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Microsklaven

Microsklaven

Titel: Microsklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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ausgraben, werden sie auf all die Fitneßstudios und all die furchteinflößend aussehenden Trainingsgeräte stoßen, und sie werden glauben, daß unsere Zivilisation eine Schwäche für Folter hatte.
    W ar auf einen späten Kaffee im Posh Bagel in der Main Street in Los Altos. Die weißen Lichter in den Bäumen waren wunderhübsch. So schlecht können die Menschen nicht sein.

SONNTAG
    D usty ist stinkwütend auf Todd. Sie hat eine Sammlung »Sakralsprays« entdeckt, die er in seinem Schrank versteckt hatte - zum Beispiel »Stigma-Spray« und »Die heilige Barbara aus der Dose«. Die schickt ihm seine Mutter aus Port Angeles. Sie bezieht sie von einem katholischen Versandhaus in Philadelphia. Es ist total irre, aber diese Sprays gibt es wirklich. Todd schmollte: »Sie hat sie weggeworfen, als wären es Antibiotika mit abgelaufenem Verfallsdatum.«
    U m eine weniger aggressive Arbeitsatmosphäre zu schaffen, versuchen Michael und ich, uns etwas möglichst Apolitisches einfallen zu lassen. Wir kamen schließlich auf Star Trek als politikfreie Zone. Also führte ich im Büro den Begriff TrekPolitiks ein.
    Susan sagte: »Ist euch schon mal aufgefallen, daß bei Star Trek irgendwie nie jemand einkaufen geht? Das ist eine vollkommen post-monetäre Gesellschaft. Wenn jemand eine Banane will, fotokopiert er einfach eine auf dem Replikator. Laßt uns anstelle des Replikators Malaysia oder Mexiko sagen, Palo Alto ist die Brücke und - bingo -: DAS HIER UND JETZT = STAR TREK.« Das ist wahr.
    Wenn man sich's recht überlegt.
    Ich fügte hinzu: »Ist euch schon mal aufgefallen, daß es bei Star Trek keine Vorgesetzten gibt, denen man Rechenschaft ablegen muß? Wenn jemand im Delta-Quadranten einen teuren Dilithium-Kristall zum Doughnuts-Machen verbraten hat, beamen sich keine Anzugtypen von Star Fleet Corporate vor seine Nase, die ihm dafür Geld abknöpfen. Beziehungsweise vom Star Fleet Marketing.« (Bohrende Blicke in Richtung Ethan.)
    Karla gefällt die TrekPolitiks-Idee. »Links gegen rechts ist mittlerweile passe. In der Politik geht es letztendlich um Biologie, Informationen, Diversifikation, Zahlen, Zahlen und noch mal Zahlen - alles unter einem Zuckerguß aus Charisma und Waffen.«
    Karla gehört, wie ich selber, zum neuen Typ des apolitischen Bürgers, der es sich leisten kann, wählerisch zu sein. Ich glaube, die Politik wird bald eher einem J.-Crew-Katalog ähneln als irgendeinem Ideal von 1776. Wenn sich jemand für irgendein Amt zur Wahl stellen will, muß er auch sagen können, warum er sich zur Wahl stellt. Tut er's bloß, um zu kandidieren, ist das schon ein Grund, ihn abzulehnen. Dusty sagte: »Thomas Jefferson hatte keine Ahnung, daß es einmal Victoria's-Secret-Kataloge geben würde und daß -ausgelöst durch die Medien - die Gesellschaft derart zersplittert würde. Überlegt doch mal - es wird nicht mehr lange dauern, bis die Welt nur noch aus Gefängnissen und Einkaufen besteht.« Sie dachte noch einmal kurz über ihre Worte nach, sagte: »Grotesko!«, und dann ging sie joggen.
    D ad ist zu einem zweiten Vorstellungsgespräch bei Delta eingeladen worden.
    K arla hat offenbar neulich, als ich die Mülltüten auf die Straße geschleppt habe, doch bemerkt, wie sehr ich dabei außer Atem geraten bin. Sie meint, ich sollte mal anfangen, ins Fitneßstudio zu gehen. »Du mußt deine Festplatte um ein paar Megabytes erweitern. Ich komme mit.« Sie hat recht - wir beide brauchen mehr Fleisch auf den Knochen - Verzeihung -wir brauchen mehr Kristallgitter auf unseren Festplatten.
    Jedesmal, wenn ich Karla ansehe, hat sie sich wieder ein Stück verändert, und mittlerweile wird mir bewußt, daß auch andere Männer sie ansehen, und das bringt mich dazu, mich selbst anzuschauen, und was sehe ich? Ein halbes Hemd. Plötzlich hat Karla Chancen bei Typen, die viel höher auf der Geek-Karriereleiter stehen als ich: Sie kann mit allen Phils-von-Apple dieser Welt ausgehen, wenn sie will - sie ist jetzt ins Reich der Muskeln und Kinngrübchen eingetreten. Es bedeutet mir zuviel, mit ihr zusammenzusein, als daß ich sie an eine ... Phil-Einheit verlieren möchte. Sie überhaupt jemals verlieren möchte, egal, an wen. Ich kann mir nicht vorstellen, sie zu verlieren. Ich muß kräftiger werden. Ich muß einen besseren Dan aus mir machen. Ich muß Bionic Man werden.
    W ir haben etwas herausgefunden: Wenn man Fernsehsendungen mit Videotextuntertiteln für Gehörlose aufnimmt, bekommt man TATSÄCHLICH englischsprachige Untertitel.

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