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MicrDolly - 07 - Dolly hat Heimweh nach der Burg

MicrDolly - 07 - Dolly hat Heimweh nach der Burg

Titel: MicrDolly - 07 - Dolly hat Heimweh nach der Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enid Blyton
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„Hat das nicht Zeit bis später?“
„Keine Ahnung. Die Hausmutter sagte jedenfalls, es sei sehr dringend!“
„Also schön.“ Sandra erhob sich schmollend. „Gute Nacht, Don Rodriguez – bis morgen!“
Don Rodriguez erhob sich und verabschiedete sich von Sandra mit der ihm eigenen knappen Verbeugung. Wie ein Aal schlüpfte Evelyn auf den freigewordenen Platz neben dem angebeteten Lehrer. Dolly trat Susanne auf den Fuß und kicherte.
„Ein reizendes Mädchen, diese Sandra“, begann Evelyn die Konversation, „wirklich, ich mag sie gern. Wenn sie nur nicht so schrecklich oberflächlich wäre! Sie ist so verwöhnt worden von ihren Eltern – die vielen Reisen, Geld, soviel sie wollte, Kleider, Schmuck – , man kann ihr nur wünschen, daß ihr ein so hartes Schicksal erspart bleibt, wie ich es erleiden mußte. Es würde sie zerbrechen!“
Wenn Evelyn gehofft hatte, Don Rodriguez würde sich nun interessiert nach ihrem harten Schicksal erkundigen, hatte sie sich getäuscht. Don Rodriguez sah voller Sehnsucht verstohlen auf das Buch, das er an diesem Abend hatte lesen wollen. Seine Wohnung war noch nicht ganz fertig, und man hatte ihn solange in einem kleinen Gasthauszimmer im Dorf untergebracht, das schrecklich ungemütlich war. So mußte er wohl oder übel seine Abende vorläufig im großen Gemeinschaftsraum des Möwennests verbringen. Nichts gegen den behaglichen Gemeinschaftsraum, aber es wurde ihm einfach unmöglich gemacht, in Ruhe zu lesen.
„Ich hatte – im Gegensatz zu Sandra – ja das Glück, die Erziehung von Burg Möwenfels zu genießen“, plapperte Evelyn weiter. „Hatten Sie schon Gelegenheit, Burg Möwenfels näher kennenzulernen? Wenn Sie Lust haben, führe ich Sie gern einmal hin und zeige Ihnen die ganze Anlage. Es ist herrlich dort!“
Don Rodriguez nickte abwesend, seine Hand angelte nach dem Buch, blieb auf halbem Weg stehen und sank zurück, als Evelyn fortfuhr: „Wohnen Sie hier im Haus? Ich würde gern einmal mit meinem Spanischheft zu Ihnen kommen und Sie bitten, mir ein paar Dinge zu erklären, die ich nicht verstanden habe…“
„Ich wohne im Dorf“, sagte Don Rodriguez gequält. „Aber bitte, wenn Sie Fragen haben, Senorita, stehe ich Ihnen morgen nach dem Unterricht gern zur Verfügung.“
Don Rodriguez erhob sich und verbeugte sich artig. „Und nun entschuldigen Sie mich bitte, Senorita, ich möchte mich zurückziehen, ich bin müde.“ Er verließ den Raum so fluchtartig, als befürchte er, Evelyn würde ihn bis in seinen Gasthof verfolgen.
Dolly stieß Susanne an und erhob sich. Langsam ging sie zu Evelyn hinüber und ließ sich neben ihr aufs Sofa fallen. Susanne folgte ihr.
„So allein, Evelyn? Hat dein Anbeter dich im Stich gelassen? Er ist sehr rücksichtsvoll, nicht wahr?“
Susanne biß sich auf die Lippen, um nicht laut herauszulachen.
Evelyn wurde rot. Gerade eben hatte sie sich überlegt, ob Don Rodriguez vielleicht keine Lust hatte, länger mit ihr zusammen zu sein. Und nun kam Dolly und bewies, daß alle sie mit ihm gesehen hatten.
„Ja, er hat eine sehr vornehme Art“, zwitscherte Evelyn. „Aber das ist auch kein Wunder: Er stammt aus einem alten Adelsgeschlecht. Das hat er Sandra erzählt. Alter, aber leider verarmter Adel.“
„Siehst du, das merkt man sofort!“ Susanne hatte Mühe, ernst zu bleiben. „So etwas läßt sich einfach nicht verleugnen!“
„Nein, nicht wahr?“ Evelyn nickte eifrig und beglückwünschte sich insgeheim zu ihrem guten Geschmack.
„Eins muß man dir lassen, Evelyn“, bestätigte Dolly, „du hast einen sicheren Instinkt für die höheren Werte in einem Menschen. Das mußt du wohl von deiner feinfühligen Mutter haben.“
Evelyn schaute etwas ungewiß von der einen zur anderen. Meinten sie das nun ernst oder machten sie sich nur wieder über sie lustig.
In diesem Augenblick wurde die Tür aufgerissen. Sandra kam mit wutverzerrtem Gesicht herein und wollte sich auf Evelyn stürzen. Nur die befremdeten Blicke der übrigen im Raum Anwesenden hielten sie davon ab.
„Was hast du da für einen Blödsinn verzapft“, zischte sie, „die Hausmutter wußte gar nichts davon. Sie hat weder dir noch sonst jemandem den Auftrag gegeben, mich sofort zu rufen!“
„Ach wirklich?“ Evelyn spielte die Ahnungslose. „Dann muß ich mich wohl geirrt haben.“
„Du wolltest mich reinlegen, du gemeines Luder!“ fauchte Sandra ganz undamenhaft.
„Nun, sagen wir, ich wollte dich vor einem großen Fehler bewahren!“ flötete Evelyn.

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