Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)
glücklich, sondern tief in mir breitete sich eine endlose Zufriedenheit aus, die ich nicht mehr loslassen wollte. Mit einer Leichtigkeit glitt ich vollkommen gedankenverloren durch das Wasser, bis ich Robert erblickte, der sich mit einer Sackkarre zu schaffen machte. Er bewegte damit nach und nach sämtliche verrottete, unansehnliche Blumenkübel aus schwerem Beton an einen Platz, wo ich ihnen mit Acrylfarbe wieder ein neues Outfit geben wollte. Es wartete noch viel Arbeit auf uns! Daher war auch für mich die Schwimmpause vorbei. Die Blumen, die Palmen und der Rasen waren noch immer verwahrlost, verwildert und vertrocknet. Wir kauften Pflanzen für die gestrichenen Blumenkübel, verschnitten die Rabatten und reinigten sie vom Unkraut. Jeden Abend, wenn die Sonne im Meer untergegangen war, begannen Roberts Wässerungsaktionen und bald erwachte die Vegetation aus ihrem Tiefschlaf. Rosafarbene Knospen an üppigen Oleanderbüschen, sattgrüne Blätter an den Palmen und blutrote Hibiskusblüten erfreuten uns mit ihrer ganzen Pracht. Auch der vertrocknete Rasen ließ bald einen Hauch von frischem Grün erkennen. Es war einfach berauschend dieses Erwachen zu erleben. Im Garten konnten wir die ersten Orangen ernten, deren frisch gepresster Saft jeden Morgen beim Frühstück ein einmaliger Genuss war. Selbst gepflückte Papayas bereicherten unseren Speiseplan und kleine grüne Limetten waren eine Erfrischung in jedem Getränk. Auch der bittere Geschmack der reifen Pampelmusen war ein Hochgenuss. Diese Früchte, die einfach durch Wasser und die wärmenden Strahlen der mexikanischen Sonne reiften, gaben uns das Gefühl im Paradies zu leben.
Die Renovierung der Villa und die Pflege ihrer Außenanlagen machten Fortschritte, aber immer noch fehlten wichtige Dinge, die für eine Vermietung dringend notwendig waren. Das Aussuchen und Kaufen eines großen Fernsehers war einfach und er sollte noch am selben Tag durch eine Transportfirma gebracht werden. Nach einer Woche wurden wir dann doch etwas nervös, weil das Gerät immer noch nicht geliefert worden war. Irgendetwas musste nicht in Ordnung sein und so war es auch. Er war wie versprochen noch am selben Nachmittag geliefert worden, aber leider nicht an unsere Adresse. In dem Glauben, es sei eine Spende kurz vor Weihnachten, erfreute sich nun eine mexikanische Großfamilie daran. Der Fehler wurde entdeckt und wir bekamen dann bald das Gerät, doch die Familie tat uns leid und wir schenkten ihnen einen alten Fernseher, der bei uns nicht mehr gebraucht wurde.
In den beiden Etagen, die bald vermietet werden sollten, erinnerte nichts mehr an das Chaos der Vergangenheit. Das Licht der Sonne schien durch die sauberen Fenster und brach ihre goldenen Strahlen in den warmen Orangetönen der Gardinen. Die Küchen waren funktionsfähig und die frisch bezogenen Betten warteten auf ihre ersten Gäste. Alle Wände waren neu gestrichen und Couchgarnituren und Stühle mit purpurnem Stoff bezogen. Nun begann für mich eine ganz neue Phase. Die Malerei. Durch meine Bilder wollte ich der Villa ein ganz persönliches und einzigartiges Flair geben. Meine ersten Gemälde erstrahlten in kräftigen roten, gelben, grünen und blauen Farben. Sonnenuntergänge, Palmen am Meer, Hibiskus- Blüten, Kakteen und Tontöpfe. Das Mexiko in seiner ursprünglichen Form, mit seinen typischen warmen intensiven Farben, sollte andere Menschen begeistern. Das war mir auch gelungen und mein Traum, als Deutsche Malerin in Mexiko zu werden, wurde immer mehr Realität.
Meine lange Suche im Internet nach Kontakten mit Reisebüros hatte sich gelohnt, denn eines Tages erhielten wir eine E-Mail von der amerikanischen Firma: „Earth, Sea and Sky Vacations“. Ihr Chef handelte mit uns einen Termin aus, um die Villa zu besichtigen. Waren wir wirklich schon so gut, dass uns diese große Company akzeptieren und Gäste schicken würde? Hatten wir das alles schon erreicht? Vorstellen konnte ich es mir nicht. Voller Aufregung erwarteten wir den immer näher rückenden Termin und nutzten die verbleibende Zeit, um noch kleine Mängel zu beseitigen. Dann war es soweit und Don Hirschhaut begutachtete mit einer ziemlich finsteren Miene jede Ecke und jeden Winkel des Hauses. Nach einem langen ausführlichen
Gespräch wurde seine ernste Miene aber immer freundlicher und er gab uns zu verstehen, dass wir es geschafft hatten. Unsere mühevolle Arbeit zahlte sich aus und für das neue Jahr
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