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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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macht. Bitte setze dich baldmöglichst mit mir in Verbindung, damit wir uns ausführlicher über diese Angelegenheit unterhalten können.‹ Das ist alles. Beigefügt sind eine Kopie deines ursprünglichen Schreibens und eine Kopie der Annahmebestätigung der Post. Das Schreiben ist von einer Natalie unterzeichnet, den Nachnamen kann ich nicht lesen. Fängt mit L an.«
    Ich lehnte mich in meinen Lederchefsessel zurück, ließ wie ein Zauberer eine Büroklammer über meine Fingerrücken wandern und sah Aronson und Cisco grinsend an. Aronson, die sich keine Gelegenheit entgehen ließ, sich zu profilieren, meldete sich als Erste zu Wort.
    »Ist doch klar, Bondurant wollte sich absichern. Er muss gewusst haben, was ALOFT gemacht hat. Meistens operieren diese Zwangsversteigerungsfirmen mit dem stillschweigenden Einverständnis der Banken, die nicht groß interessiert, wie sie dabei vorgehen, Hauptsache, sie sehen Ergebnisse. Aber mit diesem Brief hat er sich von ALOFT und den dubiosen Praktiken der Firma distanziert.«
    Ich zuckte mit den Achseln, als wollte ich sagen, vielleicht.
    »›Lösung oder Einigung‹«, sagte ich.
    Bullocks und Cisco sahen mich verständnislos an.
    »Das steht doch in seinem Brief. ›Sollten wir nicht zu irgendeiner Form von Lösung oder Einigung kommen …‹«
    »Na gut, und was soll das bedeuten?«, fragte Aronson.
    »Versuchen Sie doch mal zwischen den Zeilen zu lesen. Ich glaube nicht, dass er sich damit von ALOFT distanzieren wollte. Ich glaube, der Brief war eine Drohung. Ich glaube, er wollte einen Anteil an den Gewinnen von ALOFT. Er wollte beteiligt werden, und zugleich, das ist völlig richtig, hat er sich mit diesem Brief abgesichert, aber die eigentliche Botschaft war meiner Meinung nach eine andere. Er wollte ein Stück vom Kuchen abhaben und hätte ihn Opparizio andernfalls ganz weggenommen. Er drohte ihm sogar damit, einen SAR einzureichen.«
    »Was genau ist ein SAR?«, fragte Aronson.
    »Ein Suspicious Activity Report«, antwortete Cisco. »Eine routinemäßige Meldung verdächtiger Aktivitäten. Die Banken reichen sie wegen allem Möglichem ein.«
    »Bei wem?«
    »Beim Finanzministerium, beim FBI, beim Secret Service, im Grunde, bei wem sie wollen.«
    Ich merkte, dass ich sie immer noch nicht ganz überzeugt hatte.
    »Habt ihr eine ungefähre Vorstellung von der Höhe der Gewinne, die ALOFT macht?«, fragte ich. »Das Unternehmen ist locker in ein Drittel unserer Fälle verwickelt. Ich weiß, das ist etwas unwissenschaftlich, aber wenn man das mal pauschal hochrechnet und davon ausgeht, dass ALOFT an einem Drittel der Zwangsversteigerungen in L.A. County beteiligt ist, läuft das allein in diesem County auf Gebühren in Millionenhöhe hinaus. Angeblich wird es allein in Kalifornien zu drei Millionen Zwangsversteigerungen kommen, bevor sich der Immobilienmarkt im Lauf der nächsten Jahre wieder beruhigt.«
    »Und dann kommt noch die Übernahme dazu.«
    »Welche Übernahme?«, fragte Aronson.
    »Können Sie alles in der Zeitung nachlesen. Opparizio ist gerade dabei, ALOFT an einen großen Investmentfonds zu verkaufen, der von einem Unternehmen, das sich LeMure nennt, aufgelegt wird. Da es sich dabei um einen öffentlich gehandelten Fonds handelt, könnten sich jegliche Unstimmigkeiten bei einer seiner Übernahmen sowohl auf den Deal selbst als auch auf den Kurswert negativ auswirken. Deshalb müssen Sie das ganz realistisch sehen. Wenn Bondurant das Wasser bis zum Hals stand, könnte er ohne weiteres ein paar Wellen geschlagen haben, und möglicherweise mehr, als er beabsichtigt hatte.«
    Cisco nickte. Er erwärmte sich als Erster für meine Theorie.
    »Okay, das hieße also, Bondurant stand kurz vor dem privaten finanziellen Ruin. Drei Ballons, die unmittelbar zu platzen drohten. Also geht er her und versucht, bei Opparizio, dem LeMure-Deal und der ganzen Zwangsversteigerungsmaschinerie mitzumischen. Und deshalb wird er aus dem Weg geräumt?«
    »Ganz genau.«
    Cisco hatte ich überzeugt. Jetzt drehte ich mich mit meinem Sessel, so dass ich Aronson ansah.
    »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Hört sich ziemlich weit hergeholt an. Und es wird schwer zu beweisen sein.«
    »Wer sagt denn, dass wir es beweisen müssen? Wir müssen uns nur etwas einfallen lassen, um es den Geschworenen zur Kenntnis zu bringen.«
    Tatsache war, dass wir rein gar nichts beweisen mussten. Wir mussten es nur andeuten und alles Weitere den Geschworenen überlassen. Ich musste lediglich den Samen eines

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