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Mick Jagger: Rebell und Rockstar

Mick Jagger: Rebell und Rockstar

Titel: Mick Jagger: Rebell und Rockstar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Spitz
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waren mit der Ikonografie der Beatles (das Rumgerenne von A Hard Day’s Night , die Unschärfe von Help , von Cannabisdämpfen erfüllte tropische Schauplätze, Johns und Yokos Streifzüge durch die Welt der Avantgarde, das Dachkonzert) sowie mit wichtigen Nebenfiguren ihrer Karriere (Leggy Mountbatton erinnert an den Bandmanager Brian Epstein, Ron Decline – gespielt von einem halslosen John Belushi – an Allen Klein) und dass sie jedes Mal, wenn sie etwas oder jemanden wiedererkannten, ein bisschen freier atmen konnten, fast so als sei irgendein ausgeklügelter, bonbonfarbener Exorzismus am Werk.
    »Es war tatsächlich der beste, lustigste und bissigste [aller Filme mit Beatles-Bezug]«, sagte George Harrison später. »Doch er wurde auch mit viel Liebe gemacht. Die Rutles haben mich in gewisser Weise von den Beatles erlöst.«
    Letzten Endes kann man allerdings nur dann etwas erfolgreich auf die Schippe nehmen, wenn man es einst auch geliebt und durch und durch verstanden hat. Die beatlelesken Melodien waren Innes als Songwriter schon so sehr in Fleisch und Blut übergegangen, dass er sich die echten Songs gar nicht mehr extra anhören musste, um aus den Ed Sullivan Show -Hits der Fab Four »Hold My Hand« zu machen (inklusive solcher Improvisationen wie McCartneys »Woo hoo« am Ende, das er von »All My Loving« abkupferte). Die sogenannten Pre Fab Four hießen Dick, Stig, Barry und Nasty (fünf waren es, wenn man Leppo, den »fünften Rutle«, hinzuzählte). Innes Songs waren originäre Rutles-Nummern, die Band sang und spielte sie in einer Welt, in der die Beatles nie existiert hatten. »Wir waren wie kleine Kinder, die Cowboys und Indianer spielten – oder irgendein anderes Spiel, das Kinder lieben«, so Innes. »Sie tun so, als seien sie Piraten, und wir taten eben so, als seien wir die Rutles – und die Beatles existierten überhaupt nicht. Mick Jagger und Paul Simon hingegen schon.«
    Das ist der zweite Geniestreich des Films: Die Stones sind in den Sixties, wie sie hier gezeigt werden, nicht mehr die stärksten Konkurrenten der Beatles, sondern in Mick Jaggers Worten (in denen des echten Mick Jaggers, und zwar gut zwei Jahrzehnte bevor der echte John Malkovich sich selbst in Being John Malkovich spielte) »die Antwort des Südens auf die Rutles«. »Es war ungemein wichtig, Mick und Paul dabei zu haben«, so Innes.
    Jagger, der als »Mick Jagger: Rockstar« vorgestellt wird, sieht in diesem Film nicht einmal ansatzweise exzentrisch aus. Gelassen sitzt er mit seinem schulterlangen Haar und in einem adretten grün-weiß gestreiften Hemd auf einer Couch und beantwortet tapfer alle Fragen, die man ihm über die Zeit stellt, für die er stand. »Ich dachte damals: ›Er ist echt gut‹«, sagt Gary Weiss, der Idle bei der Regiearbeit an All You Need Is Cash unterstützte. »Bis mir klar wurde, dass er jedes Wort ernst meinte. Den Namen Beatles ersetzte er konsequent durch Rutles, das war alles.«
    »Zum ersten Mal traf ich die Rutles«, erinnert sich »Rockstar« Mick, »als sie nach Richmond kamen, um einen unserer Auftritte zu sehen. Wir beendeten gerade eine Nummer, da standen sie plötzlich da in ihren schwarzen Anzügen. Sie kamen geradewegs von Aufnahmen für eine Fernsehshow, und da standen sie und beobachteten uns – die Gegner. Und dann stellten sie sich vor, ihr wisst schon, Dick, Stig, Nasty, Barry – sie waren sehr freundlich.«
    Anschließend spricht Mick über einige wichtige Stationen in der Bandgeschichte der Stones. Über das schmuddelige Apartment am Edith Grove, in dem er mit Keith Richards und Brian Jones zusammenlebte, während sie gemeinsam die Stones ins Leben riefen (und er noch auf die London School of Economics ging): »Wir lebten im Dreck, hatten kein Geld, und die Rutles waren im Fernsehen und die Girls waren ganz verrückt nach ihnen und verfolgten sie. Wir dachten uns, so schwer kann das ja wohl nicht sein, also versuchen wir es doch einfach mal selbst.«
    Über das Angebot von 1964, »I Wanna Be Your Man« aufzunehmen (den Song, den John und Paul geschrieben hatten und der der erste Top-Ten-Hit der Stones in den britischen Charts wurde), sagte der sich selbst spielende Mick Jagger: »Sie fragten: ›Wollt ihr einen Song haben?‹ Wir waren immer offen für neue Songs, weil wir selbst keine schreiben wollten, und die Rutles waren natürlich dafür berühmt, dass sie einfach so ein paar potenzielle Hits aus dem Hut zaubern konnten. Also gingen sie ins Pub um die Ecke, um den

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