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Mick Jagger: Rebell und Rockstar

Mick Jagger: Rebell und Rockstar

Titel: Mick Jagger: Rebell und Rockstar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Spitz
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Band gerade Konzerte gab; von dem Augenblick an waren sie unzertrennlich. Während Marsha Hunt ihr gemeinsames Töchterchen Karis zur Welt brachte, lebten Mick und Bianca zusammen auf Stargroves (Micks neuem Nobelanwesen vor den Toren Londons) und schmiedeten Pläne für die gemeinsame Zukunft. Bianca hatte kürzlich festgestellt, dass auch sie schwanger war.
    Als die Medien von der neuen Frau an Micks Seite, die zudem auch noch schwanger war, erfuhren, war das mehr als ein gefundenes Fressen für sie. »Sie war schwanger, als sie heirateten, und man wusste fast nichts über sie. Diese Mischung aus Skandal und Geheimnis war ein Garant dafür, die Presse in helle Aufregung zu versetzen«, schrieb Colacello. Die Hochzeitsfeierlichkeiten wurden in aller Stille vorbereitet. Eine Reihe von Prominenten (darunter Paul und Linda McCartney, Keith Moon von The Who sowie Micks Eltern, die aus England eingeflogen wurden) erhielt hastig geschriebene Einladungen und wurde gebeten, das Geheimnis für sich zu behalten, aber höchstwahrscheinlich war das alles nur ein Teil eines großen Coups. Die Schnüffler von der Presse ließen sich auf jeden Fall nicht an der Nase herumführen. Journalisten belagerten die engen Gassen und gerieten mit der Polizei aneinander. Auf der ganzen Welt war es die Aufmacherstory, das Society-Ereignis: die erste Hochzeit des neuen Jahrzehnts, die die Boulevardpresse zum medialen Großereignis machte. Bei ihrer eigenen Hochzeit gab Bianca ihr öffentliches Debüt. Das Ganze war durchaus geschmackvoll arrangiert. Bianca war – ebenso wie Mick – in jungfräuliches Weiß gekleidet, und während das Paar sich ewige Treue schwor und die Ringe tauschte, lief als musikalische Untermalung die Titelmelodie des Films Love Story . Das ganze Hochzeitsfest zielte darauf ab, Mick aus dem Kontext des immer alltäglicher werdenden Rock’n’Roll-Geschäfts herauszulösen und ihn völlig neu zu verorten. »Er machte es sich als Objekt der internationalen Klatschpresse gemütlich«, schrieb Nik Cohn. »Man fotografierte ihn jedes Mal, wenn er ein Flugzeug bestieg. Er wurde im Theater und in der Oper gesehen, fand Freunde in den besten Kreisen und etablierte eine völlig neue männliche Ästhetik, die nichts zu tun hatte mit Muskelpaketen und Sonnenbräune, sondern Wert legt auf eine besonders schlanke Figur und ein markantes, nicht im konventionellen Sinn schönes Gesicht. Nachdem sich die Beatles aufgelöst hatten, wurde er zum größten Superstar überhaupt, direkt nach Elvis, und die Medien sahen in ihm eine Art Orakel, das man zu jedem wie auch immer gearteten neuen Trend befragte. Zwölf Monate im Jahr jetsettete er durch die Weltgeschichte und sorgte dafür, dass sein Gesicht die Titelseiten zierte, er speiste in den angesagtesten Restaurants und war auf den exklusivsten Partys überall der Stargast. Damit nicht genug, heiratete er auch noch in Saint-Tropez und gab ein Fest für Hunderte blendend aussehende Gäste, die versammelte Weltpresse und die Crème de la Crème der Rockindustrie. Eine Hollywood würdige Show, bei der er so viele Wutanfälle bekam, dass seine Gäste ihn fast schon bewundernd zur ›neuen Judy Garland‹ kürten.«
    Keith Richards und Anita Pallenberg waren angesichts des Trauungsspektakels in der Kapelle St. Anne, dem später ein pompöser Empfang im noblen Café des Artistes folgte, ziemlich befremdet. »Es war weniger die Hochzeit an sich«, erinnert sich Peter Rudge. »Es war die Art und Weise wie Mick sie inszenierte. Saint-Tropez. Paparazzi. Das war einfach nicht ihre Welt. Mit so etwas wollte Keith eigentlich nicht in Verbindung gebracht werden.« Allein schon die Vorstellung, dass ein Rolling Stone so etwas schrecklich Bürgerliches tun konnte wie heiraten, war ihm ein Gräuel. Noch 1967 hatte Mick die Ehe als etwas abgetan, das »in Ordnung« ist »für Leute, die sich waschen«. Das passte vielleicht zu Charlie und dem älteren Bill Wyman, spottete aber all ihren Hippie-Idealen von einer neuen Lebensform, einer neuen Gesellschaftsordnung. Stattdessen sahen sich Keith und Anita (die nie geheiratet hat) mit dem Elizabeth-Taylor-und-Richard-Burton-Paar des Rock’n’Roll konfrontiert: kleine Schächtelchen mit Kokain als Hochzeitsgeschenk und Flitterwochen auf einer Yacht vor Sardinien. Anders als Anita, die Bianca angeblich mit einigen schwarzmagischen Flüchen belegt haben soll, hasste Keith Micks Frau nicht. Er hatte sie einfach nur nicht kriegen können. Vier Jahrzehnte später

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