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Metro2033

Titel: Metro2033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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werden dir übergehen. Weißt du denn, was Jesus Christus, der Sohn Gottes, der Gemeinde in Laodizea offenbarte? Er sagte: >Ich rate dir, dass du Augensalbe von mir kaufst, deine Augen zu salben, damit du sehen mögest. < Doch Jesus spricht hier nicht von einer körperlichen Krankheit. Nein, Jesus meint die geistige Blindheit, die geheilt werden muss. Du und Tausende andere wandeln in der Finsternis, denn ihr seid blind. Der Glaube an Jehova, den einen Gott, ist diese Salbe, durch die deine Augen sich öffnen und das wahre Wesen der Welt erkennen werden, denn sehend bist du nur im körperlichen Sinne, im geistigen jedoch bist du blind.«
    Artjom dachte, dass er in den letzten Tagen eine echte Augensalbe gut hätte gebrauchen können. Eine Weile lang schwieg Bruder Timofej, offenbar in der Annahme, dass Artjom seinen komplexen Gedankengang erst verarbeiten müsse.
    Nach etwa fünf Minuten flackerte weit vorne ein Licht auf, und Bruder Timofej verkündete die frohe Botschaft: »Siehst du die Feuer in der Ferne? Es ist der Wachtturm. Wir sind da!«
    Natürlich gab es hier keinen Turm - gemeint war ein ganz gewöhnlicher Zug, der im Tunnel stand und dessen Scheinwerfer in der Dunkelheit einen Bereich von etwa fünfzehn Metern schwach ausleuchteten. Als sich Bruder Timofej und Artjom näherten, kam ihnen aus der Fahrerkabine ein untersetzter Mann in gleichem Gewand entgegen, umarmte den Rotbackigen und begrüßte ihn mit »Mein geliebter Bruder«, woraus Artjom schloss, dass es sich wohl eher um eine rhetorische Formel handelte als um eine echte Liebeserklärung.
    »Wer ist dieser Jüngling?«, fragte der Dicke und lächelte Artjom sanft zu.
    »Unser neuer Bruder heißt Artjom. Er möchte mit uns den rechten Weg beschreiten, die heilige Bibel studieren und dem Satan entsagen.«
    »So gestatte dem Wächter des Turmes dich zu begrüßen, mein geliebter Bruder Artjom!«, tönte der Dicke. Artjom stellte staunend fest, dass auch dieser den unerträglichen Gestank, der von ihm ausging, gar nicht zu bemerken schien.
    Während sie ohne Hast auf den ersten Waggon zugingen, gurrte Bruder Timofej: »Bevor du zum Treffen der Brüder im Königreichsaal kommst, musst du deinen Körper reinigen, denn Jehova, unser Gott, ist rein und heilig, und von seinen Jüngern erwartet er, dass auch sie geistig, sittlich und körperlich rein sind.« Mit betrübtem Gesicht betrachtete er Artjoms Kleidung, die sich tatsächlich in beklagenswertem Zustand befand. »Wir leben in einer unreinen Welt, und um vor Gottes Angesicht rein zu bleiben, müssen wir uns bemühen, mein Bruder.«
    Mit diesen Worten schloss Bruder Timofej Artjom in eine mit Kunststoffplatten ausgekleidete Kammer ein, die man unweit des Waggoneingangs eingerichtet hatte. Dann bat er ihn, sich auszuziehen, drückte ihm ein übelriechendes graues Stück Seife in die Hand und begoss ihn fünf Minuten lang aus einem Gummischlauch mit Wasser.
    Artjom versuchte nicht daran zu denken, woraus die Seife bestand. Immerhin ätzte sie nicht nur auf der Haut, sondern vertrieb tatsächlich auch den ekelhaften Gestank. Schließlich reichte ihm Bruder Timofej ein relativ frisches, seinem eigenen ähnliches Gewand. Missbilligend beäugte er die Patronenhülse an der Kette um Artjoms Hals, die er wohl für einen heidnischen Glücksbringer hielt, doch beschränkte er sich nur auf ein vorwurfsvolles Seufzen.
    Es war erstaunlich, dass es in diesem seltsamen Zug, der irgendwann einmal mitten im Tunnel stecken geblieben war und nun den Brüdern als Obdach diente, fließendes Wasser gab, das auch noch mit beträchtlichem Druck aus dem Schlauch kam. Als Artjom jedoch nachfragte, was das für Wasser sei und wie es ihnen gelungen sei, eine solche Vorrichtung zu konstruieren, lächelte Bruder Timofej nur geheimnisvoll und erklärte, der Wunsch, dem Herrn Jehova gefällig zu sein, befähige die Menschen zu wahrhaft heldenhaften und ruhmvollen Taten. Mit dieser mehr als nebulösen Erklärung musste sich Artjom zufriedengeben.
    Dann betraten sie den zweiten Waggon, wo zwischen den harten Bänken an der Seite lange, ungedeckte Tische standen. Bruder Timofej ging zu einem Mann, der zwischen einigen großen, verführerisch dampfenden Bottichen herumfuhrwerkte. Schließlich kam er zurück und trug einen Teller mit einem dünnflüssigen Brei, der sich als durchaus essbar erwies, auch wenn Artjom nicht herausfinden konnte, woraus er bestand.
    Während er mit einem abgenutzten Löffel hastig die heiße Suppe schluckte,

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