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Microsklaven

Microsklaven

Titel: Microsklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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Parkplatz wie ein AM. Einmal kam ich mit angetrocknetem weißem Maalox-Pulver auf den Lippen zu einer Versammlung, und alle dachten, es sei Koks oder so was. Ich erzählte ihnen, es handele sich um Brausepulver von Pixy-Stix, und sie sagten: ›Ach wie niedlich‹, aber sie dachten trotzdem, ich wäre voll auf Koks. Mann, wenn die wüßten, wie es wirklich ist - ein Pixy-Stick würde mir einen Krater von der Größe des Mt. Saint Helens in den Magen brennen.« Dann redeten wir über Vulkane und das Jahr, in dem der Mt. Saint Helens ausbrach, und über diesen alten Mann, der oben auf dem Berg wohnte. Er war extrem schrullig und wollte dort nicht weg, und alle fanden, er hätte ganz schön Charakter - und dann erwischte es ihn, als der Vulkan ausbrach. Da mußte ich an all die Leute bei IBM denken und an Dad und ...
    D ies ist meine allererste Risikokapital-Investoren-Versammlung. Ethan hat im Laufe seiner Valley-Karriere an Hunderten teilgenommen. Er sagt, das montägliche Partner-Treffen sei eine Art Tradition im Silicon Valley. Meistens findet es in der Risikokapital-»Mall« an der Ecke Sand Hill Road/Interstate 280 statt. Montags bemühen sich die Partner, zu einer Einigung zu kommen. Und dienstags werden die Entscheidungen gefällt.
    Nach fünfzehn Jahren im Geschäft wirkt Ethan wie ein routinierter Reiseleiter. Während wir die 280 entlangbrummten, bereitete er mich weiter auf die Veranstaltung vor: »Zuerst müssen die Kapitalnehmer ihr Produkt vorstellen. Wenn die Idee vielversprechend aussieht, wird eine umfassendere Präsentation verlangt - so ähnlich wie am Broadway. Bis dahin hat das ›Investoren-Team‹ das Unternehmen überprüft - mit Insidern gesprochen, die mit der Entstehung der Idee vertraut sind, mit ihrer Praktikabilität und Vermarktbarkeit - und auch die technische Seite gecheckt. Vor allem wollen sie wissen: Was beinhaltet die Technologie, die der Idee zugrunde liegt? Ist sie vertretbar? Wie existenzfähig ist die Idee insgesamt gesehen? Was hast du, was die anderen nicht haben? Weist das Team das notwendige technische Know-how auf? Das alles haben Michael und ich bereits hinter uns. Heute findet unsere zweite Präsentation statt.
    Wir haben alle technischen Tests bestanden, aber die Risikokapital-Firmen wissen noch nicht so recht, was sie von der Vermarktbarkeit von Oop! halten sollen. Beim Startkapital hat man das gesamte Risiko noch vor sich. Außerdem ist Software mittlerweile ein Endverbraucher- und kein Konzerngeschäft mehr - eher gehen 10.000 Einheiten an CompUSA als eine Rieseneinheit an Delta Airlines oder das National Cash Register.
    Das ist schlecht für uns, denn die Silicon-Valley-Firmen haben so gut wie keine Erfahrung mit der Procter & Gamble-mäßigen Anvisierung von Zielgruppen, doch das geben sie nicht zu. Statt dessen spielen sie die Multimedia-Visionäre. Genausogut könnten sie ein Schaf aufschlitzen und aus den Innereien lesen. Ein ziemliches Gezerre ist das. Das wird noch hart!« Wir hielten und stiegen aus dem Auto. »Moment mal, Ethan - du hast da ein paar Blätter auf der Schulter.« Ich pflügte ganze Schuppendünen von seinem Anzug. »So«, sagte ich, »alles klar.«
     
    Kurzfassung ...
     
    Risikokapitalversammlung (Meine erste [und letzte])
     
    1)
    Ich:
    (Durch meine Klamotten falle ich gleich als nicht dazugehörig auf; diese Risikokapital-Leute sind gekleidet, als würden sie gleich David Geffen einen Deal ins linke Ohr flüstern. Wieso hat Ethan mir nicht gesagt, was ich anziehen soll? Kaum daß wir durch die Tür waren, begann es von seinem Kopf zu schneien. Seine Schultern!) »Guten Tag.«
     
    2)
    Risikokapital-Frau mit Barbra-Streisand-in-Concert-Frisur:
    »Die Investoren wünschen, daß ein engagierter Visionär mit Gespür fürs Marketing für das Produkt verantwortlich ist.« (Wer zum Teufel soll das sein... Michael? Gespür fürs Marketing?)
     
    3)
    Ich:
    (Nicke und tue interessiert) »Hmmm ...«
     
    4)
    Ein RK-Mann mit einer beängstigenden Ähnlichkeit mit Barry Diller:
    »Einer der Hauptgründe dafür, daß Menschen Firmen gründen, ist, daß sie Kontrolle über ihr Umfeld und die Menschen, mit denen sie arbeiten, ausüben wollen.« Ethan stimmt zu.
     
    5)
    Stinkreicher Boomersomething mit knalliger Hermes-Krawatte:
    Schweigen
     
    6)
    Barbra:
    (ernst)
    »Besteht die Chance, in diesem Produktbereich weltweit Marktführer zu werden?«
     
    7)
    Barry:
    »Firmenneugründungen sind entweder etwas für abgestumpfte Zyniker - weil sie wissen, wie

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