Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)
denn das Essen jetzt auch für jeden? Aber diese Sorge war völlig unbegründet, denn zu so einer Party bringt jeder Gast etwas mit und im Nu war ein großes Buffet aufgebaut. Alle waren anschließend satt und zufrieden. Und das Aufräumen geschah auch gemeinsam. Als alle Gäste das Haus wieder verlassen hatten, sah es so aus, als ob nie Besucher dagewesen wären. Solche Feiern kann man gut ertragen und außerdem haben wir ja genug Platz für viele Menschen.
Wir arbeiteten weiter gemeinsam an unserer Karriere und waren ein gutes Team. Sylver hatte die notwendigen Kontakte zu anderen Malern und bekannten Menschen, die für uns wichtig sein würden. Robert war der geborene Manager und ich entwickelte mich immer weiter dahin, wovon ich immer geträumt hatte: Malerin zu sein.
Kapitel 20
Bald planten wir noch ein anderes, ganz großes Ereignis. Unsere Hochzeit im Oktober 2005. Es sollte ein ganz besonderer Tag in unserem Leben werden. Keine große Show für andere Menschen, denn das liebten wir beide nicht. So einfach war das aber alles nicht. In Mexiko konnten wir nicht heiraten, weil das alles aufgrund unserer deutschen Papiere sehr kompliziert gewesen wäre. Deutschland kam auch nicht infrage, obwohl ich es mir heimlich wünschte, zusammen mit meinen Eltern und Kindern diesen Tag zu begehen. Aber dann wäre nur meine Familie dabei gewesen, da Roberts Kinder ja in Kanada lebten, und das wäre ihm und ihnen gegenüber nicht fair gewesen. Um das alles zu umgehen, entschieden wir uns für Las Vegas. Ich war noch nie dort gewesen, aber ich wusste, dass man in dieser Stadt ziemlich unkompliziert heiraten konnte. Las Vegas, die Stadt der bunten Lichter, des Spiels, der Partys und vieler anderer Sünden, die aber für uns nicht wichtig waren. Eigentlich liebe ich diese schrillen Städte nicht so sehr, aber meine Neugier war riesengroß und ich konnte es nicht erwarten, bis es endlich losgehen sollte. Eine gute Planung war jetzt gefragt. Wir brauchten jemanden, auf den Verlass war, dem wir vertrauen konnten, damit er in der Zwischenzeit unser Haus bewohnte und damit vor Einbrechern beschützte. Wir kannten ja jetzt schon viele Mexikaner, aber gerade weil wir sie kannten, kamen sie für uns nicht infrage. Es waren einige liebe Menschen darunter, aber unser ganzes Hab und Gut wollten wir ihnen nun doch nicht anvertrauen. Zu unterschiedlich sind unsere kulturellen Auffassungen. Unsere deutschen Freunde hier hatten selbst ein Haus und auch keine Zeit. Also reiste Heinz aus München für drei Wochen an, das war die einzige vernünftige Lösung. Schließlich ist es sein Haus und Robert und ihn verbindet eine lange Freundschaft.
Jetzt ging es an die direkten Vorbereitungen für diesen, unseren Tag. Das Hotel und die kleine Kirche konnte ich im Internet buchen und alle erforderlichen Formulare erledigte ich auch online, das war alles einfach. Dieser Tag sollte der schönste in unserem Leben werden. Ich wollte für Robert eine strahlende Braut sein, was ja mit meinen damals 48 Jahren nun nicht gerade so einfach war. Ganz in Weiß fiel schon mal weg, das war nichts mehr für mich, und da ich schon immer schwarz geliebt hatte, hatten wir ein langes, schwarzes Kleid mit weißer Stickerei gekauft. Das Kleid war ein Traum und harmonierte perfekt mit Roberts dunklem Anzug und der weißen Rose in seinem Knopfloch. Es konnte losgehen! 2500 km Autofahrt standen uns bevor. Wieder mal eine Abenteuerfahrt durch die Wüste bis nach San Diego, dann weiter nach Los Angeles und Las Vegas. Wir wollten die lange Reise ganz entspannt angehen lassen, aber es ging schon mit einigen Zwischenfällen und Pannen los. Obwohl Robert mit seiner Gründlichkeit und seinem Organisationstalent alles gut vorbereitet hatte, kamen wir nicht weiter als bis zum Ortsausgang, dann streikte das Auto. Eine rote Lampe leuchtete im Auto auf, wenn diese blinkt, dann ist irgendetwas nicht in Ordnung und auch wir sahen nur noch rot. Also zurück zur nächsten Werkstatt und alles checken lassen. Ölwechsel war angesagt. Das stellte der mexikanische Autoschlosser gerade noch fest, aber leider konnte er ihn erst in zwei Stunden durchführen, da gerade Mittagszeit war. Wenn man in Mexiko leben will, muss man warten lernen, auch wenn es uns gegen den Strich ging. Gegen Abend war der Schaden behoben und es konnte losgehen.
Als wir hundert Kilometer gefahren waren, fragte mich Robert so ganz nebenbei, wo denn die Dokumente seien,
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