Mias verlorene Liebe
sagen wir mal … etwas abrupt … enden?“
Mia wünschte sich, nie gefragt zu haben. Nie gehört zu haben, dass die letzte Nacht so wenig Bedeutung hatte – zumindest für Ethan.
Denn ihr war klar: Hätte er sie gebeten, etwas länger zu bleiben, oder auch nur angedeutet, sie solle noch nicht abreisen, wäre ihr der Coffeeshop völlig gleichgültig gewesen.
Stattdessen schien er die letzte Nacht als das Ende ihrer Beziehung zu betrachten – nicht als den Anfang einer neuen.
Mia war froh, dass sie ihre Sonnenbrille trug. Hinter den dunklen Gläsern ließen sich die Tränen verbergen, die ihr jetzt in die Augen schossen.
Nervös fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen. „Wir haben unser Gespräch von letzter Nacht noch nicht ganz beendet.“
„Gespräch? Worüber?“ Zynisch verzog Ethan den Mund. „Soweit ich mich erinnere, haben wir nicht mehr viele Worte gewechselt, nachdem ich in dein Zimmer kam.“
Da musste Mia ihm allerdings recht geben. Es gab nur noch ihre Gefühle, ihr Begehren … Worte hatten keinen Raum mehr. „Du hast meine Frage noch nicht beantwortet, ob es damals einen Zusammenhang gab zwischen meinem Verschwinden und deinem Entschluss, bei Burton Industries zu bleiben?“
Dieser Gedanke saß in Mias Kopf fest, seit sie am Morgen unter der Dusche langsam zu sich gekommen war und den Abend Revue passieren ließ.
Gleichzeitig erkannte sie, dass sie Ethan seine Karriere im Unternehmen ihres Vaters verübelte. Eigentlich war es das, was sie ihm innerlich am meisten vorwarf.
„Ich meine, dir bereits bestätigt zu haben, dass ich jederzeit dieselbe Entscheidung wieder treffen würde.“
Stimmt, das hat er, musste Mia zustimmen. Aber an diesem Morgen fühlte sie sich so verwirrt …
„Ethan …“
„Ich muss allmählich mal die Teller hinausbringen.“
„Meinst du nicht, es wäre wichtiger, über die letzte Nacht zu reden?“
„Vielleicht später. Ach so … das habe ich ganz vergessen … später bist du ja nicht mehr da.“
Unsicher blickte Mia ihn an. „Du fliegst nicht mit mir zurück?“
Ethan zuckte die Achseln. „Ich halte es für besser, hierzubleiben. William wird mich sicher brauchen … nach deinem Besuch.“
William würde ihn brauchen …
Und ich! Was ist mit mir? Mit meinen Gefühlen?
Zumindest machte diese Antwort unmissverständlich klar, wo Ethans Loyalität lag.
Was hatte sie eigentlich erwartet? Dass allein die Leidenschaft der letzten Nacht Ethans Einstellung ändern würde? Dass die letzten fünf Jahre wundersam aus seinem Gedächtnis gestrichen würden? Hatte sie sich tatsächlich in dem Irrglauben befunden, es könne etwas Neues zwischen ihnen entstehen?
Nun, Ethan hatte ja unmissverständlich klargemacht, wie er die Dinge sah.
Und was Mia betraf …
Der Schmerz, der sie durchzuckte, sagte ihr, sie solle sich fernhalten … von Ethan, von diesen Gefühlen. Sie würde später noch Zeit genug haben, sich mit ihnen auseinanderzusetzen.
Mühsam holte sie Atem. „Ich glaube, ich verzichte besser auf das Frühstück und packe meinen Koffer.“ Sie wollte jetzt allein sein. Viel länger würden sich ihre Gefühle nicht verbergen lassen.
„Viel hast du ja nicht gerade dabei“, antwortete Ethan spöttisch.
Er will mich nicht verstehen, dachte Mia unglücklich.
„Sollte es dir entgangen sein: Ich möchte jetzt einfach allein sein.“
„Das wiederum kann ich nur allzu gut verstehen.“
„Bist du dir da ganz sicher?“
„Darf ich dich daran erinnern, dich letzte Nacht gewarnt zu haben? Ich habe dir geraten, dir die Konsequenzen deines Handelns genau zu überlegen!“
Das stimmte. Aber Mia hatte die Folgen ausgeblendet – zu stark war ihre Sehnsucht nach Ethan in jenem Augenblick gewesen.
Und jetzt? Wie sah sie die Dinge jetzt?
Zunächst einmal wurde ihr bewusst, dass es in der Nacht zwischen ihnen beiden nicht um „Liebe“ gegangen war. Es ging um Sex, nicht um zärtliche Gefühle. Leider nicht um Sex der unkomplizierten Art. Zwischen ihr und Ethan gab es nichts Unkompliziertes.
„Ich erinnere mich ganz genau … und tatsächlich hätte ich mich besser daran gehalten“, bestätigte sie so gefasst wie möglich. „Würdest du mich bitte bei Grace und William entschuldigen?“ Mit diesen Worten auf den Lippen drehte sie sich um und verließ die Küche.
„Mia!“
Sie wirbelte herum und zwang sich, tief durchzuatmen. Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als sie ihn dort stehen sah … das letzte Bild, das sie von ihm mitnehmen
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