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Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)

Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)

Titel: Mexiko, mein anderes Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klimm
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die Vergangenheit und die Zukunft vergessen. Lebt nur im Hier und Jetzt. Fühlt sich wie hypnotisiert, als hätte man Drogen genommen. In Todos Santos befindet man sich in einer anderen Zeit und wird verzaubert vom Flair des Ortes. Es ist berauschend und lässt die Sinne verklären.
           Meine Sinne dagegen waren ganz klar, denn mir ging ganz anderes durch den Kopf. Ich überlegte, ob ich es in Mexiko schaffen würde, eine richtige Malerin zu werden. Das war immer noch mein Traum, obwohl ich nicht so richtig daran glauben konnte.
           Nach vielen Stunden Abgeschiedenheit von der Welt da draußen konnten wir endlich wieder einen Radiosender empfangen. Den einzigen, den es hier in dieser Gegend gab. Spanische Worte und mexikanische Musik drangen an mein Ohr. Verstehen konnte ich nichts. Wie sollten wir in einem Land leben, dessen Sprache wir nicht beherrschten? Das war mir ein Rätsel. Selbst machte ich mir immer Mut, Robert dagegen sah darin überhaupt kein Problem. Warum gelang es mir nicht, die gleiche Einstellung zu haben?

Kapitel 9
           Endlich waren wir angekommen. Der hellblaue Himmel bot einen herrlichen Kontrast zu dem tiefen Blau des Ozeans. Nach unserer langen Reise mit den vielen Strapazen waren wir zwar erschöpft und müde, aber beim Anblick dieses herrlichen Panoramas auch wieder hellwach. Die traumhaft gelegene Bucht ist umgeben von bizarren sandfarbenen Bergen, die zu dieser Jahreszeit mit einem zarten Hauch von Grün bedeckt waren. Auch für Robert war vieles neu und fremd in dieser Stadt, die sich in den vergangenen Jahren sehr verändert hatte. „Bienvenidos a Cabo San Lucas“ leuchtete uns schon von Weitem sichtbar auf einem großen Schild am Straßenrand entgegen. „Herzlich willkommen in Cabo San Lucas“. Dies also war meine neue Heimat. Alles in mir befand sich in Aufruhr,
           und wieder war die Frage gegenwärtig: Werden wir es in dieser fremden Stadt schaffen, unseren neuen Weg zu finden? Der Verkehr auf dem mehrspurigen Highway schlängelte sich durch die Innenstadt, und Robert zeigte mir die Kuppel unseres Hauses, die schon in der Ferne auf einem Berg zu sehen war. Unser Haus. Aber ich empfand die ersten Minuten in dieser Stadt wie fernab der Realität.
           Cabo San Lucas oder einfach nur Cabo. Zusammen mit der Schwesterstadt San José del Cabo wird es auch Los Cabos, genannt. Wie lange hier unsere Heimat sein würde, wussten wir noch nicht. Es war im Moment auch nicht wichtig, hier an der äußersten Südspitze Niederkaliforniens, wo der Pazifische Ozean mit dem Golf von Kalifornien zusammentrifft.
           In den 1930er Jahren war Cabo noch ein kleines, verträumtes Dorf mit 400 Einwohnern, die größtenteils vom Fischfang lebten. Zu erreichen war dieses Dorf damals nur auf dem Wasserweg und ab 1973 auf der Mex-1, die auch uns hierher geführt hatte. Erst 1980 wurde in San Jose del Cabo ein internationaler Flughafen gebaut, der es der Stadt ermöglichte, sich der Welt zu öffnen. Danach konnte sich der Tourismus dann richtig entwickeln. Den Anfang machte die Tourismusbranche mit dem Bau des berühmten Hotels „Palmilla“, „kleine Palme“, das in den fünfziger Jahren eine Oase für viele Stars wurde. John Wayne und Clark Gable waren dort schon damals als prominente Gäste. Heute ist das „Palmilla“ nicht nur ein Hotel, sondern eine kleine Luxusstadt für sich. Für Berühmtheiten wie Brad Pitt oder Kevin Costner ist es ein Highlight der Entspannung. Das verschlafene Fischerdorf hat sich zu einer großen Stadt mit
           200 000 Einwohnern entwickelt. Eine Großstadt ohne Hochhäuser, denn die Regierung ist bemüht, das Lebensgefühl einer Kleinstadt zu erhalten: einfache, typisch mexikanische Häuser neben modernen amerikanischen Gebäuden. Heute ist Cabo eine Mischung aus Nordamerika und Mexiko, das damalige Flair ist leider verlorengegangen. Gerne würde ich eine Reise in die Vergangenheit starten, um Cabo zu erleben, wie es noch 1930 war, ursprünglich und mexikanisch. Aber die gelbbeigen Berge, die riesigen Kakteen und das nicht enden wollende Meer sind immer noch unbeschreiblich schön. Wenn man um sich blickt, dann ist nur Wasser zu sehen und immer wieder Wasser. Man nennt dieses Fleckchen Erde auch „Land‘s End“ oder „Finisterra“ – das Ende der Erde.
           Die bizarre Natur legt sich wie ein Rahmen um die Stadt und gibt ihr einen eigenen Zauber. Heute erinnert kaum etwas an das Fischerdorf und

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