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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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abgeschlossen.«
    »Wann haben Sie in der Zeit vor dem Prozess den Hammer zum letzten Mal an seinem Platz an der Werkbank hängen sehen?«
    »Ich kann mich nicht erinnern, ihn überhaupt einmal bewusst wahrgenommen zu haben. Es war mein Mann, der das Werkzeug dort aufgehängt hat. Ich kenne mich mit Werkzeug nicht besonders aus.«
    »Und Ihre Geräte für die Gartenarbeit?«
    »Wenn Sie die ebenfalls zum Werkzeug rechnen, muss ich mich korrigieren. Die Gartenarbeit mache ich, und die Gartengeräte sind mein Werkzeug.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wie die mikroskopisch kleinen Spuren von Mr. Bondurants Blut auf einen Ihrer Gartenschuhe gekommen sind?«
    Lisa starrte mit besorgter Miene vor sich hin. Ihr Kinn zitterte leicht, als sie antwortete.
    »Das weiß ich nicht. Ich kann es mir nicht erklären. Ich habe diese Schuhe eine Ewigkeit nicht mehr getragen, und ich habe Mr. Bondurant nicht umgebracht.«
    Ihr letzter Satz hatte fast etwas Flehentliches. Er schmeckte nach Verzweiflung und Wahrheit. Ich hielt inne, um das wirken zu lassen, und hoffte, die Geschworenen hätten es ebenfalls so empfunden.
    Danach stellte ich ihr noch eine halbe Stunde lang Fragen zu den weitgehend gleichen Themen und erhielt die gleichen verneinenden Antworten. Ausführlicher befragte ich sie zu ihrer Begegnung mit Bondurant im Coffee Shop sowie zu ihrem Rechtsstreit wegen der Zwangsversteigerung und zu ihren Hoffnungen, diesen Prozess zu gewinnen.
    Mit Lisa Trammels Auftritt im Zeugenstand verfolgte ich drei Ziele. Ich wollte erreichen, dass ihre Leugnung der Tat und ihre Erklärungen zu Protokoll genommen wurden. Ich wollte erreichen, dass sie als Person bei den Geschworenen Sympathien weckte und dem Mordfall ein menschliches Gesicht verlieh. Und schließlich wollte ich erreichen, dass sich die Geschworenen zu fragen anfingen, ob diese zierliche und zarte Frau sich auf die Lauer gelegt und dann mit einem Hammer mit aller Kraft auf den Kopf eines Mannes eingeschlagen haben konnte. Dreimal.
    Als ich mich dem Ende der direkten Befragung näherte, hatte ich das Gefühl, meinen drei Zielen ziemlich nahe gekommen zu sein. Ich versuchte, mich mit einem eigenen kleinen Crescendo zu verabschieden.
    »Haben Sie Mitchell Bondurant gehasst?«, fragte ich.
    »Ich fand es unmöglich, wie er und seine Bank mit mir und anderen wie mir umgesprungen sind. Aber ihn persönlich habe ich nicht gehasst. Ich kannte ihn ja gar nicht.«
    »Aber Sie hatten Ihre Ehe und Ihren Job verloren, und jetzt mussten Sie auch noch befürchten, Ihr Haus zu verlieren. Wollten Sie es da denen da oben, denen Sie Ihrer Meinung nach das alles zu verdanken hatten, nicht mal richtig zeigen?«
    »Ich habe es ihnen doch schon gezeigt. Ich habe gegen die Art, wie man mich behandelt hat, protestiert. Ich habe mir einen Anwalt genommen und die Zwangsversteigerung angefochten. Natürlich war ich wütend, sicher. Aber gewalttätig bin ich nicht geworden. Ich bin kein gewalttätiger Mensch. Ich bin Lehrerin. Gezeigt habe ich es denen auf die einzige Art, die ich kenne, wenn Sie unbedingt auf dieser Wortwahl beharren wollen. Ich habe friedlich gegen etwas demonstriert, was nicht richtig ist. Eindeutig nicht richtig.«
    Ich spähte in Richtung Geschworenenbank und glaubte, in der hinteren Reihe eine Frau zu sehen, die sich eine Träne aus den Augen wischte. Ich hoffte inständig, dass sie das tatsächlich getan hatte. Dann wandte ich mich wieder meiner Mandantin zu und setzte zum großen Finale an.
    »Ich frage Sie noch einmal, Lisa, haben Sie Mitchell Bondurant umgebracht?«
    »Nein, das habe ich nicht.«
    »Haben Sie einen Hammer genommen und ihn damit im Parkhaus der Bank niedergeschlagen?«
    »Nein, dort war ich doch gar nicht. Das war nicht ich.«
    »Wie konnte er dann mit dem Hammer aus Ihrer Garage getötet werden?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Wie kommt es, dass sein Blut an Ihren Schuhen gefunden wurde?«
    »Das weiß ich nicht! Ich habe das nicht getan. Irgendjemand will mir das anhängen. «
    Ich hielt kurz inne und wartete, bis meine Stimme wieder ganz ruhig war, bevor ich zum Ende kam.
    »Eine letzte Frage, Lisa. Wie groß sind Sie?«
    Sie wirkte verwirrt, wie eine Stoffpuppe, die erst in eine Richtung gezogen wurde, dann in die andere.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sagen Sie uns einfach, wie groß Sie sind.«
    »Ich bin eins sechzig.«
    »Danke, Lisa. Ich habe keine weiteren Fragen.«
    Jetzt musste sich Freeman ranhalten. Lisa Trammel erwies sich als eine solide Zeugin, und die

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