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Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Titel: Mich gibt s ubrigens auch fur immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seidel Jana
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es geht ja auch ums Ballastabwerfen, richtig?«, sage ich schnippischer, als ich wollte.
    Mein Vater lässt sich davon nicht beirren und grinst: »Genau, mehr oder weniger. Ich habe einen tollen Plan.«
    Â»Und Stefan kommt nicht mit?«
    Er schüttelt den Kopf. »Ich habe ihm erklärt, er sei noch nicht so weit. Dann können wir einen Ausflug machen, ohne seinen Glauben zu zerstören. Ihr wollt euch doch nicht wirklich in einer Hütte mit mir auf die Suche nach eurem verborgenen Ich machen, oder?« Er schaut uns prüfend an.
    Â»Nein, ganz sicher nicht«, sagt Juli mit vollem Mund. »Ein Ausflug wäre prima. Aber ich kann auch hierbleiben, falls ihr wollt.«
    Ich schaue schnell zu Kurt, bevor ich Juli vernichtend anfunkele. Dass er für eine Sekunde doch fast ein wenig verängstigt aussieht, bei dem Gedanken mit mir allein zu sein, beruhigt mich etwas. Dann aber doch wieder nicht so sehr, dass ich mich auf so ein Abenteuer einlassen würde.
    Â»Vielleicht sehen wir Tiger«, wirft mein Vater ein.
    Â»Ãœberredet«, antwortet Juli fröhlich und kaut unbeschwert weiter.
    Â»Na, dann lass ich euch mal in Ruhe packen. Ich habe noch ein paar Dinge zu besprechen.«
    Er verlässt das Haus.
    Â»Also, ich finde ihn klasse«, stellt Juli zum wiederholten Mal ungefragt fest.
    Â»Ganz offensichtlich.« So leicht lasse ich mich nicht provozieren. Wortlos schnappe ich mir auch eines der Brote und schlinge es herunter.
    Â»Lächle mal, wir werden Tiger sehen.«
    Ich habe eher das Gefühl, wir fahren in die Höhle des Löwen …


    S tunden später sitzen wir mit Kurt in einem gemieteten Jeep. Juli hat sich sofort quer auf die hintere Sitzbank geworfen, sodass mir nur der Platz neben Kurt bleibt.
    Â»Willst du uns nicht langsam mal verraten, wo wir hinfahren?«
    Â»In den Periyar-National-Park. Ihr wollt doch Tiger sehen? Ihr könnt doch nicht durch Südindien reisen und dann nur mit ein paar alten Hippies rumhängen.«
    Â»Ohne sie könntest du es dir gar nicht leisten, uns hier herumzukutschieren«, stelle ich missbilligend fest. Seine Meinung, dass er einen Haufen Spinner beherbergt, teile ich ja, aber wenn sie ihm schon sein Geld einbringen, soll er sich nicht auch noch über sie lustig machen.
    Â»Das stimmt«, stellt er gleichmütig fest.
    Immer noch haben wir keines der entscheidenden Themen angeschnitten, nicht einmal kurz erzählt, wie es uns in den letzten Jahren ergangen ist.
    So zickig wie ich auf ihn reagiere, ist es kein Wunder, dass er nun doch endlich die entscheidende Frage stellt: »Warum seid ihr eigentlich hierhergekommen?«
    Ich denke nach. Es kommt mir zu profan vor, ihn vom Beifahrersitz eines Jeeps über ein so wichtiges Ereignis in meinem Leben aufzuklären.
    Â»Spuck’s aus, Tanja«, ruft Juli von hinten. Sie ist nicht ganz die große Hilfe, als die ich sie dabeihaben wollte.
    Â»Also … ich heirate bald. Und eigentlich wollte ich dich fragen, ob du kommen möchtest.«
    Er macht eine Vollbremsung, und Julis Kopf knallt gegen meinen Sitz.
    Â»Aua«, brüllt sie erbost. »Kein Grund, mich umzubringen.«
    Kurt ist ziemlich aus den Häuschen. Fast glaube ich, er möchte mich umarmen. Er streckt einen Arm aus und zieht ihn dann wieder zurück. Schließlich legt er beide Hände wieder ans Lenkrad, gibt Gas und sagt etwas nüchterner, aber immer noch warmherzig. »Sehr schön, herzlichen Glückwunsch. Das freut mich.«
    Danach schweigen wir alle drei. Wieder mal frage ich mich, was ich erwartet habe. Dann sagt er: »Wie ist er denn so, kann ich ihm meine Tochter anvertrauen?« Er schaut Juli über den Rückspiegel an.
    Â»Aye, Käpt’n, da würde ich grünes Licht geben«, sagt Juli.
    Ich kichere aus Versehen.
    Â»Können wir ein wenig Musik anmachen? Sonst schlafe ich hier echt noch ein«, beschwert sich Juli.
    Â»Ruhe auf den billigen Plätzen«, sagen mein Vater und ich gleichzeitig. Früher haben das meine Eltern immer zu mir gesagt, wenn ich auf den langen VW-Bus-Fahrten angefangen habe zu mosern. Fast erschrocken gucken wir uns an und dann wieder weg, als hätten wir Angst, in den Augen des anderen die gleichen schönen, traurigen Erinnerungen widergespiegelt zu sehen. Womit wir schneller auf heiklem Terrain wären, als erhofft. Es wird nicht besser, als wir beide gleichzeitig nach dem Knauf des Autoradios

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