Michael, der Finne
Ränkespielen war, und bin gezwungen, ihm zuvorzukommen und ihm eine Pfründe im Himmel zu verleihen, bevor die Nachricht von den bedauerlichen Vorfällen hier in Stockholm ihn erreichen kann. Nehmt diesen versiegelten Haftbefehl mit nach Finnland, macht den Mann unverzüglich ausfindig, und laßt ihn ohne Zögern enthaupten. Mein Befehl sichert Euch jede Unterstützung bei der Ausführung Eures rechtmäßigen Auftrages, und Meister Slagheck wird Euch zehn Silbermark für Eure Auslagen überreichen.«
»Eure Majestät belieben zu scherzen!« rief ich starr vor Schreck. »Doktor Gadh ist ein Diener der Kirche und ein warmer Freund der Union. Eure Majestät hätten ohne seine Überredungsgabe und das Vertrauen, das er genießt, die finnischen Schlösser nie gewonnen. So hervorragende Dienste können niemals einen so fürchterlichen Lohn verdienen.«
Der König erwiderte ungeduldig: »Als Diener der Kirche ist es Eure Pflicht, die Ketzerei auszurotten, wo immer Ihr sie findet. Und an seine Dienste braucht Ihr mich nicht zu erinnern. Gott weiß, ich kenne sie zu wohl, als daß ich ihn nach allem, was vorgefallen ist, mit seinem weitverbreiteten Einfluß am Leben lassen könnte. Auf dieselbe rasche und leichte Art, mit der er die finnischen Herren zur Übergabe überredete, könnte er sie gegen mich aufhetzen. Ich muß schweren Herzens meine Pflicht tun und ihn zum Tode verurteilen, und mein einziger Trost ist, daß Doktor Gadh ein Greis ist, der mehr als sein gerüttelt Maß an irdischen Freuden genossen hat.«
Weitere Einwände hätten mich vielleicht den eigenen Hals gekostet und dennoch nichts genützt, da der König leicht einen anderen Boten für seine traurige Sendung finden hätte können. Daher nahm ich den versiegelten Hinrichtungsbefehl und das Begleitschreiben des Königs entgegen, das mich berechtigte, Hilfe zu fordern und zu erhalten, wenn ich sie brauchte, durfte Seiner Majestät die Hand küssen und wurde entlassen. Meister Slagheck begleitete mich zum Schatzmeister und ließ mir dort zehn Mark in reinem Silber auszahlen – eine hübsche pralle Börse, mehr als ich je zuvor in Händen gehabt hatte, die meine Niedergeschlagenheit und meine Gewissensbisse zerstreuen half.
Als ich wieder an die frische Luft kam, war mir, als wäre ich aus einem Verlies oder einem Grabmal aufgetaucht, und ich fühlte mit der Hand unbehaglich nach meinem Hals, der sehr zerbrechlich und schlank war. Nach der Rückkehr in mein Quartier beeilte ich mich, mich von Doktor Paracelsus, der bald nach Polen aufbrechen sollte, zu verabschieden, und dann bestiegen Andy und ich ein Schiff nach Abo.
Wir hatten eine schlimme Überfahrt bei dem schlechtesten Wetter, das ich jemals erlebte, und es dauerte eine ganze Woche, bevor wir, mehr tot als lebendig, in Abo an Land gingen. Die Nachricht vom »Stockholmer Blutbad« war uns in Form von Gerüchten vorausgeeilt und hatte sich im Lande wie Feuer verbreitet, trotz Junker Thomas’ Bemühungen, die Geschichte als Lüge und Verleumdung abzutun.
Deshalb setzte ich meine Reise unverzüglich fort, obgleich ich immer noch fast zu krank war, um zu reiten, und ließ Andy in Abo zurück. Geleitet von zwei Reisigen, die mir Junker Thomas beigestellt hatte, traf ich zwei Tage später in Raseborg ein, wo Doktor Hemming sich vorübergehend beim Schloßhauptmann Nils Eskilsson Banér aufhielt.
Das Herz wurde mir angesichts der schwarzen, von der Brandung umspülten Schloßmauern schwer wie Blei, und mir war in der Tat elend zumute. Die Zugbrücke wurde ungeachtet meiner Rufe nicht herabgelassen, und das Tor blieb geschlossen, bis der Schloßhauptmann selbst auf der Mauer erschien, um nach dem Ankömmling zu sehen. Er rief mir einen Gruß zu und erklärte, daß die üblen Gerüchte aus Stockholm es nötig machten, die Tore gegen mögliche Störungen geschlossen zu halten. Dann befahl er dem Pförtner, mich unverzüglich einzulassen.
Die Zugbrücke fiel krachend und das große Tor knarrte in den Angeln. Als ich die hallenden Torbogen durchschritt, betete ich ein Ave, ein Paternoster und ein Credo, um mir Mut zu machen. Sobald ich den inneren Schloßhof erreicht hatte, ließ ich sogleich das Tor schließen und rief den Hauptmann der deutschen Söldner herbei, dem ich des Königs Siegel und Brief vorwies und befahl, mir alle nötige Hilfe zur Ausführung der königlichen Befehle zu gewähren. Er nickte und ließ sogleich seine Trommler Alarm schlagen. Darauf kam Schloßhauptmann Nils barhaupt in den
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