Microsoft Word - Atlan 017 - Im Lande der Bestien.rtf
bewegte.
“Hören Sie es auch, Kamla Romo?” fragte Tekener.
“Natürlich”, bestätigte der Siganese. Er war ein Ultrahorcher, der mit seinem außerordentlich feinen Gehör noch Geräusche auf Frequenzen wahrnehmen konnte, die für andere Menschen nicht mehr wahrzunehmen waren.
“Ich bin allein schneller und beweglicher”, sagte Kennon ungeduldig. “Romo soll euch den Weg zeigen.”
Kurz entschlossen sprang er aus dem Gleiter. Sein Robotkörper befähigte ihn zum Fliegen. Kennon streckte sich und beschleunigte so schnell, daß die anderen ihn bald aus den Augen verloren.
Die ultrahohen Rufe kamen aus den Bergen. Kennon konnte sie deutlich wahrnehmen, und sie wurden immer klarer, je näher er einem langgestreckten Tal kam.
Der Kosmo-Kriminalist näherte sich einer schroff aufsteigenden Felswand, als ein Rudel seltsamer Tiere über eine Geröllhalde stürmte. Es waren antilopenartige Wesen, die auf sechs schlanken Beinen liefen und auf einen Abhang zueilten. Ein Felsspalt von fast zwanzig Metern Breite tat sich auf. Die Tiere schreckten davor nicht zurück. Sie setzten zum Sprung an und breiteten plötzlich weite Hautflügel aus. Mühelos glitten sie über den Abgrund hinweg und setzten auf der anderen Seite so leicht auf, als seien sie gewichtslos.
Zwischen den Felsen erschienen zwei schwarze Raubkatzen. Sie hetzten hinter dem Rudel her und trieben auch die letzten Flugantilopen über die Felskante. Dann blieben sie stehen und beobachteten, was auf der anderen Seite des Abgrunds geschah. Die fliegenden Antilopen sahen sich plötzlich drei weiteren Cloyds gegenüber. Ehe sie ausweichen konnten, waren die Schuppentiger schon unter ihnen und holten sich ihre Opfer. Doch dann entdeckte ein Cloyd Kennon, der hoch über den Tieren in der Luft schwebte. Er stieß einen schrillen Schrei aus. Die Raubkatzen flohen zwischen die Felsen.
Sekunden später kam Tekener mit dem Gleiter an. Er landete auf der Geröllhalde und wartete, bis Kennon kam. “Es ist nichts Besonderes geschehen”, sagte Kennon enttäuscht. “Zunächst glaubte ich, aus den ultrahohen Tönen, die die Cloyds ausstießen, mehr heraushören zu können. Ich hatte den Eindruck, aus den Tonfolgen ein System herausfinden zu können, aber ich habe mich wohl geirrt. Die Cloyds haben jedenfalls eine Treibjagd veranstaltet. Sie arbeiteten dabei gut zusammen.”
Ronald Tekener blickte zu dem Plateau hinüber, auf dem die Cloyds die Flugantilopen getötet hatten. Eine Raubkatze erschien jetzt dort und packte eines der Tiere, um es wegzuschleppen. Die handtellergroßen Schuppen glänzten im Sonnenlicht. Tekener konnte erkennen, daß das Wesen neben den sechs Beinen auch noch zwei Arme hatte. Sie ragten dicht hinter dem Hals aus den Schultern.
“Nebenbei haben auch die Flugantilopen ultrahohe Laute ausgestoßen”, schloß Kennon seinen Bericht.
5.
Der Gleiter flog in niedriger Höhe über die Urwaldbäume hin, deren bizarr geformte Blätter sich in ständiger Bewegung befanden.
“Da ist etwas”, sagte Sinclair Marout Kennon plötzlich, als sie über eine Schlucht hinwegflogen. “Ich habe etwas geortet.”
Da der Gleiter zwischen den Bäumen zu unbeweglich war, verließen Kennon und der Siganese das Fahrzeug und ließen sich langsam nach unten sinken. Das bläulichgrüne Blättergewirr war so dicht, daß sie nicht erkennen konnten, was auf dem Urwaldboden vor sich ging. Der Robotmensch hatte mit seinen elektronischen Ortungsinstrumenten eine Energiequelle ausgemacht. Es ging nur eine schwache Strahlung von ihr aus. Kamla Romo hielt sich dicht an Kennon, als sie durch die Blätter in die Tiefe sanken. Eine Schar blau und rot gestreifter Pelztiere kletterte in den Bäumen. Die Tiere flohen laut kreischend vor den beiden Männern.
Kamla Romo flog jetzt dicht vor Kennon. Er zeigte nach unten, um den Spezialisten aufmerksam zu machen, aber der Kosmo-Kriminalist hatte schon erkannt, von wo die Strahlung ausging.
Auf dem Boden des Dschungels lagen zwei Skelette. Es waren die Reste zweier humanoider Wesen. Kennon und Romo landeten nicht auf dem Urwaldboden, auf dem es von Insekten wimmelte. Sie schwebten dicht über den beiden Toten. Die Energiestrahlung ging von einem Strahlmesser aus, das neben einem der beiden Toten lag. An den Kleiderresten konnte Kennon die beiden Männer als Springer identifizieren. Die Spuren der großen Pranken verrieten, wer die beiden Männer überfallen hatte, und die Spezialbehälter für Krabben und Fische sagten Kennon, woher die
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