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Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Titel: Mich gibt s ubrigens auch fur immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seidel Jana
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vergeht die restliche Zeit mit Hrithiks Familie wie im Flug, ohne größere Zwischenfälle. Ich glaube, sie haben sich mit mir arrangiert. Heikel wurde es nur einmal ganz kurz, an dem Morgen nach der zerstörten Mikrowelle, als Uma im ganzen Wohnzimmer Milch verspritzte. Ein Ritual, das böse Geister vertreibt, die offenbar auch Küchengeräte zu Bruch bringen. Aber ich habe einfach darauf verzichtet, darauf hinzuweisen, dass Milch in allen möglichen Ritzen nach einer Weile für unangenehme Gerüche sorgt. Die wahre Katastrophe ereilt uns ausgerechnet am Tag vor ihrer Abreise, genau drei Tage vor meiner eigenen Abreise mit Juli. Dabei fing alles so harmlos an, mit einem weiteren schönen Tag in Elizabeths Buchladen. Wir quatschen, verkaufen und arrangieren gerade so schön vor uns hin, als ich auf einmal schallendes Gelächter höre, das mir vage vertraut vorkommt. Ich blicke hoch und entdecke … Melanie und Chadni. Ihr Lärmen kann nicht mir gelten, sie haben mich nämlich ganz offensichtlich noch gar nicht wahrgenommen. In Schockstarre denke ich darüber nach, mich hinter einem Regal zu verstecken, aber ausgerechnet da sieht Chadni mir direkt in die Augen. »Hallo, was machst du denn hier?«
    Ich erwäge zu lügen, bringe es aber vor Elizabeth nicht übers Herz. »Ich arbeite hier«, sage ich leise. »Aber noch nicht sehr lange.«
    Â»Ich dachte, du jobbst im Altersheim?«, fragt Melanie. Wieso mischt die sich jetzt eigentlich ein? In meinem Kopf rattert es, als ich anfange, die möglichen Ausmaße dieser Begegnung abzuschätzen. Hrithik wird erfahren, dass ich wieder den Job gewechselt habe – und das nicht von mir. So war das eigentlich nicht geplant. Ich dachte, jegliches Aufeinandertreffen mit Chadni und Melanie wäre eine Katastrophe. Ich habe mich geirrt. Es kann immer noch schlimmer kommen. Die beiden haben es geschafft, den allermiesesten Zeitpunkt und Ort für ein kleines Geplänkel mit mir abzupassen.
    Â»Im Altersheim helfe ich gelegentlich auch noch aus«, krächze ich mit einem Kloß im Hals.
    Â»Kein Wunder, dass du mit deinem Studium nicht fertig wirst, du Arme.« Mitleid von Melanie ist echt das Letzte, was ich brauche. Es klang aber auch eher nach versteckter Häme. Dabei hat sie leicht reden, ich glaube nicht, dass sie während ihres Studiums einen Finger für ihr Geld rühren musste. Soweit ich weiß, haben alles ihre Eltern bezahlt. Um nicht durchzudrehen, rufe ich mir die wichtigste Regel für Servicekräfte ins Gedächtnis: Der Kunde ist König. Auch wenn er ein Vollidiot ist. Ich setze ein Lächeln auf. »Wie auch immer, was kann ich für euch tun?«
    Melanie merkt wohl, dass an der Zickenfront vorerst nicht mehr viel zu holen ist und wirkt plötzlich sehr geschäftig. »Ich suche ein Geschenk für einen Freund. Und man hat mir gesagt«, sie schaut über meine Schulter hinweg zu Elizabeth, »dass Sie für jeden das Passende fänden.«
    Â»Ich bin mir sicher, Tanja wird etwas finden, das Sie absolut zufriedenstellt«, sagt Elizabeth ruhig. Sie verschwindet in der Teeküche, und Melanie sieht ihr ratlos hinterher.
    Warum tut sie mir das an? Diese Aufgabe hätte ich ihr nur allzu gerne überlassen. Ich versuche, einen professionellen Tonfall beizubehalten. »Erzähl mir ein bisschen etwas über deinen Freund. Hat er irgendwelche besonderen Interessen?«
    Â»Er spielt am liebsten Golf. Aber falls du dich damit nicht auskennst, nehme ich lieber einen Roman oder so, bevor ich etwas Unsinniges anschleppe.«
    Â»Das wird nicht nötig sein, ich denke, ich habe da etwas«, behaupte ich und folge Elizabeth in die Teeküche. Dort zische ich meiner Chefin ein leicht verzweifeltes »Golf?« zu. In Wahrheit fällt mir dazu nämlich gar nichts ein.
    Â»Schau mal bei den Büchern von John Updike. Der hat ein Buch übers Golfen geschrieben, das kaum jemand kennt. Und ein Pulitzer-Preisträger, der übers Golfen schreibt, gefällt den Männern, die deine Freundin kennt, ganz sicher.«
    Sie zwinkert mir zu.
    Â»Sie ist nicht meine …«, fauche ich, werde aber prompt unterbrochen.
    Â»Das war ein Scherz.«
    Dankbar für den Tipp eile ich zu den Regalreihen mit den Romanen und finde tatsächlich den Band »Golfträume«. Zufrieden bringe ich ihn Melanie. »Alles, was Golfen so schön macht. Aus der Sicht eines

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