Mich gibt s ubrigens auch fur immer
genommen, nennt er das ⦠Warum sind Männer so naiv, wenn es um Frauen geht? Sie wollte doch nur den Blick darauf lenken, dass es bei ihr ganz anders aussieht, dass sie eine Frau mit einem Plan ist, die immer genau weiÃ, was sie will.
»Vielleicht hat sie ja recht. Aber du hättest es mir trotzdem sagen können.« Jetzt sieht er fast ein wenig geknickt aus. Wie ein Mann, der Ehrlichkeit verdient hat. Hat er gerade gesagt, dass sie recht hat? Ich atme tief durch und beschlieÃe, mich aufs Wesentliche zu konzentrieren, ohne auf Melanies Seitenhiebe einzugehen.
»Ich habe mich nicht getraut und wollte den richtigen Zeitpunkt abwarten. Ich wollte es dir sagen, wenn deine Familie abgereist ist. Ich war so unglücklich mit der Situation und einem Studium im Nacken, das ich nie abschlieÃen werde. Ich fühle mich so befreit, seit ich mich exmatrikuliert habe. Das musste sein.«
»Du hast was?« Er bremst abrupt.
»Das wollte ich dir auch noch sagen. Ich überlege, in dem Buchladen zu bleiben. Da habe ich so ein Gefühl von â ich weià auch nicht, was es ist. Ich fühle mich da irgendwie zu Hause.«
»Sagst du das nicht jedes Mal?«, fragt er müde.
»Diesmal ist es wirklich anders.«
»Ach ja?«
Es fühlt sich wirklich anders an, auch wenn ich nicht weiÃ, wie ich ihm das vermitteln soll. Ich versuche, meine Zukunft mit seinen Augen zu sehen: eine Frau, die immer nur von einem Gelegenheitsjob zum nächsten taumelt. Ich will nicht, dass er mich so sieht. Ist es denn so wichtig, welchen Job ich habe oder ob ich studiere oder nicht? Er steht doch in beiden Fällen nicht daneben, während ich es tue. Was macht es da für einen Unterschied, ob ich im Buchladen, im Altersheim oder hinter einem altehrwürdigen Pult als Professorin doziere?
»Ist es nicht die Hauptsache, dass ich zufrieden bin, bei dem, was ich tue. Egal, was es ist?«, frage ich trotzig.
»Bist du denn zufrieden?«
»Im Moment schon.«
»Aber für wie lange denn?«
Ich bin traurig und wütend zugleich. »Na, dann bist du dir ja mit Melanie herrlich einig, dass ich ein bemitleidenswertes, lebensuntüchtiges Geschöpf bin. Wunderbar, noch eine eurer vielen gemeinsamen Eigenschaften. Gehört der Spaà beim Golfspielen auch dazu?«
Er sieht genervt aus. »Wir reden jetzt gerade nicht über Melanie oder mich, wir reden über dich. Ich mache mir ein wenig Sorgen.«
Ich würde ehrlich gesagt lieber mehr über das Melanie-Thema erfahren.
»Danke, sehr nett, aber das brauchst du wirklich nicht.«
Ich schaue wieder aus dem Fenster, er fixiert die Fahrbahn.
Nach einer Weile lenkt er ein. »Ich weià auch nicht genau, was das sollte. Ich war ein- oder zweimal mit ihr auf einem Golfplatz, und es war ganz o.k. Aber ich bin vor Begeisterung auch nicht umgefallen. Und falls du dir darum ernsthaft Gedanken machen solltest: Selbst wenn ich morgen beschlieÃen sollte, meine Zeit hauptsächlich auf Golfplätzen zu verbringen, ist das ganz sicher keine Gemeinsamkeit, auf die man eine Beziehung aufbaut.«
»Und wir haben solche Gemeinsamkeiten?«, frage ich. Als er nicht sofort antwortet, steigen mir die Tränen in die Augen.
»Was hat sie hineingeschrieben?«
Er schaut mich betreten an. »Die Selbstverleugnung ist eine Methode, durch die der Mensch sein Wachstum hemmt.«
Damit meint sie wohl, Hrithik sollte keine Freundin haben, bei der er seine wahren Interessen wie das Golfspiel, Rauten-Pullis oder rahmengenähte Budapester-Schuhe nicht vollends ausleben kann. An dieser Stelle: Ich hasse es, wenn Leute es für besonders tiefsinnig halten, Zitate wiederzugeben, die so abgestanden sind, dass man sie vermutlich schon als Wandtattoos und Tassengravur kaufen kann. Glaubt Melanie wirklich, dass das aus dem Zusammenhang gerissene Zitat eines groÃen Geistes sie selbst zu einem solchen macht oder sie zumindest so wirken lässt. Bei Peter stört mich das nicht, aber der ist ja auch darüber hinaus ein guter Freund und hat es zur Kunstform erhoben, fast nur noch in Zitaten zu sprechen. Und er kennt eben auch welche, die nicht wöchentlich auf den bunten Seiten eines Magazins abgedruckt werden. Wütend und traurig stiere ich vor mich hin.
»Und, verleugnest du dich selbst? Würdest du nicht vielleicht doch lieber Golf spielen, eine Frau an deiner Seite haben, mit der du in irgendwelchen Elite-Clubs
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