Mia - Gefangene des Schicksals (Buch 2) (German Edition)
ausgesprochen, hatte ich auch schon ein Bild von Lucien und seinem
besonders hervorstechenden Körperteil im Kopf.
Nun war es an Iljas zu
husten, bevor er blitzschnell eine Hand hob und meinte: "Denk an einen
rosa Elefanten!"
Ich atmete
erleichtert auf, als das Bild verschwand und ein pummeliges rosa Rüsseltier in
meinem Kopf Gestalt annahm.
"Das kann ja
noch peinlich werden!", murmelte ich und leerte das Weinglas in einem Zug.
"Hab schon Schlimmeres
gesehen!", antwortete er kühl, doch der Schalk in seinen Augen verriet
ihn.
"Also, ich
beneide dich nicht um diese Fähigkeit!"
"Ja, manchmal
kann es recht nervenaufreibend sein. Man sucht dann des Öfteren die Einsamkeit,
um ein wenig Stille zu erhalten." Sein Blick ging an meiner Schulter
vorbei zur Tür, bevor er jemanden herbeiwinkte. "Komm rein!"
"Ich wollte
nicht stören, Sire!" Ich erkannte Kims Stimme und drehte mich zu ihr um.
Sie kam nur zögerlich näher.
"Du störst
nicht!", sagte ich und stand auf, um sie zu begrüßen. "Es ist schön
dich zu sehen." Ich wollte sie gerade in den Arm nehmen, als sie vor mir
auf ein Knie fiel, meine Hand küsste, und etwas in der Alten Sprache sagte.
Verdutzt sah ich zu
Iljas, doch der schien nichts Ungewöhnliches an ihrem Verhalten zu finden.
"Kim, bitte
steh auf, du musst doch nicht vor mir knien!", sagte ich peinlich berührt
und zog sie auf die Füße.
Langsam erhob sie
sich. Ihre Haltung blieb jedoch eine unterwürfige. Ich sah das glitzernde
Diamantarmband, das ich ihr bei unserer ersten Begegnung geschenkt hatte und
deutete darauf. "Du hast es noch!"
"Ich halte es
in Ehren.", flüsterte sie.
Ich lächelte ihr
aufmunternd zu. "Willst du dich nicht zu uns setzten und ein Glas Wein mit
uns trinken?"
Nun sah sie wirklich
erschrocken aus. Ihr Blick ging hilfesuchend zu Iljas, der ihr zunickte, als
würde er auf eine Frage antworten, die sie ihm im Kopf gestellt hatte.
Ihre angespannte
Körperhaltung und das Entsetzten in ihren Augen machten mir Sorgen. Ein
plötzlicher Gedanke keimte in meinem Kopf auf und ich fragte mich, ob sie hier vielleicht
schlecht behandelt wurde.
"Kim, Mia ist
nicht sehr vertraut mit den Bräuchen und Sitten einer venarja . Aufgrund
deines Verhaltens, hat sie nun die Annahme, dass ich dich schlecht behandeln
würde."
Ein Laut des
Entsetzten entfuhr Kim. "Niemals!", stieß sie hervor. "Iljas ist
ein guter Sire, wir alle schätzen ihn über alles." Sie nickte in seine
Richtung, wahrscheinlich um ihren Worten mehr Gewicht zu verleihen. "Es
tut mir leid, wenn ich einen falschen Eindruck erweckt habe. Es ist nur … dass …
es ist …"
"Ist schon gut
Kim.", half ihr Iljas, da sie anscheinend die Sprache verloren hatte. "Kim
kommt aus einer Familie, die schon sehr lange in meinem Dienste steht und somit
nach den alten Bräuchen und Sitten lebt. Venarjas haben ihre eigene
Vorstellung von Pflichterfüllung und Wertschätzung. Das was du tust, geht über
jedes Maß der Ehre hinaus die einer venarja je zuteil wird."
Ich sah ihn
verwundert an. " Habe ich etwas falsch gemacht?", fragte ich in
Gedanken.
"Nein, ganz und
gar nicht, Mia. Kim wird sich daran gewöhnen." Er nickte ihr wieder zu und
sie verneigte sich ein wenig.
Jetzt wünschte ich
mir wahrlich, in die Köpfe anderer schauen zu können, dann wüsste ich, was in
Kim vorgeht. "Iljas hat mir gesagt, dass deine Mutter dieses leckere Essen
gekocht hat.", versuchte ich vom Thema abzulenken.
Kim nickte.
"Wo ist sie?
Ich möchte mich bei ihr bedanken!"
Wieder dieser
erschrockene Blick. Ich seufzte innerlich und schalt Iljas dafür, dass er diese
Frau nicht nach den Regeln des zwanzigsten Jahrhunderts erzogen hatte.
"Sie ist noch
in der Küche.", kam schließlich die zögerliche Antwort. "Ich kann sie
holen, wenn du wünschst."
"Nicht nötig,
ich komm einfach mit." Ich lächelte ihr aufmunternd zu und deutete auf die
Tür, aus der sie gekommen war.
Iljas hüstelte
hinter mir. Ich wusste nicht, ob er sich verschluckt hatte, oder ob er ein
Lachen unterdrückte.
"Kommst du
auch?", fragte ich in seine Richtung.
Nun schmunzelte er. "Nein
geht nur. Dein Anblick wird genug Aufsehen erregen!"
Ok, das hieß also,
dass ein Gang in die Küche wahrscheinlich wieder über jedes Maß der Ehre hinaus
ging. Mir egal. Ich deutete Kim vorzugehen. Ihr Ausdruck war noch gleich
schreckhaft wie zuvor, aber sie tat wie ihr geheißen. Auf dem Weg zur Küche
warf mir Kim immer wieder verstohlene Blicke zu, als würde sie nicht glauben,
was hier gerade
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