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Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)

Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)

Titel: Mexiko, mein anderes Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klimm
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an seinen Ursprung. Der Tourismus beherrscht das Leben. In der Innenstadt gibt es fast nur Andenkenläden, wo man überall das Gleiche zu unterschiedlichen Preisen kaufen kann, Restaurants, in denen es überall das Gleiche zu essen gibt, ebenfalls zu verschiedenen Preisen. Schmuckläden, in denen man Gold, Silber und Diamanten ziemlich günstig erwerben kann, bestimmen das Bild von „Downtown“. Die Bewohner dieses einst so verschlafenen Dorfes haben im Laufe der Jahre entdeckt, dass durch die Touristen mehr Geld zu verdienen ist als mit dem Fischfang. Dadurch hat sich alles verändert.
           Das Wahrzeichen von Los Cabos ist die 62 Meter hohe Felsengruppe El Arco, der Bogen, die aus dem Meer herausragt und den Pazifik von der Sea of Cortez trennt. Entlang der Pazifikküste gibt es immer noch wunderbare einsame Strände. Man hat das Gefühl, es sei das Paradies auf Erden. Das fasziniert mich immer wieder und ich denke, das Meer mit seiner ganzen Kraft gehöre nur mir allein. Es gibt keinen Menschen, mit dem ich es teilen muss.
           Los Cabos ist auch eine Partystadt geworden, sozusagen das Mallorca und der Ballermann der US-Amerikaner. Wer Alkohol, Drogen, Zigaretten oder einen Urlaubsflirt sucht, fühlt sich hier wohl. Was in den USA verboten ist, kann in Mexiko hemmungslos ausgelebt werden. Hier kann man eine Freiheit erleben, die selbst das „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ nicht bietet. Daneben gibt es aber auch Touristen, die ihrem Hobby nachgehen, z. B. Fischer. Wer einmal in seinem Leben einen Marlin, den riesigen Speerfisch, Dorado oder Thunfisch angeln will, der kommt nach Cabo San Lucas, mietet sich eine Jacht und fährt weit hinaus auf das Meer, um den Fang seines Lebens an Land zu ziehen. Alljährlich im Oktober wird das dreitägige „Bisbee’s Black and Blue Marlin Jackpot Tournament“ ausgetragen. Mit einer Siegerprämie von zuletzt mehr als 2,3 Millionen Dollar ist es der höchst dotierte Marlin-Hochseefischerwettbewerb weltweit.
           Auch für fanatische Golfer ist Cabo ein Highlight. Auf saftig grünen und gepflegten Rasenflächen mit Blick auf den Golf von Kalifornien und die umliegenden Berge kann hier jeder Golfer sein Glück versuchen. Die Unterwasserwelt des Pazifiks und des Golfs von Kalifornien ist einmalig und für Taucher ein unvergleichliches Erlebnis. In vielen Tauchschulen kann man lernen, die Wunder und die Geheimnisse, die unter der Meeresoberfläche schlummern, selbst zu entdecken.
           Das also ist Cabo San Lucas. Ein Paradies für Partyfans, Fischer, Golfer und Taucher. Aber uns trieb nichts von alledem hierher. Wir suchten eine neue Existenz und eine zweite Heimat. Waren das nur Träume oder würden wir es schaffen, uns hier wohlzufühlen?
           Unser Haus steht auf einem der vielen Hügel der Stadt und schon von Weitem konnten wir die weiße Kuppel sehen. Obwohl wir müde und erschöpft waren und die schönen und entsetzlichen Erlebnisse unserer langen Reise noch im Kopf hatten, konnten wir es nicht erwarten, endlich anzukommen, auszusteigen und das Haus zu erobern. „Villa Casa Blanca del Mar“, die „Villa Weißes Haus am Meer”, unsere neue Heimat.
           Der von Interpol gesuchte Verbrecher, der das Anwesen vor uns verwaltet hatte, hatte das Haus fluchtartig verlassen und wir spürten, dass das noch nicht lange her war. Woher er wusste, dass wir kommen würden, war uns nicht klar, aber wir waren froh, dass wir ihn nicht mehr antrafen. Nur seine Spuren, die er hinterlassen hatte, waren im ganzen Haus zu erkennen. Volle Mülltüten, deren Gestank sich überall ausbreitete, lagen verstreut auf den staubigen Fliesen. Durch die dreckigen und verschmierten Fenster konnte man das blaue Meer nur unklar erkennen. Alte Farbe blätterte von den Wänden, Fetzen von schmutzigen Gardinen flatterten leise und gespenstisch im Wind und in leeren Schränken fühlten sich Kakerlaken und Skorpione zu Hause. Es war ja nicht nur so, dass Schmutz, Gestank und Unordnung herrschten. Wir wussten, dass unser Vorgänger in den vergangenen Tagen und Wochen das Haus leergeräumt hatte, aber das tatsächliche Ausmaß seines Tuns kannten wir nicht.
           Mit Erschrecken mussten wir feststellen, dass die 700 Quadratmeter große Villa fast unbewohnbar war. In dem großen Pool waberte grünes, von Algen durchsetztes, stinkiges Wasser. Die Pumpen arbeiteten nicht mehr oder waren ganz und gar ausgebaut. Das Telefon war abgestellt und es

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