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Metro2033

Titel: Metro2033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hast wahrscheinlich schon davon gehört, dass sich hier verschiedene Linien kreuzen. Die Gleise dort rechts gehören bereits zur Tagansko-Krasnopresnenskaja-Linie, wo unbeschreiblicher Wahnsinn und totales Chaos herrschen. Hier trifft sie auf deine Linie, die orange Kaluschsko-Rischskaja. Kitai-gorod gehört zu keiner der Föderationen, also sind ihre Bewohner völlig sich selbst überlassen. Ein überaus interessanter Ort. Ich nenne ihn Babylon. Aber im positiven Sinne.«
    Die Station war wirklich ein einziger Ameisenhaufen. Entfernt erinnerte sie an den Prospekt Mira, doch war es dort wesentlich kontrollierter und organisierter zugegangen. Artjom musste an Bourbons Worte denken, es gebe in der Metro bessere Orte als jenen heruntergekommenen Basar, durch den sie gemeinsam gegangen waren.
    Entlang der Gleise zogen sich Stände in endlosen Reihen. Der gesamte Saal war mit Zelten und offenen, zeltartigen Konstruktionen übersät. Einige davon hatte man zu Handelsständen umfunktioniert, während in anderen Menschen lebten. Auf manche war ZU VERMIETEN gepinselt, offensichtlich bot man dort Übernachtungsmöglichkeiten für Wanderer an. Während Artjom sich mit Mühe durch die Menge bewegte und sich nach allen Seiten umsah, entdeckte er auf dem rechten Gleis das graublaue Ungetüm eines Zuges, der jedoch nur aus drei Waggons bestand.
    An der Station herrschte ein unbeschreiblicher Lärm, es schien, als ob keiner der Bewohner auch nur eine Sekunde schwieg, sondern alle ständig irgendetwas sagten, schrien, sangen, sich über etwas stritten, lachten oder weinten. Aus mehreren Richtungen übertönte sogar Musik das Lärmen der Menge, was eine für das Leben im Untergrund untypische Feststimmung verbreitete.
    An der WDNCh gab es durchaus Leute, die gerne sangen, aber dort lief alles ganz gemessen und ruhig ab. Auf der Station gab es nur eine Handvoll Gitarren, und manchmal versammelte man sich bei jemandem im Zelt zur Entspannung nach der Arbeit. Mitunter auch am Posten bei Meter 300, wo man nicht ständig den Geräuschen aus dem Nordtunnel lauschen musste, bis einem die Ohren abfielen. Leise sangen sie dann zum Klang der Saiten, jedoch meistens von Dingen, die Artjom nicht recht verstand: von Kriegen, an denen er nicht teilgenommen hatte und die nach anderen, seltsamen Regeln geführt wurden, oder über das Leben dort oben, damals, bevor.
    Besonders eingeprägt hatten sich ihm die Lieder über den »Afghan«, die Andrej, der ehemalige Marineinfanterist, so sehr liebte und von älteren Armeekameraden gelernt hatte. Obwohl man darin fast nichts verstand außer der Trauer um die gefallenen Kameraden und den Hass gegen den Feind.
    Andrej hatte den jungen Männern einmal erklärt, der »Afghan« sei ein Land - er erzählte ihnen von Bergen, Pässen, rauschenden Bächen, von Kischlaks, der Wertuschka und Zinksärgen.
    Was ein Land war, begriff Artjom recht gut, nicht umsonst hatte Suchoj ihm seinerzeit so manches beigebracht. Doch obwohl er somit ein wenig über die Staaten und ihre Geschichte wusste, blieben Berge, Flüsse und Täler für ihn abstrakte Begriffe; die Wörter riefen bei ihm nur Erinnerungen an ausgebleichte Bilder in Geografiebüchern hervor, die sein Stiefvater von seinen Unternehmungen mitgebracht hatte.
    Jedenfalls hatte Artjom an der WDNCh nie Musik wie diese gehört. Er verglich Andrejs nachdenkliche, melancholische Balladen mit den fröhlichen und spielerischen Melodien, die ihm hier aus verschiedenen Richtungen entgegenkamen, und begriff, wie sehr Musik doch den Gemütszustand eines Menschen beeinflussen konnte.
    Auf der Höhe der am nächsten stehenden Musikanten blieb er unwillkürlich stehen und fand sich in einer kleinen Gruppe von Menschen wieder. Er lauschte weniger den übermütigen Worten des Liedes, das von jemandes Tunnelabenteuern nach einer gehörigen Portion dar berichtete, als vielmehr der Melodie und beobachtete neugierig die beiden, die dort spielten. Der eine, dessen lange, fettige Haare auf der Stirn von einem Lederriemen zurückgehalten wurden, war in irgendwelche bunten Fetzen gekleidet und klampfte auf einer Gitarre, während der andere, ein schon älterer Herr mit einer deutlichen Glatze, einer mehrfach reparierten und mit Isolierband umwickelten Brille und einem alten, ausgebeulten Jackett ein Blasinstrument bediente, das Khan als Saxophon bezeichnete.
    Artjom hatte noch nie etwas Derartiges gesehen. Die einzigen Blasinstrumente, die er kannte, waren Panflöten, die ein paar

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