Mich gibt s ubrigens auch fur immer
funkeln. »Du hast ganz recht, Lothar, ich werde das noch erleben! Und du kommst mit â zur Strafe für deine Unverschämtheiten.«
Lothar schaut resigniert an die Decke. »Aber ich ziehe sicher keinen Taucheranzug an, sondern werde mir schön von drauÃen angucken, wie die scharfen Zähne aus dir ein Mittagessen machen.«
Lilly lacht. Offenbar ist die Stimmung wiederhergestellt, auch wenn ich nicht so ganz verstehe, was gerade passiert ist. Lothar fährt freiwillig mit Lilly und mir an die Ostsee? Und wieso gelingt es ihm, Lilly mit seinen Boshaftigkeiten viel besser aufzuheitern, als ich mit meinem weiblichen Einfühlungsvermögen? Irgendetwas ganz Merkwürdiges ist im Gange.
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A ls ich am Abend völlig erschöpft nach Hause komme, hat Hrithik schon das Abendessen vorbereitet. »Ich dachte, für heute hast du genug gekocht.« Er küsst mir zärtlich in den Nacken. Er ist eben doch ein Schatz. Es gibt Tandoori.
»Wir müssen noch etwas Wichtiges besprechen«, eröffnet Uma das Gespräch. Chadni kichert schon wieder. Vermutlich ahnt sie, was nun kommt â und es ist nichts Gutes.
Erwartungsvoll schaue ich Hrithiks Mutter an. »Um was geht es denn?«
»Wir haben eure Horoskope abgleichen lassen. Ihr passt sehr gut zusammen, ist das nicht wunderbar? Wir haben den Astrologen euren Hochzeitstermin ausrechnen lassen. Und festgestellt, dass ihr nur an einem einzigen Tag heiraten könnt, und zwar noch in diesem Jahr, am 21. März.«
Mist, ich hatte vergessen, dass Sternenkonstellationen in Indien so eine groÃe Rolle spielen. Hrithik hat das offenbar auch verdrängt. Entgeistert sehen wir uns an.
»Wollt ihr etwa, dass eure Hochzeit unter einem ungünstigen Stern steht?«, fragt Uma entrüstet. Natürlich nicht. Ich muss an die Schauspielerin Ashwaria Rai denken, die den Sohn des Bollywood-Gottes Amitabh Bachchan geheiratet hat. Deren Horoskope passten kein bisschen zusammen. Aber die Astrologiegläubigen sind ja nicht blöd und finden auch aus den selbst auferlegten, rigiden Einschränkungen einen Ausweg: Das Mädchen wurde vorab erst mal mit einem Baum verheiratet, weil durch das Ritual wohl die miese Sternenkonstellation unwirksam gemacht wird. Mit diesem Beispiel vor Augen würde ich glatt einwilligen, am 21. März zu heiraten. Hauptsache, ich muss nicht erst mal eine Eiche ehelichen.
Nach einer Eingebung suchend, lasse ich meinen Blick durch den Raum schweifen und stelle fest: Die haben meine Kommode umdekoriert, auf der schöne TrockenblumensträuÃe und Bambusstäbe in bunten Ikea-Vasen standen. Stattdessen prangt dort nun in einem barocken Goldrahmen das kunterbunte Bild einer merkwürdigen Gottheit mit vier Armen. Uma folgt meinem Blick. »Wir haben in unserer Puja schon darum gebeten, dass es mit eurer Hochzeitszeremonie klappen würde.«
»Puja?«
Jetzt sieht Hrithiks Mutter echt sauer aus. Hätte ich mich doch nur besser vorbereitet.
»Gebet«, flüstert Hrithik mir zu.
»Du kannst ja nichts dafür. Unser Sohn hätte es dir erklären müssen. Bedeuten dir unsere Wurzeln gar nichts?«, faucht sie Hrithik an. Chadni kichert schon wieder, und Raghav widmet sich hingebungsvoll den Linsen auf seinem Teller.
»Sag du auch mal was!«, zischt Uma ihm zu.
Wie schön, dass sich Familien weltweit kaum unterscheiden, auch wenn sie über andere Themen streiten.
Raghav zuckt lässig mit den Achseln. »Die Frau ist die Seele der Familie. Unser Wohlergehen liegt in deinen Händen, Uma«, sagt er charmant und piekst wieder ein paar Linsen vom Teller.
»Der 21. März klingt doch fantastisch«, rufe ich schnell, bevor die Situation peinlich wird. Hoffentlich versteht Hrithik das nun nicht als Nötigung zu einer Hochzeit, die bis eben gerade ganz und gar nicht mehr ausgemachte Sache war.
Wohlwollend schaut Uma mich an. »Raghav hat natürlich wie immer recht. Manche Dinge müssen Frauen untereinander ausmachen.«
Jetzt verkneift sich Hrithik ein Lachen. »Schauen wir mal.«
In dem Moment knallt es, wir fahren alle erschrocken zusammen. Hrithik hatte es besonders gut gemeint und ein Dessert vorbereitet. In der Mikrowelle. In einer verschlossenen Schüssel. Schlieren irgendeiner Creme laufen die Glasscheiben entlang.
»Das ist passiert, weil du dich den Sternen versperrst«, sagt Uma überzeugt.
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Bemerkenswerterweise
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