Mia - Vom Schicksal gezeichnet (Buch 1) (German Edition)
ein Schauer durch meinen Körper. Die
Berührung war nicht stärker als das Streicheln einer Feder und doch traf sie
mich wie ein Stromschlag.
Ein Blick in seine
Augen verriet, dass auch er diese seltsame Energie gespürt hatte.
Sein Geruch, mit dem
die Jacke getränkt war, umhüllte mich wie ein Kokon. Dieser Duft machte etwas
Komisches mit meinen Sinnen. Sie wurden schärfer und es schien, als würde er
mich magnetisch anziehen. Es war so verlockend wie das Rauschen von Blut in den
Adern.
Beschämt über meine
körperliche Reaktion und gleichermaßen verwirrt, drehte ich ihm den Rücken zu,
nahm mein Frühstück wieder in die Hand und blickte in die Ferne, während ich an
meinem Kaffe nippte und nicht wiederstehen konnte, erneut an seiner Jacke zu
riechen.
„Warum haben die
Wächter dich zur Jägerin ausgebildet?“, unterbrach er meine absolut
irrationalen Empfindungen.
„Weil ich es so
wollte!“, antwortete ich wahrheitsgemäß.
„Warum?“
Ich wusste, dass
meine Augen sich etwas verdunkelten, als mein Blick über den Horizont schweifte
und Bilder aus der Vergangenheit auftauchten.
„Rache!“, flüsterte
ich in die Stille, in der mein Blut schneller zu fließen begann und mein
Herzschlag gegen meine Brust hämmerte.
Die Tatsache, dass
ich noch keinen Schritt näher an Informationen war, ließ mich unruhig werden
und ich verspürte den Drang sofort aufzubrechen und die Stadt abzusuchen.
„Warum bist du nach
London zurückgekehrt, wo du doch wusstest, dass es gefährlich für dich ist?“
Ich dachte kurz über
seine Frage nach. Sollte ich ihm sagen, dass mich irgendetwas magisch anzog,
und dass mit jedem Augenblick, den ich mit ihm verbrachte, die Vermutung wuchs,
dass er der Grund dafür war?
Ich schüttelte den
Kopf und verneinte somit meine gedankliche Frage, bevor ich ihm antwortete:
„Die Gefahr scheint mich zu verfolgen.“ Ich nippte an meinem Kaffee und dachte
an den Tag, der ausschlaggebend für meine Abreise war. „Ein Deadwalker hat es
irgendwie geschafft, auf das Anwesen zu gelangen und hat mich während einer
Übung angegriffen.“
Ich spürte seinen
Blick auf meinem Rücken. „Die haben dich beim Orden angegriffen?“ Alle
Freundlichkeit war mit einem Mal aus seiner Stimme gewichen und da war er
wieder, der Krieger den alle fürchteten.
Ich nickte. „Er hat
einen Wächter getötet, bevor wir ihn überwältigen konnten. Wir wollten ihn zur
Rede stellen, doch er sagte nur, Sie muss sterben! , und nahm sich
anschließend das Leben.“
„Er hat sich selbst
das Leben genommen?“ Unglaube schwang in seiner Stimme mit.
„Ja. Gabe wollte ihn
befragen und hielt ihm ein Messer ans Herz, um ihm am Fliehen zu hindern. Dann
hat er sich selbst dagegen gedrückt und da war nur noch Staub übrig.“
Lucien sagte nichts dazu.
„Na ja, jedenfalls
scheint Flucht nicht gerade die beste Verteidigung zu sein. Meine Mutter hat es
mit Verstecken probiert und nun ist sie tot!“
Ich drehte mich zu
ihm um, starrte jedoch auf den Kaffeebecher, den ich nun mit beiden Händen
umklammerte.
„Ich will mich
wieder Sicher fühlen.“, flüsterte ich. „Ein normales Leben führen, sofern das
möglich ist. Und dazu muss ich die finden, die mich tot sehen wollen und vor
allem das Warum erfahren!“ Obwohl ich die Wut in mir spürte, klang meine Stimme
traurig.
Zu meiner
Überraschung kam Lucien näher und strich mit einem Finger über meinen Kiefer
bis unter mein Kinn. Seine Berührung hatte etwas Tröstliches und verlieh mir
das Gefühl, nicht alleine zu sein. Mit sanftem Druck hob er meinen Kopf bis ich
ihm in die Augen sah, in denen ich glaubte eine Spur von Mitgefühl zu erkennen.
Doch eine Sekunde später, als würde ihm sein Handeln jetzt erst bewusst werden,
ließ er seine Hand fallen und entfernte sich ein Stück.
Eine Zeit lang
schwiegen wir. Ich trank von meinem Kaffee und nahm ein paar Bissen von dem Donut,
dessen üppiger Zuckerguss Balsam für meine Nerven war.
Der Himmel wurde
immer heller und verriet, dass der Tag anbrach. Als die Sonne, wie eine dünne,
glänzende Scheibe am Horizont auftauchte, blickte ich zu Lucien und es war, als
würde ich ihn zum ersten Mal sehen.
Das morgendliche
Licht verlieh diesem Mann, dieser Kreatur der Nacht, wie die Schwarzen Krieger
oft bezeichnet wurden, einen goldenen Glanz und seine Schönheit ließ mich den
Atem anhalten.
Sein nachtschwarzes
Haar glänzte in den ersten Sonnenstrahlen in dutzenden Schattierungen von
völligem Schwarz über
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