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Michael, der Finne

Michael, der Finne

Titel: Michael, der Finne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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dadurch zu meinem Freier wurdest. Meister Fuchs ist des Bischofs Hexenhäscher. Er brüstet sich, er könne Hexen schon auf eine Meile riechen und sein bloßer Blick kommt einem Urteil gleich. Ich bin schon einmal durch ihn gezwungen worden, den Reinigungseid zu leisten, aber damals wohnte ich im Hause meines Vaters, und sein guter Name und seine Zunft schützten mich. Nun aber gibt es keinen, der mich schützen könnte, und ich muß fort.«
    Die volle Bedeutung ihrer Worte leuchtete mir plötzlich ein. Unsere Absonderung, meine trüben Ahnungen, Sebastians Worte – alles paßte zusammen und ließ in mir eine unerschütterliche Überzeugung reifen.
    »Du hast recht, Barbara. Wir müssen fliehen. Vielleicht können wir eine eidgenössische Stadt erreichen, wenn wir die Wälder und Berge zu Fuß durchqueren. Und wenn wir dem Rhein folgen, können wir über den Fluß ans französische Ufer gelangen.«
    »Möchtest du wirklich mit mir gehen? Selbst wenn ich eine Hexe wäre und unsere Flucht auch dich als Schwarzkünstler überführte?«
    »Natürlich«, versetzte ich ungeduldig. »Aber du bist keine Hexe; reden wir daher keinen Unsinn mehr, sondern laß uns von unseren Habseligkeiten so viel packen, wie wir tragen können. Nach Einbruch der Dunkelheit wollen wir uns aufmachen.«
    »Ich liebe dich, Michael«, sagte Barbara. Sie küßte mich sanft; ihre Lippen verschmolzen mit meinen. »Aber du bist halsstarrig. Ich weiß, ich kann dich nicht hindern, mich zu begleiten, auch wenn es dein Unglück sein sollte; wir wollen daher unsere Flucht wohl überlegen und keinen Verdacht erwecken. Vor allem mußt du wie gewöhnlich deiner Arbeit nachgehen, während ich unsere Reise vorbereite. Sollte aber etwas Unvorhergesehenes eintreten und uns zwingen, getrennt fliehen zu müssen, so wollen wir uns im Wald vor der Stadt treffen, wo mein Onkel wohnt, an der Stelle, wo ich dich damals gefunden habe.«
    Sie muß, als sie so sprach, gewußt haben, daß die Flucht ein hoffnungsloses Unterfangen war. Ihr einziger Gedanke war, mich nicht in die Sache zu verwickeln und in Sicherheit zu bringen. Als ich spät an jenem Nachmittag über meiner Abschrift saß, hörte ich Lärm und Aufruhr vom Marktplatz herauf. In tödlicher Angst stürzte ich hinaus und sah, wie Meister Fuchs Barbara an einem Strick führte. Ihre Hände waren auf dem Rücken gebunden, und ihre beiden Büttel wehrten den heulenden Pöbel ab, der sie mit Kot und Mist bewarf.
    Meister Fuchs schwenkte triumphierend ein kleines Bündel über dem Kopf und rief: »Ich erwischte sie, als sie fliehen wollte – und warum wollte sie fliehen? Kein Unschuldiger flieht vor mir!«
    »Hexe, Zauberin, Vettel!« kreischte das Volk. Sie stießen die Spieße der Büttel zur Seite, um mein Weib Barbara treten, schlagen und anspeien zu können. Mit verzweifelter Anstrengung bahnte ich mir einen Weg zu ihr. Nun war ich an der Reihe, Meister Fuchs am Arm zu packen.
    »Laßt sie frei, Meister Fuchs«, schluchzte ich. »Sie ist mein Weib, und ich, ihr Gatte, werde wohl wissen, daß sie keine Hexe ist.«
    »Fort, Michael, fort!« schrie Barbara und zerrte an ihren Fesseln, als wollte sie mich wegstoßen.
    Aber nun hatte der Pöbel mich entdeckt und heulte: »Der Fremde, der Fremde! Nehmt ihn fest, Meister Fuchs! Er ist ebenso schlecht wie sie.«
    Meister Fuchs lächelte geschmeichelt und hob die Hand zum Zeichen, daß er zum Volke reden wollte. Der Lärm legte sich; einige riefen: »Hört ihn, hört ihn!«
    Als es still geworden war, erhob Meister Fuchs seine Stimme und sprach: »Ihr guten Leute, ich verstehe eure Empörung gar wohl, doch kommt es euch nicht zu, dies Weib zu schmähen und zu mißhandeln. Die heilige Inquisition wird eine gerechte Untersuchung veranstalten und sie nach Verdienst beurteilen. Stellt sich heraus, daß sie Not und Elend unter euch verursacht hat, so seid versichert, daß sie tausendmal mehr leiden wird, bevor sie im feurigen Wagen ihres Herrn und Meisters zur Hölle fährt. Wißt, ihr guten Leute, daß Pater Angelo, der Dominikaner, jüngst am Hofe des Fürstbischofs eingetroffen ist; er bringt die unumschränkte päpstliche Vollmacht für Prozesse gegen die Zauberer und Hexen mit, die in den vergangenen Jahren so schändlich in der Diözese gehaust haben.«
    Plötzlich gellte eine gewaltige Stimme über den Marktplatz: »Zur Hölle mit Papst und Mönchen!«
    Augenblicklich fiel alles in diesen Ruf ein; sie riefen über Papst und Mönche das Verderben so grimmig herab, wie

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