Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge
hingewiesen und gebeten, unbedingt zu erscheinen. Ich rechnete mir aus, dass die Pressevertreter und die einsame Fernsehkamera Opparizio hinreichend unter Druck setzen würden, um den von mir gewünschten Ausgang zu erzwingen.
Nachdem der Richter den Antrag, hinter verschlossenen Türen zu verhandeln, abgeschmettert hatte, kam er sofort zur Sache. »Mr. Zimmer, Sie haben den Antrag gestellt, die Vorladung Louis Opparizios in der Sache Kalifornien gegen Trammel aufzuheben. Lassen Sie uns doch einfach Ihre Argumente hören, Sir.«
Zimmer sah aus wie ein kampferprobter Anwalt, der seine Gegner normalerweise in seinem Aktenkoffer nach Hause trug. Er stand auf, um dem Richter zu antworten.
»Wir wollen uns in dieser Angelegenheit gern an das Gericht wenden, Euer Ehren. Zunächst möchte ich mich zu den Umständen äußern, unter denen besagte Vorladung überstellt wurde, und im Anschluss daran wird mein Kollege, Mr. Cross, auf den anderen Punkt zu sprechen kommen, dessentwegen wir um eine Aufhebung der Vorladung bitten.«
Daraufhin brachte Zimmer vor, meine Kanzlei habe sich des Postbetrugs schuldig gemacht, als sie Opparizio in die Falle lockte, in deren Verlauf ihm die Vorladung zugestellt wurde. Er führte an, bei der Hochglanzbroschüre, mit der sein Mandant geködert worden sei, handle es sich um ein Mittel zum Betrug, und ihre Übersendung durch die amerikanische Post sei eine Straftat, die jede daraus erfolgende Maßnahme, wie die Zustellung der Vorladung, unwirksam mache. Des Weiteren stellte er den Antrag, der Verteidigung zu untersagen, weitere Versuche zu unternehmen, Opparizio per gerichtlicher Vorladung zu zwingen, bei der Hauptverhandlung als Zeuge auszusagen.
Allerdings musste ich deswegen nicht einmal aufstehen – was gut war, weil selbst so simple Dinge, wie aufzustehen oder mich zu setzen, nach wie vor heftige Schmerzattacken in meinem Brustkorb auslösten. Der Richter hob, um mich zurückzuhalten, die Hand und wies Zimmers Argument, das er als originell, aber absurd und unbegründet bezeichnete, kurzerhand zurück.
»Was denken Sie sich eigentlich, Mr. Zimmer?«, erklärte Perry. »Haben Sie vielleicht auch etwas Fundierteres vorzubringen?«
Sichtlich kleinlaut übergab Zimmer an seinen Kollegen und setzte sich. Landon Cross stand auf, um sich als Nächster an den Richter zu wenden.
»Euer Ehren«, begann er, »Louis Opparizio ist ein ebenso vermögender wie hochangesehener Mann. Er hat nichts mit dieser Straftat oder diesem Prozess zu tun und verwehrt sich dagegen, seinen Namen und seinen Ruf durch eine Involvierung in dieses Verfahren befleckt zu sehen. Lassen Sie mich deshalb noch einmal mit allem Nachdruck darauf hinweisen, dass er nichts mit dieser Straftat zu tun hat, keine Kenntnisse über sie hat und kein Verdächtiger ist. Er kann zu dieser Angelegenheit keinerlei be- oder entlastenden Angaben machen. Er verwehrt sich dagegen, von der Verteidigung zu Verneblungszwecken in den Zeugenstand gerufen zu werden, und er verwehrt sich dagegen, dass ihn die Verteidigung dazu heranzuziehen versucht, von dem zur Verhandlung stehenden Fall abzulenken. Soll Mr. Haller gefälligst doch andere als Köder für seinen Fischzug nutzen.«
Cross drehte sich um und machte eine Handbewegung in Richtung Andrea Freeman.
»Vielleicht darf ich noch hinzufügen, Euer Ehren, dass sich die Anklage diesem Antrag aus selbigen eben genannten Gründen anschließt.«
Der Richter drehte sich mit seinem Stuhl zu mir und sah mich an. »Mr. Haller, möchten Sie darauf etwas entgegnen?«
Ich stand auf. Langsam. Ich hatte den Schaumgummihammer von meinem Schreibtisch in der Hand und knetete ihn mit meinen Fingern, die zwar seit neuestem vom Gips befreit, aber immer noch steif waren.
»Ja, Euer Ehren. Zuerst möchte ich feststellen, dass Mr. Cross mit seinem Bild eines Fischzuges nicht ganz unrecht hat. Mr. Opparizios Zeugenaussage beim Prozess, so sie denn zugelassen wird, ginge tatsächlich mit einigem Fischen einher. Nicht zur Gänze, wohlgemerkt, aber ich würde trotzdem gern meine Angel auswerfen. Das liegt jedoch nur daran, Euer Ehren, dass es mir Mr. Opparizio und seine Verteidigungsfront so gut wie unmöglich gemacht haben, gründliche Ermittlungen zu dem Mord an Mitchell Bondurant anzustellen. Mr. Opparizio und seine Handlanger haben nichts unversucht …«
Zimmer war aufgesprungen und protestierte lautstark.
»Euer Ehren! Ich will doch sehr bitten! Handlanger? Der Verteidiger will hier auf Kosten
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