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Microsklaven

Microsklaven

Titel: Microsklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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Unser Unterhaltungsuniversum hat sich vervielfacht!

MONTAG
    S usan hat uns heute gesagt, was unsere Rollen und Fähigkeiten bei Star Trek wären:
     
    Michael:
    Körperloser Neokortex, der in einem Tank mit nährstoffhaltiger Lösung schwimmt; hat die Fähigkeit, in die Zukunft und die Vergangenheit zu blicken, verständigt sich über Leuchtdioden und ein Synchronschwimmteam aus Delphin-Hybriden, die in einer Bucht mit Satellitenanschluß an der Küste von Goa leben.
    Todd:
    Reparateur für kaputte Maschinen, hat anstelle von Fingern Werkzeuge; Quoten-Sexprotz, der dem Fernsehsender helfen soll, den Verkauf von Merchandiseartikeln anzukurbeln; kann den Sexual-Koeffizienten von Außerirdischen telepathisch bestimmen; wenn er sich auf den Planeten TanFastic beamt, wird seine Haut zu Gold.
    Karla:
    Biologie-Offizier; kann Gefühle hinter wissenschaftlichen Theorien verbergen; durch ihre überdurchschnittliche Intelligenz hat sie alle männlichen bzw. samentragenden Wesen unter der Fuchtel.
    Ich:
    Quoten-Erdling; hat typisch menschliche Schwächen und blamiert sich gern (danke, Susan).
    Bug:
    Gefiedertes Wesen; aus Mitleid aus einem untergehenden Throm-Nebel aufgelesen, wird ohne Zweifel, wenn die Serie schon längst auf allen möglichen Sendern wiederholt wird, in Entertainment Tonight hemmungslos über die anderen Darsteller und den Stab herziehen ... Grund: das Ausbleiben der Wiederholungshonorarzahlungen von der Screen Actors Guild und seine Schönheitschirurgiesucht.
    Susan selbst:
    Priesterin der rechten Gehirnhälfte, von den Fernsehsendern als Quoten-Sexbombe eingesetzt; frißt schon mal ein paar Männer, wenn sie sich aufregt; entwirft beim Schlafwandeln Burgen; makellose Plastikhaut, in den Schenkeln verborgene Bevatron-Kanonen.
    Dusty:
    Bionisches Wesen von einem zerstörten Valley-Planeten; strenge Zuchtmeisterin; ernährt sich von Röntgenstrahlen; in den Armen versteckte Schlangen, die ihr im Kampf beistehen.
    Ethan:
    Träger der Dunklen Macht; kann Fäkalien in Uran verwandeln; hat einen Hyperspace-Cruiser, der verschwinden und an jedem beliebigen Punkt in Zeit, Raum und Geld wieder auftauchen kann.
    Abe:
    Weiser Einsiedler, der seit Jahrtausenden auf einem Asteroiden umhertreibt; hat unergründliche Geheimcodes für alltägliche Handlungen entwickelt; einsam, aber nicht verbittert; sein Herz wurde tiefgefroren, und er sucht das ganze Universum nach dem Schmelzer ab.
    W ar heute zum erstenmal im Fitneßstudio, und mein Körper fühlt sich an wie ein leinölbetriebener ostdeutscher Trabant, der in einen Stapel brennender Fernseher geknallt ist. Diese Schmerzen!
    S usan ist gerade dabei, wegen eines asthmatischen Detroiter Airbrushkünstlers namens Emmett durchzudrehen, den Michael als Zeichner und Storyboardautor angeschleppt hat. (»Wir führen hier einen sehr disziplinierten kleinen Software-Laden«, sagte Ethan. »In Detroit weiß man doch, wie man Leute zur Arbeit antreibt!«)
    Ich glaube, an diesem Punkt von Susans sexueller Radikalisierung das Objekt ihrer Begierde zu sein, muß einem ganz schön Angst machen. Viel Glück, Emmett.
    Ach ja - Emmett heißt mit Nachnamen ... Couch. Ist das nicht zum Brüllen! Und er hat einen ganz speziellen Haß auf japanischen Zeichentrick. Er sagt, SEGA und Nintendo seien verantwortlich für die »subtile, aber massive Verkitschung des nordamerikanischen Zeichentrickfilms. Von Hanna-Barbera will heute niemand mehr etwas wissen.« Wie kann man so was nur so ernst nehmen?
    Emmett hat 4.000 Manga-Comics aus Japan. Die sind superbrutal und versaut! Die Figuren sehen alle aus, als würden sie unglaublich wichtige Sachen sagen und gerade mit Gott und dem Großen Zauberer reden - aber wenn man sie übersetzt, machen sie bloß Rülpsgeräusche. Susan hat in diesen Mangas eine ergiebige Quelle für Mode-Ideen entdeckt.
    J e klarer uns wird, daß unsere Lenin-Witze Todd auf die Nerven gehen, desto mehr ufert die Geschichte aus. Sogar Mom macht schon mit: Sie hat »Lenin«-Kekse gebacken und sie auf dem Weg zur Arbeit bei uns im Büro abgegeben. Wir sagten Todd, er solle sie mit geschlossenen Augen in die Hand nehmen und beschreiben, wie sie sich anfühlen - »irgendwie ledrig - irgendwie trocken - irgendwie ... zäh - als wär's ...« (öffnet die Augen).
    Ethan: »Ein einbalsamierter syphilitischer Tyrann?«
    »Ihr Arschlöcher! Oh, Verzeihung, Mrs. Underwood.«
    I ch habe heute einen neuen Ausdruck gelernt: »Proteinfenster.« Hat Todd mir beigebracht.
    Offenbar kann der

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