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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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noch ge­nau­er über sei­ne Ge­füh­le klar­wer­den und hat­te mit ihr ver­ein­bart, daß sie sich im War­te­saal tren­nen und erst wie­der in die­sem Ho­tel zu­sam­men­kom­men woll­ten, wenn sie das Dorf in zwei Wo­chen, vor­her konn­te sie nicht, er­neut be­su­chen wür­den.
    Die Wo­che zog lahm und trost­los wie im­mer an ihm vor­bei. Die Eu­pho­rie hat­te schnell nach­ge­las­sen, und der Kum­mer und die Ein­sam­keit be­gan­nen, an ihm zu na­gen. Nor­man wies den Se­nats­com­pu­ter über sein Ter­mi­nal an, die Prio­ri­täts­num­mer ei­ner weib­li­chen Per­son na­mens Li­la­na aus dem Re­gis­ter zu su­chen. Da je­der Bür­ger einen vom Com­pu­ter aus­ge­such­ten – man konn­te so­gar sa­gen: aus­ge­dach­ten – ein­ma­li­gen Na­men nach dem Zu­falls­prin­zip zu­ge­ord­net be­kam, war dies ei­ne leich­te Auf­ga­be für die Re­gis­tra­tur. Auf dem Bild­schirm er­schi­en das Er­geb­nis: L . I . L . A . N . A … B . L . A . U … 3.3.3.3. Nor­man war er­staunt, da­mit hat­te er nicht ge­rech­net. Blau-3333, das war doch die Tech­ni­ke­rin, die mit dem jun­gen Schnö­sel in der R-Bahn …
    Am Wo­chen­en­de hielt er es nicht mehr län­ger ein­sam und al­lei­ne in sei­nem Apart­ment aus. Er zog den Com­pu­ter­aus­druck mit ih­rer Adres­se her­vor und fuhr mit der Rohr­bahn bis fast an das ent­ge­gen­ge­setz­te En­de der Me­tro­po­le. Huchting, ein Neu­bau­vier­tel, das erst vor we­ni­gen Jah­ren im Rah­men des großen Sa­nie­rungs­pro­jekts ent­stan­den war. Ein­fa­che Woh­nun­gen, aber sau­ber und an­ge­nehm, wie er ge­hört hat­te. Al­ler­dings schi­en ihm hier der dich­te Smo­gne­bel noch auf­dring­li­cher als wei­ter im Nor­den. Die bun­ten Wän­de wa­ren an vie­len Stel­len von wei­ßen Flech­ten über­wu­chert. Erst als Nor­man nah an die Wän­de her­an­trat und die Flech­ten ge­nau­er be­trach­te­te, merk­te er, daß das kei­ne Flech­ten, son­dern che­mi­sche Ab­fall­pro­duk­te wa­ren, mög­li­cher­wei­se Zink­oxid.
    Li­la­na wohn­te im 12. Stock­werk ei­nes die­ser Häu­ser und teil­te sich ei­ne Woh­nung, die nicht viel grö­ßer als sei­ne ei­ge­ne war, mit drei an­de­ren Blau­en. Sie er­kann­te ihn so­fort und schi­en sich wirk­lich zu freu­en, und über sei­ne wah­re Iden­ti­tät schi­en sie sich nicht wei­ter zu wun­dern. Nor­man sag­te nichts da­von, daß er sie da­mals im R-Zug ge­se­hen hat­te, denn das hät­te al­les ver­dor­ben.
    In der fol­gen­den Wo­che konn­te Nor­man das Wo­chen­en­de kaum er­war­ten, und er stand mehr­mals kurz da­vor, sie doch noch abends zu be­su­chen. Aber er konn­te sich bis Frei­tag be­herr­schen.
     
    In­zwi­schen war es auf dem Land schon grü­ner ge­wor­den. Die Kro­kus­se wa­ren ver­blüht und ei­ner dich­ten her­an­wach­sen­den Wie­se ge­wi­chen. Die Son­ne schi­en kräf­ti­ger als vor zwei Wo­chen auf sie her­ab, und Nor­man und Li­la­na streif­ten ver­gnügt über die Wei­den und wälz­ten sich eng um­schlun­gen auf dem Laub vom letz­ten Jahr. Nach­dem sie sich dar­auf heiß und er­regt ge­liebt hat­ten, schlief Li­la­na in sei­nen Ar­men ein.
    Die Son­ne stand er­heb­lich tiefer, als Li­la­na wie­der auf­wach­te, sich frös­telnd auf­rap­pel­te und plötz­lich zu­sam­men­schrak, als ihr be­wußt wur­de, daß Nor­man nicht mehr da war. Nor­man war nicht da! Nicht im Dorf, nicht in der Pen­si­on. Nir­gend­wo! Nie­mand hat­te ihn heim­kom­men ge­se­hen. Li­la­na fuhr am nächs­ten Tag, oh­ne daß Nor­man ne­ben ihr im Ab­teil saß, mit der R-Bahn in die Stadt zu­rück.
     
    Nor­man schlug die Au­gen auf und sah in schumm­ri­ges, düs­te­res Rot­licht. Wo war er? Er sah an sei­nem nack­ten Kör­per ent­lang, und ihm wur­de all­mäh­lich be­wußt, daß er auf ei­ner har­ten Prit­sche lag, nicht auf Laub und nicht im Wald. Er woll­te sich auf­rich­ten und zuck­te zu­rück, als an sei­nen Schlä­fen ein schmerz­haf­tes Zie­hen be­gann, das sich um sei­nen Kopf her­um fort­setz­te. Nor­man tas­te­te mit sei­nen Fin­gern vor­sich­tig am Kopf ent­lang und er­fühl­te ei­ne Elek­tro­de an sei­ner rech­ten Schlä­fe. Als er sei­ne Fin­ger wei­ter um den Schä­del her­um­wan­dern

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