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Michael, der Finne

Michael, der Finne

Titel: Michael, der Finne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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Doch will ich Euer stets im Gebet gedenken.«
    Ich entnahm meiner Börse zehn Gulden und gab acht, daß das Übrige nicht klingelte; der Alte war aber wohl nicht so taub, wie er vorgegeben hatte.
    Er strich das Geld eifrig mit einem höhnischen Lächeln ein und streckte aufs neue die Hand aus: »Jetzt ist keine Zeit, knauserig zu sein, mein lieber Herr, und ich möchte einem so edlen und hübschen Jüngling nichts Böses widerfahren sehen. Wenn Ihr dies Geschenk etwas nach oben abrunden wolltet, so stände es etwa in meiner Macht, Euch einen von Herzog Johann unterzeichneten Geleitbrief zu verschaffen. Ein solches Papier würde Euch Leben, Ehre und Eigentum schützen, falls die Dinge eine schlimme Wendung nähmen und ihr in die Hände der Fürsten fielet. Bedenket, solche Herren sind gar grausam in ihrem Zorn. Ich glaube, Herzog Johann hat Euer offenes, unschuldiges Gesicht gefallen, und er würde Euch gewiß mit einem Paß versehen, wenn ich mich für Euch verwendete.«
    Ich dachte, ein solches Dokument könnte mich zwar vor den Fürsten retten, mir aber ebensoleicht gefährlich werden, wenn die Bauern es bei mir fänden, die mich dann für einen Spion der Herrschaften halten würden. So erwiderte ich nach einigem Nachdenken, der Geleitbrief werde mir wohl wenig nützen, doch ich wolle ihm noch fünf Gulden geben, wenn er ihn mir beschaffen könne. Er versuchte, den Betrag um ein kleines zu erhöhen, allein vergeblich, und verließ schließlich kichernd das Gemach, als wolle er dem Herzog sein Anliegen vorbringen. Gleich darauf kam er jedoch mit dem versprochenen Geleitbrief zurück, der schon angefertigt und gesiegelt war; darin stand schwarz auf weiß, Michael Pelzfuß de Finlandia stehe in des Herzogs Diensten und unter seinem Schutz; jedermann solle ihm bei der Erfüllung seiner Aufgabe Unterstützung und Hilfe gewähren.
    Ich erkannte sogleich, daß mich der Alte hineingelegt hatte, das Dokument aus irgendeinem Grund schon vorher ausgestellt worden war und er es schon einige Zeit in der Hand gehabt hatte. Er konnte mir daher die Pläne der Fürsten nur mit der Bewilligung seines Herrn mitgeteilt haben, und der Herzog wollte sich meiner offenbar zu einem seiner eigenen Pläne bedienen. Das erweckte in mir den unbehaglichen Verdacht, daß er als Lockspeise auch ein entsprechendes Reisegeld ausgeworfen haben mußte. Der Kämmerer hatte mich hineingelegt wie einen Bauern, der zum erstenmal auf den Roßmarkt geht. Aber was hatte der Herzog vor, und welche Aufgaben waren mir zugedacht? Ich verschluckte meinen Grimm, so gut ich konnte, rühmte des Alten Schläue und fragte ihn nach der Botschaft Seiner Gnaden an mich. Je besser ich die verstünde, desto besser könne ich ihm zu Diensten sein.
    Der alte Kämmerer sah sorgenvoll drein, tätschelte mir mit seiner blutleeren, trockenen Hand die Wange und antwortete: »Ihr findet Euch gar anständig mit der Sache ab, junger Mann. Ja freilich, Geld ist so leicht gewonnen wie zerronnen, guter Rat aber ist wirklich teuer. Was ich Euch mitteilte, trifft zu, soweit das in diesen gefährlichen Zeiten möglich ist. Des Herzogs größter Wunsch ist, den Sturm zu beschwichtigen, wie sein Bruder ihm riet, und er bemüht sich nach Kräften, die Bauern vor einem Zusammenstoß mit einem weitaus überlegenen Gegner zu bewahren. Verhärten sie aber ihre Herzen und wollen sie kämpfen, so soll es ihm auch recht sein. Und wenn die Fürsten ihnen eine Lehre erteilen wollen, so sei es drum. Was immer auch komme, er hofft auf so schwere Verluste auf beiden Seiten, daß sie um so eher einen Ausgleich herbeiführen.«
    »Daraus werde ich nicht klug«, wandte ich ein. »Wie kann Seine Gnaden seine Verwandten und Standesgenossen so hintergehen?«
    »Wer weiß? Vielleicht sähe Herzog Johann es gar nicht ungern, wenn dem einen oder anderen anmaßenden Herrchen die Flügel gestutzt würden, bevor er selbst mit seiner starken Streitmacht zu Felde zieht. Doch seid versichert, er wird bei diesem gefährlichen Spiel nur gewinnen, wie immer es auch ausgehen mag. Er kann warten.«
    Eine so kalte Berechnung dünkte mich schier sündhaft. Aber ich glaubte dem Alten nur zur Hälfte, und da nicht mehr aus ihm herauszubringen war, sagte ich ihm kühl Lebewohl.
    Andy saß auf dem Rand eines Futtertrogs, umgeben von gewappneten Reitern und Söldnern, die, auf ihre Lanzen gestützt, ab und zu in brüllendes Gelächter ausbrachen. Im Näherkommen hörte ich ihn von der großen Schlacht bei Pavia und seinen

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