Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Michael, der Finne

Michael, der Finne

Titel: Michael, der Finne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
Vom Netzwerk:
fließenden Wasser zu des Menschen Wohl erschaffen. Daher soll Jagd, Fischfang und Vogelstellen männiglich verstattet sein.
    Zum sechsten sollen alle Wälder einer ganzen Gemeinde wieder anheimfallen, auf daß ein jeder das Brennholz und Bauholz, dessen er bedarf, daraus entnehmen mag.
    Zum siebenten ist unsere harte Beschwerung der Dienste halb, welche von Tag zu Tag gemehrt werden und täglich zunehmen. Wir begehren, daß man darin ein ziemlich Einsehen tue und uns dermaßen nicht so hart beschwere, sondern uns hierin ansehe, wie unsere Eltern gedient haben, allein nach Laut des Wortes Gottes.
    Zum achten begehren wir, daß die Herrschaft Güter, deren Pachtschilling ungebührlich gestiegen ist, durch ehrbare Leute besichtigen lasse und nach der Billigkeit eine Güte bestimme, damit der Bauer seine Arbeit nicht umsonst tue; denn nach Gottes Wort ist jeder Tagwerker seines Lohnes würdig.
    Zum neunten soll an die Statt der gegenwärtig willkürlichen Gerichtsbarkeit die alte geschriebene Straf treten. Auch soll man nicht mehr nach Rang und Stand oder aus großer parteilicher Begünstigung, sondern einen jeden nach Gestalt der Sache gleich bestrafen.
    Zum zehnten sollen Wiesen und Äcker, so etliche Herren sich zugeeignet haben, wieder einer ganzen Gemeinde anheimfallen.
    Zum elften wollen wir den Brauch, genannt der Todfall, ganz und gar abgetan haben, nimmer leiden noch gestatten, daß man Witwen und Waisen das Ihrige wider Gott und Ehren also schändlich nehmen und rauben soll, wie es an vielen Orten in mancherlei Gestalt geschehen ist.«
    Sebastian hielt inne, sah um sich und sprach: »Der allerwichtigste Artikel ist der zwölfte und letzte, denn der soll zeigen, daß wir weder Gewalt noch Aufruhr im Schilde führen, sondern Gottes Gerechtigkeit anerkennen, nicht allein, wo es um unsere Rechte, sondern auch, wo es um unsere Pflichten geht.
    Zum zwölften ist unser Beschluß und endliche Meinung: Wenn einer oder mehrere der hier gestellten Artikeln dem Worte Gottes nicht gemäß wären, so wollen wir, wo uns selbige Artikeln mit dem Worte Gottes als unziemlich nachgewiesen werden, davon abstehen, sobald man es uns mit Grund der Schrift erklärt. Ebenso aber behalten wir uns weitere Artikeln vor, sofern sie ihren gerechten Grund in der Schrift finden.«
    Die Bauern bemerkten, das sei alles recht schön, aber wie könne man in Gottes Namen die Artikel durchsetzen? Und was würde aus all den Bittschriften, welche die Bauern aus nah und fern ihren Herren unter der Bedingung vorlegen hatten dürfen, daß sie friedlich wieder heimkehrten?
    Sebastian entgegnete: »Laßt mich euch als Bruder raten, laßt euch nicht um zeitweiliger Erleichterungen willen auf kleinliches Feilschen ein, denn auf diese Art könnt ihr andere, die unglücklicher und härter unterdrückt sind als ihr, ins Verderben stürzen. Ich habe Hunderte eurer Klagen und Bittschriften gelesen, nein Tausende – und half zuerst manchem armen Mann, sie aufzusetzen, bis ich schließlich erkannte, daß all diese Papiere wertlos sind. Daher werden wir unsere Fahne an den Schaft nageln, aus unserer Mitte einen Hauptmann, einen Leutnant und einen Fähnrich wählen, die Kriegsartikel entwerfen und darauf Gehorsam schwören, wodurch wir Zucht und Ordnung sicherstellen.«
    Die Bauerntölpel aber entsetzten sich und murrten. Rechtmäßige Bittschriften einbringen sei etwas anderes als das Banner des Aufruhrs zu erheben. Die Bauern zögen bei einem Scharmützel mit den Herren immer den kürzeren.
    Sebastian aber erwiderte: »Was soll es euch nützen, meine armen Freunde, wenn dem einen der Pachtzins herabgesetzt, dem anderen seine Weide zurückerstattet und einem dritten das Recht verliehen wird, seine Schweine im Wald zu füttern, einem vierten, am Freitag für sein schwangeres Weib einen Fisch zu fangen? Eure Beschwerden sind alle in diesen zwölf Artikeln eingeschlossen, wie ihr erkennen würdet, wenn ihr nur euren Verstand brauchen wolltet! Nur durch die Anerkennung von Gottes Gerechtigkeit als Fundament einer neuen Ordnung kann eine dauernde Besserung eurer Lebensverhältnisse herbeigeführt werden. Für diese Sache lohnt es sich wahrhaftig zu kämpfennoch nie haben arme Leute für eine bessere gekämpft. Wenn ihr wirklich an einen gerechten Gott glaubt, meine Freunde, dann müßt ihr auch glauben, daß Er selbst für Seine Gerechtigkeit kämpft – und in diesem Kampfe seid ihr Seine Waffen!«
    Die Bauern murmelten mißtrauisch untereinander, kratzten sich

Weitere Kostenlose Bücher