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Mick Jagger: Rebell und Rockstar

Mick Jagger: Rebell und Rockstar

Titel: Mick Jagger: Rebell und Rockstar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Spitz
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gesetzteren Alter knüpfte Mick Kontakte zu wohlhabenden und einflussreichen Persönlichkeiten, zu denen auch Bill und Hillary Clinton sowie Tony Blair zählen (was zwar zu keinen öffentlichen Kontroversen führte, einige eingefleischte Achtundsechziger aber durchaus vor den Kopf gestoßen haben dürfte). Irgendwann Mitte der 60er-Jahre versuchten Liberale aus Chelsea und einige progressivere hochrangige Parlamentsabgeordnete, die von seinem scharfen Verstand beeindruckt waren, Mick dazu zu bewegen, für ein Amt zu kandidieren. Doch er wollte sich von niemandem vereinnahmen lassen. Die Politik war für ihn ein zu unberechenbares Metier. »Die machen genau dieselbe Scheiße«, sagte er über die Straßenkämpfer unter den Achtundsechzigern. »Sie lassen sich dazu herab, mit Helmen auf dem Kopf aufeinander einzuprügeln. Wenn sie da wieder rauskommen, werden sie nicht mehr wissen, wer zum Teufel sie eigentlich sind.« Es klafften mehr oder weniger große Abgründe zwischen dem vergnügungssüchtigen Hippievolk und den eingefleischten Trotzkisten. »Sie trauten uns Dope-Hassern nicht und wir trauten ihnen nicht«, sagt Farren. »Ich wollte kein beschissener Rotgardist sein, bestimmt nicht. Wie Mick und Lennon mag ich guten Whiskey. Ich liebe zwölf Jahre alten Scotch. Ich habe keine Lust Victory Gin zu trinken, wie die Typen in 1984 .« Zu der Zeit, als Margaret Thatcher an die Macht kam und der britische Wohlfahrtsstaat langsam abgebaut wurde, hatte Mick sich auf das andere Ende des sozioökonomischen Spektrums geschlagen. »Es war für viele eine entscheidende Zeit, ganz besonders für die, die viel Geld verdienten«, sagt Ali. »Ihnen waren die Steuern zu hoch und sie fürchteten, dass die Gewerkschaften in Großbritannien zu mächtig würden. Sie wurden nervös, und ich war ziemlich überrascht, feststellen zu müssen, dass Jagger Thatcherist geworden war. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass die Stones und Jagger in den 60ern um einiges radikaler waren als die Beatles; dann überwarf sich John Lennon mit den Beatles und befreite sich aus den Zwängen und Jagger schlug genau die entgegengesetzte Richtung ein. Diese ganze High Society. Ich kenne Marianne Faithfull, ich habe sie früher hin und wieder getroffen; sie war völlig bestürzt darüber, dass er diesen Weg gewählt hatte. Mick war ein Intellektueller, und wie viele andere radikale Intellektuelle gelangte er während der Reagan-Thatcher-Ära zu der Überzeugung: ›Oh, es funktioniert nicht. Wir haben verloren. Machen wir besser unseren Frieden mit dem System.‹«
    Nichtsdestotrotz schrieb Mick zu einer Zeit, als kaum öffentliche Kritik an der engen Bush-Blair-Kooperation laut wurde, den Song »Sweet Neo Con«, ein knallharter Angriff auf die Bush-Regierung, Halliburton, die großen Ölbarone und verlogene Christen. Ein Protestsong in Reinform, eines der Highlights von A Bigger Bang , dem absolut gelungenen Comeback der Stones. Die Nummer schien quasi aus dem Nichts zu kommen und mag einen Beweis dafür liefern, dass Mick nie aufgehört hat, über die Kluft zwischen den beiden Seiten nachzudenken und darüber, auf welche er sich stellen soll. »Er hat wieder auf sein Gewissen gehört, das hat mich gefreut«, sagt Ali.
    Auch wenn ihm seit den späten 60ern keine so radikalen Aussagen wie »so etwas wie Privatbesitz sollte es nicht geben« mehr über die berühmten Lippen gekommen sind, können wir ihn nicht völlig abschreiben – oder auf ihn zählen. »Er war niemals Anarchist«, so Ali. »Wenn überhaupt, war er Sozialist. Kann man Multimillionär und Sozialist zugleich sein?« Ali lacht. »Allein vom Verstand aus betrachtet, ist das kein Problem.«

    Andrew Mclear/Hulton Archive © Getty Images
    Mick Jagger als Dompteur während der Aufnahmen am 11. Dezember 1968 für das TV-Special Rock’n’Roll Circus . Links im Bild ist Keith Richards zu sehen.

SO,
REMEMBER
WHO YOU
SAY YOU
ARE …
KAPITEL 8

  W  ann wurde aus dem »Wir gegen Sie« ein »Wir gegen Uns?« Wann bekam das massive Fundament der Rolling Stones die ersten Risse, und wen trifft die Schuld daran, dass sich in der Band eine Kluft auftat, die nie wieder völlig überbrückt wurde? (Man könnte auch fragen, wessen Verdienst das war, denn die Stones wurden als Band dadurch zweifellos interessanter und reizvoller.) Die Antwort: Anita Pallenberg. Das soll nicht heißen, dass im Zweifelsfall immer die Frau die Verantwortliche ist. Cherchez la femme , wie Mick selbst wohl sagen

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