fleck und fixierte ihn mit starrem Blick. Endlich
ließ sich die massive Eingangstür öffnen und Christopher trat ein. Schnell
schloss er die Tür. Nervös warf er noch einen Blick aus dem Fenster und bereute
es sogleich bitterlich. Malte hob die linke Hand, zeigte zuerst auf sich selbst
und richtete dann den Zeigefinger auf Christopher. Dann drehte er sich um und
ging fort. Eines war Christopher jetzt klar, er musste hier weg. Und zwar so
schnell wie möglich.
2 5
„Sie ist da drin.“ Aufgeregt deutete die
Haushälterin auf eine Zimmertür im Erdgeschoss. Sie stand einen Spalt breit
offen und man konnte Stimmengemurmel aus dem Raum hören. Als Beate, Leander und
Pfeifer eintraten, erkannten sie einige der Polizisten wieder, mit denen sie
bereits im
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