Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)
dachte an meine kleine Einzimmerwohnung, die wir aufgelöst hatten, und wollte diese kleine Trauminsel wieder haben. Nicht in Deutschland, sondern in Mexiko, hoch oben auf dem Berg mit Blick auf das Meer. Diese kleine Wohnung sollte unser neues Zuhause werden, unsere kleine Insel, nur für uns und sonst niemanden. Doch bis dahin war es ein weiter Weg, bisher war es sogar nur ein Traum. Aber ohne die Hoffnung auf seine Erfüllung konnten wir diese Situation nicht ertragen. Es war November 2004 und wir setzten uns ein nächstes Ziel: In fünf Monaten sollten die ersten Gäste hier einziehen.
Kapitel 10
Endlich eine Dusche! Endlich Wasser, auch wenn es kalt war und nur träge an meinem müden Körper herunter lief. Ich empfand das kühle Nass zwar als Erfrischung, aber es konnte mich trotzdem nicht munter machen, denn die dreißig Stunden im Auto hatten ihre Spuren hinterlassen. Wir fanden in einem der acht Schlafzimmer ein Bett mit einer halbwegs vernünftigen Matratze und schliefen sofort ein.
Plötzlich war ich wieder hellwach und saß senkrecht in dem großen amerikanischen Bett. Hatte ich geträumt oder war da ein Geräusch gewesen? Tuck-tuck-tuck, es war wie ein Klopfen, und mein Herz fing an zu rasen. Um mich war finstere Nacht. Dann erklang wieder dieses tuck-tuck-tuck, immer und immer wieder. Und das ganz in der Nähe. Bestimmt klopfte jemand an das Fenster, denn unser Schlafzimmer lag in der unteren Etage.
Es wäre für Einbrecher ein Leichtes gewesen, von der Straße zum Haus zu gelangen. Direkt unter der Terrasse stand eine Palme, an der man hochklettern konnte, dann stand man vor unserem Zimmer. Dieser Gedanke ließ mich erschauern und die wildesten Fantasien spukten auf einmal in meinem Kopf herum. Sofort dachte ich an den vorherigen Verwalter. War er doch noch hier oder vielleicht zurückgekommen, um uns zu überfallen? Die vielen gelesenen Krimis waren wieder gegenwärtig und die schlimmsten Ahnungen überwältigten mich. Sollte ich Robert wecken? Er schlief so ruhig neben mir und seine Atemzüge waren gleichmäßig und leise. Er sollte weiterschlafen, denn sicherlich bildete ich mir das alles nur ein und da war gar nichts. Doch dann machte es wieder tuck-tuck-tuck, fast an meinem Ohr. Ganz leise knipste ich die Nachttischlampe an, denn etwas Licht in der Dunkelheit konnte in dieser Situation nicht schaden.
Ich blinzelte kurz in der Helligkeit und dann hörte ich wieder dieses Klopfen. Jetzt war es genau über mir. Ich ergriff mein Kopfkissen, hielt es krampfhaft im Arm und drehte mich um. Was ich damit tun wollte, ist mir schleierhaft, denn einen Einbrecher konnte ich damit wohl kaum in die Flucht schlagen. Vermutlich war es einfach das Erste, was greifbar war. Und dann sah ich den Eindringling. Es war ein riesiger Gecko, der sich seine Wohnung in der Klimaanlage über unserem Bett eingerichtet hatte! Mit seinem tuck-tuck-tuck wollte er sicherlich den
anderen Geckos im Haus imponieren. Denn dass er nicht alleine war, merkten wir am nächsten Morgen. Ich sah so viele von seiner Art und Robert amüsiert sich heute noch über meine Einbrecherjagd in dieser ersten Nacht im neuen Zuhause.
Die Ursache des Klopfens war zwar nun geklärt, aber trotzdem lag ich noch lange wach, denn in so einem großen Haus sind immer unbekannte Geräusche zu hören. Mit einer Taschenlampe bewaffnet lief ich schließlich in dunkler Nacht, nur mit meinem Flatterhemdchen bekleidet, durch das große Haus. Alle Türen und Fenster überprüfte ich, um sicher zu sein, dass sie auch abgeschlossen waren. Nach dieser Aktion schlich ich dann leise wieder zu Robert ins Bett, kuschelte mich an ihn und schlief dann irgendwann kurz vor Sonnenaufgang wieder ein.
So verging unsere erste Nacht in der neuen Heimat in Mexiko, Cabo San Lucas, in dem Haus „Villa Casa Blanca del Mar“. Wenn man in der Nacht so gruselige Gedanken und Träume hat, dann ist die aufgehende Sonne normalerweise eine wahre Erlösung. Sie kann alles Schlechte vertreiben, aber an diesem Morgen schaffte sie das nicht. Durch ihre hellen Strahlen sah das Chaos noch viel schlimmer aus als am Abend vorher. Robert hatte die ganze Nacht herrlich und friedlich geschlummert und keine Mörder- und Einbrecherfantasien gehabt wie ich. Dafür war sein Kopf klar und der Plan, wo wir zuerst anfangen sollten, stand fest.
Das Wichtigste war jetzt, dass wir telefonieren konnten,
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