Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge
er hat für einen von Michael Jacksons Ärzten eine halbe Million bekommen. Und das nur für eine Story in einer Boulevardzeitung. Wir könnten einen Film bekommen!«
Langsam riss mir die Geduld. Lorna hatte ein Antistressspielzeug auf dem Schreibtisch liegen. Es war ein kleiner Richterhammer aus Gummi, das Probeexemplar eines Werbegeschenks, das sie bestellen wollte. Es würde an der Seite mit dem Namen und der Telefonnummer der Kanzlei bedruckt. Ich packte den kleinen Hammer, drückte ihn mit aller Kraft und stellte mir vor, es wäre Herb Dahls Luftröhre. Wenige Augenblicke später ließ mein Ärger nach. Es wirkte tatsächlich. Ich nahm mir vor, Lorna zu sagen, die Dinger zu bestellen. Wir würden sie bei Kautionsbürgen auslegen und auf Straßenfesten verteilen.
»Also gut«, sagte ich. »Darüber können wir später noch reden. Aber jetzt gehen wir wieder da raus. Herb werden Sie allerdings trotzdem nach Hause schicken müssen, weil wir über Ihren Fall reden werden, und das tun wir nicht im Beisein von Leuten, für die nicht die anwaltliche Schweigepflicht gilt. Später können Sie ihn dann anrufen und ihm sagen, dass er ohne meine Zustimmung keinen Vertrag abschließen oder sonst etwas in Ihrem Auftrag tun darf. Haben Sie das verstanden, Lisa?«
»Ja.«
Sie hörte sich kleinlaut und zerknirscht an.
»Soll ich ihm sagen, dass er gehen soll, oder möchten Sie es selbst tun?«
»Könnten Sie das vielleicht machen, Mickey?«
»Kein Problem. Dann wären wir hier, glaube ich, fertig.«
Wir kehrten ins Wohnzimmer zurück, wo Dahl gerade eine Schote aus dem Filmbusiness erzählte.
»… und das war, bevor er Titanic gedreht hat!«
Er lachte über die Pointe, aber den anderen schien der Sinn für diese Art von Hollywood-Humor abzugehen.
»So, Herb«, sagte ich zu ihm. »Wir müssen uns jetzt wieder an die Arbeit machen, und dazu müssen wir mit Lisa reden. Deshalb bringe ich Sie jetzt nach draußen.«
»Aber wie soll sie dann nach Hause kommen?«
»Ich habe einen Fahrer. Das bekommen wir schon hin.«
Er zögerte und sah Lisa hilfesuchend an.
»Das geht schon in Ordnung, Herb«, sagte sie. »Wir müssen über den Fall reden. Ich rufe dich an, sobald ich zu Hause bin.«
»Bestimmt?«
»Bestimmt.«
»Mick, soll ich ihn nicht besser rausbegleiten?«, bot Lorna an.
»Nein, schon okay. Ich muss sowieso kurz zum Auto.«
Alle verabschiedeten sich von dem Mann mit dem Peace-Zeichen, und Dahl und ich verließen die Wohnung. Jede Einheit der Anlage hatte eine eigene Tür ins Freie. Wir gingen auf einem gepflasterten Weg zum Eingangstor an der Kings Road. Dort standen unter den Briefkästen mehrere Stapel neuer Telefonbücher, von denen ich eines in das Tor klemmte, um es am Zufallen zu hindern.
Wir gingen zu meinem Auto, das vor dem Tor im Parkverbot stand. Rojas lehnte am vorderen Kotflügel und rauchte eine Zigarette. Weil ich die Fernbedienung im Becherhalter gelassen hatte, rief ich ihm zu:
»Rojas, den Kofferraum.«
Er zog seinen Schlüssel aus der Tasche und ließ den Deckel aufspringen. Ich sagte Dahl, dass ich ihm etwas geben wollte, und er folgte mir.
»Mich wollen Sie da aber nicht reinpacken, oder?«
»Nicht ganz, Herb. Ich will Ihnen nur was geben.«
Wir gingen zum Heck des Wagens, und ich klappte den Kofferraumdeckel ganz hoch.
»Ach, hier haben Sie Ihren ganzen Kram«, sagte er, als er die Schachteln mit den Akten sah.
Ich antwortete nicht. Ich griff nach einem Ordner und nahm die Verträge heraus, die Lisa am Tag zuvor unterzeichnet hatte. Ich ging nach vorn und kopierte sie auf dem Mehrzweckgerät auf dem Vordersitz. Die Kopien gab ich Dahl, die Originale behielt ich.
»Da, lesen Sie das mal, wenn Sie ein paar Minuten Zeit haben.«
»Was ist das?«
»Mein Mandatsvertrag mit Lisa. Das Einheitsformular. Außerdem eine Anwaltsvollmacht und das Pfandrecht auf jegliche Einkünfte in Zusammenhang mit dieser Strafsache. Sie werden sehen, dass alles gestern unterzeichnet und datiert ist. Das heißt, dadurch wird Ihr Vertrag aufgehoben, Herb. Lesen Sie das Kleingedruckte. Es erteilt mir die Vollmacht für alle Rechte an der Story – Bücher, Filme, Fernsehen, alles.«
Sein Blick verhärtete sich.
»Jetzt warten Sie erst …«
»Nein, Herb, Sie werden jetzt schön warten. Ich weiß, Sie haben gerade zweihunderttausend Dollar für die Kaution abgedrückt und dazu noch das, was Sie gezahlt haben, um im Gefängnis mir ihr sprechen zu können. Mir ist durchaus klar, dass Sie einiges
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