Mia - Vom Schicksal gezeichnet (Buch 1) (German Edition)
gleißendem Silber bis zu tiefem, schattenhaftem Blau.
Seine bräunliche Haut hatte einen goldenen Schimmer und wirkte so glatt und
rein wie polierter italienischer Marmor. Unbewusst wurde mein Griff um den
Kaffeebecher stärker. Das Bedürfnis, meine Hand auszustrecken und die Konturen
seines perfekten Gesichtes, mit den maskulinen Zügen und den sinnlichen Lippen,
mit meinen Fingerspitzen nachzuzeichnen, war schier überwältigend.
Als sich unsere
Blicke trafen, erinnerten seine Augen an einen klaren Sommerhimmel, der einem
zweifeln ließ, dass je eine Wolke diese wunderschöne Perfektion trüben könnte.
Ich fragte mich,
welche Gedanken und Geheimnisse dieser Mann hatte, der mich einerseits
beängstigte und andererseits mystisch anzog. In manchen Situationen wirkte er
genau so gefährlich wie alle behaupteten. Doch in diesem Moment war er nur ein
verdammt gutaussehender Mann der den Wunsch in mir hervorrief, ihn einzunehmen,
meine Finger in sein Haar zu graben und meine Lippen auf die seinen zu pressen.
Mir absolut bewusst
über meine Gedanken und doch nicht fähig diese abzulegen, flüsterte ich. „Was
passiert hier?“
Als hätten meine
Worte ihn geohrfeigt, brach er den Blickkontakt ab und mit einem Schlag war ich
zurück auf dem Boden der Realität.
Hier ging etwas
nicht mit rechten Dingen zu. Ich war nicht der Typ Frau, der sich von einem
Mann, beziehungsweise Vampir, in den Bann ziehen ließ und darüberhinaus den
Verstand abschaltete.
War ich nie gewesen,
würde ich nie sein!
Irgendetwas stank
hier zum Himmel, und zwar gewaltig! Und ich musste unbedingt dahinterkommen,
was das war.
„Bei der Versammlung
habt ihr über mein Mal gesprochen, als wäre es … schlecht.“ Ich sprach die
Worte langsam und zögerlich aus und beobachtete seine Reaktion. „ Solange sie
nicht das Zeichen trägt, haben wir nichts zu befürchten! Ich glaube, das
waren Zanuks Worte.“ Luciens Schultern spannten sich und dehnten sein Hemd.
„Tate sagte: Wir haben ein Problem! “
Nun traten die
Sehnen an seinen Unterarmen hervor und verrieten, dass er die Hände, die tief
in seinen Hosentaschen vergraben waren, zu Fäusten ballte.
„Was hat das alles
zu bedeuten Lucien?“, fragte ich leise. „Was sagt diese Prophezeiung, von der
mein Vater wusste und die auch ihr zu kennen scheint?“
Sein Blick war
düster und ich sah die kalte Maske, hinter der sich der Mann versteckte, der
mir Kaffee gebracht hatte und mir seine Jacke gab um mich zu wärmen. Diese
Maske war es, die jeden in Angst versetzte, die ihn als grausam und kaltherzig
auswies und mit der er unerreichbar schien.
„Darüber sprechen
wir später!“ Sein Tonfall war gebieterisch. „Lass uns reingehen.“
Er war wieder der
Schwarze Krieger, der Anführer, der keinen Wiederspruch duldete und dessen Wort
Gesetz war.
Nicht ganz
unbeeindruckt von seiner kalten Seite, und wohlwissend, dass jedes weitere
Nachbohren nur Ärger mit sich gebracht hätte, nickte ich und folgte ihm nach
drinnen.
Kurz bevor wir die
Eingangshalle erreichten, hörte ich Lena aufgeregt meinen Namen rufen.
Ich warf Lucien
einen fragenden Blick zu, dieser verdrehte nur die Augen und sagte: „Lena, sei
still, du weckst noch alle.“
Lena kam eilig die
Treppe herunter gerannt. „Lucien, Lucien, Mia ist …“ Als sie mich erblickte
stockten ihre Worte und ich hob zögerlich eine Hand zum Gruß.
„Wo ist sie?“, hörte
ich nun auch Gabes Stimme. Er klang außer sich vor Sorge und Zorn.
„Ich bin hier.“,
sagte ich schnell, wobei meine Stimme so schuldbewusst, wie die eines Kindes
klang, das man bei etwas verbotenem ertappt hatte.
Lena blieb am Absatz
stehen und atmete erleichtert auf. Dann blickte sie skeptisch zu Lucien und
musterte uns beide mit hochgezogenen Brauen, als könnte sie nicht glauben, was
sie da zu sehen bekam. Schließlich legte sich ein Schmunzeln über ihr Gesicht,
das auch mich lächeln ließ.
Bei Gabes Anblick
wich jedoch jede Wärme aus meinem Körper. Wütende Augen starrten zuerst mich,
und dann Lucien an, um mir schlussendlich einen dermaßen vorwurfsvollen Blick
zuzuwerfen, der mir wie ein Messer in die Seele stach.
Ohne ein Wort,
jedoch mit zitternden Armen und einer düsteren Aura der Wut umgeben, drehte er
sich um und ging.
Auf Lenas
Handbewegung hin sah ich an mir hinab. Unter Luciens Jacke waren nur meine
nackten Beine zu sehen. In einer Hand hielt ich noch den Kaffeebecher, in der
anderen einen halben Donut.
Lena deutete auf den
Kopf, und als ich
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