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Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Titel: Mich gibt s ubrigens auch fur immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seidel Jana
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Er erzählt Anekdoten aus dem Camp, vermeidet dabei aber Erzählungen, die Megan mit einschließen, vermutlich aus Respekt mir und der Erinnerung an meine Mutter gegenüber. Wir steuern ein paar Hamburger Episoden und aktuelle Geschehnisse in Deutschland bei. Dschungelcamp, Finanzkrise, das Wetten-dass-Ende – Kurt hat auf dem fernen Kontinent ja nichts von all diesen Dingen mitbekommen. Als Juli und ich am Ende sturzbetrunken auf unserer Pritsche liegen, finde ich die Welt und unsere Anwesenheit hier eigentlich ganz in Ordnung. Seltsam, wie ein paar Promille alles richten. Während ich an die Decke stiere und sich alles ein wenig um mich dreht, fällt es mir plötzlich ganz leicht, mir das ersehnte Happy End mit Hrithik vorzustellen: Ich sehe ihn vor mir, wie er am Flughafen steht, mit einem Blumenstrauß. So groß, dass er fast sein Gesicht verdeckt. Sicher sind es Lilien, meine Lieblingsblumen. Dummerweise werden sie ein wenig zerknickt, als er auf mich zuläuft und mich stürmisch in seine Arme nimmt. Aber es zählt ja die Geste … Selig schlafe ich ein.
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    S chade nur, dass der euphorische Zustand immer nur bis zum brummschädeligen Erwachen anhält und die Welt sich mit einem Kater noch viel finsterer anfühlt. Auch wenn die Sonne grell zum Fenster hineinstrahlt. Das steigert die Schmerzen nur noch zusätzlich.
    Â»Ich wünschte, ich könnte mich übergeben«, ächzt Juli, als sie neben mir erwacht. »Mir ist so elend.«
    Ich bleibe auf dem Rücken liegen und versuche, ohne meinen Kopf zu bewegen, mit der Hand die Wasserflasche neben dem Bett zu finden.
    Da poltert es auch schon an der Tür. »Aufstehen, meine Damen.«
    Jede von uns überlässt der anderen die unangenehme Aufgabe zu antworten. Habe auch das Gefühl, ich müsste mich übergeben, wenn ich den Mund aufmache.
    Â»Lebt ihr noch?«
    Â»Klar«, stöhne ich so laut ich kann.
    Â»Kommt ihr gleich?«
    Juli starrt mich so entsetzt an, dass ich schon wieder grinsen muss. »Du wolltest doch Tiger sehen«, erinnere ich sie.
    Â»Lieber würde ich aufhören, doppelt zu sehen.«
    Â»Gib uns eine halbe Stunde, Kurt«, rufe ich. »Los komm! Eine kalte Dusche, dann haben wir es geschafft.«
    An einem Baum hat Kurt einen Plastiksack mit Wasser gehängt und eine Spitze leicht abgeschnitten. Misstrauisch beäugen Juli und ich das Konstrukt. Meine Augen suchen jeden einzelnen Zweig nach entzückenden, gut getarnten Nattern ab. Ich entdecke aber keine.
    Â»Du zuerst«, sagt Juli leicht angewidert.
    Â»Na schön, aber du bleibst hier und hältst nach allem Ausschau, was sich schlängelt, ja?«, bitte ich. Juli nickt. Weil mich das nicht allzu sehr beruhigt, brauche ich nur zwei Sekunden, um mich einzuseifen und abzuspülen. Erfrischt fühle ich mich danach nicht. Ich wickele mir schnell ein Handtuch um den Körper und überlasse Juli das Feld.
    Â»Das Badezimmer ist frei«, sage ich gönnerhaft. »Aber sieh zu, dass du nicht wieder Stunden darin brauchst.«
    Juli rollt mit den Augen – und ist noch schneller fertig als ich.
    Wieder im Haus schlüpfen wir schnell in frische Klamotten, bevor wir uns an den Küchentisch setzen. Kurt hält eine Kanne in der Hand, der ein wunderbarer Duft entströmt. Anerkennend strahlt er uns an. »Ich hatte gerade mal Zeit, den Kaffee zu kochen! Mit euch kann man wirklich in die Wildnis gehen! Ihr verschwendet keine Zeit mit dem üblichen Mädchenkram.«
    Ha! Für eine Sekunde sieht Juli aus, als würde sie meinem Vater an die Kehle springen wollen – wo sie doch sonst immer so begeistert ist von allem, was er tut. Aber ein übler Kater und eine viel zu kurze Katzenwäsche können wohl selbst ihren Optimismus bremsen.
    Â»Will der uns veräppeln?«, fragt sie ganz leise und schüttelt ihre Naturlocken, in denen noch Seifenreste hängen.
    Â»Ich fürchte, nein.« Julis Anblick bringt mich zum Kichern. Kurt hat offenbar nichts gehört und freut sich über meine gute Laune. Mit noch breiterem Lächeln fragt er: »Habt ihr Hunger?«
    Â»Oh Gott, nein!«, rufen Juli und ich gleichzeitig.
    Â»Ihr solltet euch ein wenig stärken. Ich packe uns etwas ein.«
    Eigentlich glaube ich, dass ich nie wieder etwas essen werde. Zumindest werde ich nie wieder Alkohol anrühren … in dieser Woche.
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    D as ist Nadu«, stellt uns mein Vater

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